letzte Änderung am 27. November 2003

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Ausgebügelt

Gut einen Monat lang hatten über 500 ArbeiterInnen im Sommer das Fabrikgelände von Uniontex besetzt. Sie streikten gegen die drohende Schließung der Fabrik und forderten ihre noch nicht ausgezahlten Löhne.

Uniontex ist eine private Baumwollfabrik in Lodz (Polen), süd-westlich von Warschau. Sie gehört zu dem polnischen Konzern "Fastyo", der aus Uniontex (Lodz), Fasty (Bialystok) und Andropol (Andrychow) besteht. Seit Anfang dieses Jahres hat die Fabrik ernsthafte finanzielle Probleme. Seit März bekamen die Arbeiter ihre Gehälter nicht mehr ausgezahlt.

Als die Fabrik den Konkurs bekannt gab, gingen die Arbeiter in Streik. Sie forderten die sofortige Auszahlung der ausstehenden Löhne und ein Mitbestimmungsrecht der Belegschaft bzw. einen Aufschub des Konkurses bis Mitte September.

Offiziell wurden als Ursachen der finanziellen Krise höhere Produktionskosten und der Mangel an Nachfrage angegeben. Doch die ArbeiterInnen sehen einen anderen Grund. Sie führen den Konkurs auf die Taktik der Firmeneigner zurück, die vertraglich regelten, dass Profite von Uniontex nicht in der Firma bleiben, sondern bestimmten anderen Fabriken zuzuführen sind. Diese Fabriken wiederum gehören Mitgliedern der obersten Firmenleitung von Uniontex. Die ArbeiterInnen informierten die Staatsanwaltschaft über diese Transaktionen und forderten eine strafrechtliche Verfolgung.

Zu dem Zeitpunkt besetzten schon gut 500 Leute das Fabrikgebäude und die Warenhäuser. Sie wollten die Lagerbestände im Wert von 2 Mio. PLN (ca. 500 000 Euro) beschützen und die Maschinen vor der Demontage bewahren.

Beide Gewerkschaften, die in Uniontex präsent waren (NSZZ, OPZZ) unterstützten den Streik, indem ihre Delegierten an dem Streikkommittee teilnahmen. Doch obwohl damit zwei der wichtigsten polnischen Gewerkschaften in den Streik verwickelt waren, hatten die Streikenden keine wirkliche Unterstützung. Die lokalen Gewerkschaften verhielten sich wie gewohnt passiv. Eine Woche, nachdem der Streik begonnen hatte, standen die Streikenden mit der Arbeiter-Innen Initiative der Anarchistischen Föderation Lodz in Kontakt. Die Inititiative versorgte sie so gut wie möglich mit Nahrungsmitteln und Getränken.

Das Verhalten der Fabrikleitung war schwer zu definieren. Erst drohten sie den Streikenden mit der sofortigen Entlassung, dann schienen sie doch flexibel und für Zugeständnisse bereit zu sein. Schließlich kam es am 27.6. zu einem Abkommen zwischen der Firmenleitung und dem Streikkommittee. Von den Forderungen, die Uniontex den ArbeiterInnen in einem Abkommen zugesagt hatte, wurde bis heute keine einzige realisiert. Stattdessen hat die Regierung damit begonnen, die führenden Aktivisten zu verfolgen. Slawomin Kacmarek, Vizepräsident von Uniontex "Solidarnosc", wurde von der Polizei auf fraglichen Verdacht hin festgenommen und zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die ArbeiterInnen Initiative Lodz ist noch in Kontakt mit den ArbeiterInnen von der Uniontex Fabrik.

Becker (FAU-Vorarlberg)
Erschienen in DA (Direkte Aktion, anarcho-syndikalistische Zeitung) 160 vom November & Dezember 2003

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