Feuerwehrstreik in England
Firefighters' union accepts 16 per cent deal to end dispute
Ein (englischer) Artikel von Barrie Clement im
"Independent" vom 13.Juni 2003
zum Ende des Feuerwehrstreiks. Rund 75 Prozent der über 300 Delegierten der eigens einberufenen Sonderkonferenz in
Glasgow stimmten für Streikende. Den zunehmend auftretenden Forderungen nach einem neuen Vorstand begenete der
Gewerkschaftsvorsitzende Gilchrist defensiv: Er könne verstehen, wenn Kollegen mit seiner Amtsführung unzufrieden seien...
Wird der Feuerwehrstreik verboten?
Ein Bericht der BBC-Nachrichtenredaktion vom 16.März besagt, dass der
Blair-Stellvertreter Prescott beim Generalstaatsanwalt Lord Goldsmith war, um
diesen über die Lage an "der Streikfront" der Feuerwehr zu informieren.
Goldsmith erwägt, den für kommenden Donnerstag erneut ausgerufenen
eintägigen Streik der Feuerwehrleute zu verbieten, weil er in der aktuellen
Lage die Sicherheit der Nation gefährden könne. Bereits in der letzten
Woche hatte der "Schatten-Wehrminister" der Konservativen Partei in
der Presse die Feuerwehrgewerkschafter als "Freunde Saddams" bezeichnet...
Der Bericht auf der
BBC-News Seite: Fire strike may be banned
Feuerwehrstreik - neue Streikrunde ausgesetzt, Samstag 7.12.02 Demonstration
in London
Die neue 8-tägige Streikrunde der FBU wurde ausgesetzt (2.Dez 2002) "um Verhandlungen
zu ermöglichen". Dennoch: Aufgrund der extremen politischen Haltung der Blair-Regierung
(und der Tatsache, dass die im Zuge von Notstandsmassnahmen eingesetzte Armee
eben doch nicht als Feuerwehr taugt) wird die Auseinandersetzung immer heftiger.
Dazu:
- Erfolgreiche Solidaritätsdemo für die Feuerwehrleute. Etwa 12.000
Demonstranten zählten FBU und TUC, rund 9.000 die britische Polizei am
Samstag, den 7.Dezember 2002. In jedem Falle die grösste rein gewerkschaftliche
Demonstration Englands seit der Schliessung der Kohlezechen Mitte der 80er
Jahre, vermeldet BBC. Neben arbeitsfreien Feuerwehrleuten und ihren Frauen
waren vor allem Lehrer und Eisenbahner aus Solidarität gekommen.
- Der britische Gewerkschaftsbund hat seit dieser Woche eine Sonderseite im
Netz eingerichtet "Fair pay for the fire services" - Gerechte Bezahlung für
die Feuerwehren. Mit Hintergrundinformationen: Link zur TUC Sonderseite zum Feuerwehrstreik
- prol-position fasst ein Interview (englisch) mit einem Belfaster Feuerwehrmann
und Gewerkschaftsaktivisten über Bedeutung und Verlauf des Streiks zusammen:
Fire Fighters in Britain on Strike (Link)
Feuerwehr - 8 Streiktage beginnen
Am Donnerstag früh (21.11.02) schien die Sache beigelegt - ein Abkommen der
kommunalen Behörden mit der FBU schien erreicht. Aber einmal mehr hat die Blair-Regierung
die "Unterschrift" verweigert. Was als normale Lohnauseinandersetzung begann,
wird so immer mehr zum politischen Fokus, an dem sich Blair als getreuer Erbe
des Thatcherismus profilieren muss - und will.
- Solidaritätsdemonstration mit Feuerwehrstreik. Zum 7.Dezember ruft die Gewerkschaft
der Feuerwehrleute (FBU) zu einer landesweiten Demonstration nach London auf
- der Gewerkschaftsbund TUC zur Unterstützung durch GewerkschafterInnen und
Öffentlichkeit. Mit dieser Demonstration soll vor allem gezeigt werden, dass
die Propagandakampagne gegen den Streik der Feuerwehrleute, die die Blair-Regierung
im Stile Thatchers orchestriert, nicht entscheidend verfangen hat, der Streik
nicht isoliert ist.
- Streiche in Zeiten des Streiks. Die Aufmerksamkeitspyromanen. "Der erste
Streik der britischen Berufsfeuerwehr (FBU) seit 25 Jahren hat 48 Stunden
gedauert, der zweite zieht sich seit fünf Tagen und bis Weihnachten sind zwei
weitere jeweils einwöchige Streiks (am 4. und 16.) geplant. 40 Prozent mehr
Gehalt fordert die Fire Brigades Union, deren Vergütung noch nach einer 25
Jahre alten Formel berechnet wird - nach vierjähriger Ausbildung verdient
ein Feuerwehrmann etwa 34 400 Euro. Während die Regierung einstweilen auf
ihren angebotenen elf Prozent Gehaltserhöhung sitzen bleibt, sich wütend windet
und von Zeiten "erhöhter Terrorgefahr" spricht, in denen man aus ethischen
Gründen nicht die Arbeit niederlegen dürfe, verhandelt sie mit den Streikenden,
von denen man sich nicht erpressen lassen könne, weil man sonst einen Präzedenzfall
habe, schon fast ähnlich wie mit Terroristen. Und im Land macht sich ein Terror
ganz anderer Art breit. Der Telefonterror..." Link zum Artikel von Michaela Simon in telepolis vom 27.11.2002
- Tony Blair bleibt kompromißlos. Britische Regierung forciert Ausstand der
Feuerwehrleute. Brandanschlag auf Haus eines Streikenden". Der Tarifkonflikt
bei der britischen Feuerwehr eskaliert zusehends. Am Montag bezeichnete Premierminister
Tony Blair den von der Gewerkschaft der Feuerwehrleute (Fire Brigades Union
- FBU) organisierten Streik als »falsch und gefährlich«. Die Regierung selbst
verhinderte am vergangenen Freitag einen Kompromiß zwischen den Tarifparteien,
der FBU und Vertretern der Kommunen. Diese hatten sich auf eine sechzehnprozentige
Lohnerhöhung und weitere Verhandlungen über die von der Arbeitgeberseite geforderte
»Modernisierung« des Tarifvertrages geeinigt. Ursprüngliche Forderung der
FBU war eine Lohnsteigerung um 40 Prozent auf jährlich umgerechnet 50000 Euro...."
Link zum
Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom 26.11.2002
- Trial of strength that Blair simply cannot afford to lose (Blair kann sich
einfach nicht leisten, diese Kraftprobe zu verlieren). Link zum Artikel von Andrew Grice and Barrie Clement in der
Zeitung "The Independent" vom 23. November 2002, in dem die politische
Bedeutung der Auseinandersetzung zusammengefasst wird
- After the dream of a deal comes the reality of an eight-day strike (Nach
dem Traum vom Abkommen die Realität eines achttägigen Streiks). Link zum Artikel von Kirsty Scott für die Zeitung "The Guardian"
vom 23.11.02, der über das Auftreten eines Mitglieds der Tarifkomission
bei Streikposten berichtet - die FBU argumentiert mit der Weigerung von Blairs
Stellvertreter Prescott, mitten in der Nacht zu den
Verhandlungen zu kommen...
Feuerwehrstreik - nun doch
- In der letzten Woche gab es, wie einst angekündigt und dann zurückgenommen,
die ersten beiden von zunächst 8 Streiktagen der britischen Feuerwehr. 6 Pfund
- oder 8,40 Pfund die Stunde. Was zunächst aussieht wie ein "normaler" Streik
um Lohntarife, war von Anfang an mehr: Es ging und geht auch um die Einführung
neuer Technologien und um gewerkschaftliche Mitbestimmung dabei. Endgültig
zum Politikum
geworden ist der Streik der FBU (Fire Brigades Union) durch die aggressive
Haltung der Regierung Blair, der dieser Streik voll gegen ihre Haushalts-
und Strukturpolitik geht. Der stellvertretende Ministerpräsident hat dann
auch die Armee angewiesen, sich bei weiteren Streiktagen darauf vorzubereiten,
die Streikpostenketten zu überwinden - Soldaten trainieren bereits an 100
der neuen Hightech Löschzüge. Auf der anderen Seite war der Beschluss des
Gewerkschaftsvorstands, die geplanten ersten Streiktage auszusetzen - aufgrund
sehr unkonkreter Zusagen über weitere Verhandlungen - auf massiven Protest
in der Mitgliedschaft gestossen. Trotz einer heftigen Medienkampagne war die
öffentliche Reaktion durchaus gespalten - mit anderen Worten gelang es der
Regierung Blair bisher nicht, die Streikenden politisch zu isolieren. So lassen
sich knapp die vier folgenden (englischen) Meldungen zusammenfassen:
- Feuerwehrstreik: Die Arbeitgeber wollten 16% Lohnerhöhung bezahlen -
Blair hat es untersagt. Die walisische Zeitung "The Western Mail" veröffentlichte
am 18.November eine redaktionelle Nachricht, die besagt, dass die kommunalen
Arbeitgeber bereit waren, den Feuerwehrleuten ein Angebot von 16% Lohnerhöhung
zu machen. Eine direkte Intervention der Regierung Blair habe dies untersagt,
und ihnen die sogenannten Bain-Richtlinie aufgezwungen, eine Studie, die
maximal 4% Lohnerhöhung vorsieht. Tarifhoheit weg, Armeeeinsatz angedroht
- die Labour Party rüttelt an den Grundfesten des eigenen Systems. Link zum (englischen) Bericht von "Western Mail",
den wir hiermit zusammengefasst haben: "Government blocked 16% offer to
firemen"
- Britischer Feuerwehrstreik: Menschenleben gefährdet? jW sprach mit John
McGhee, nationaler Organisator der Gewerkschaft der Feuerwehrleute (FBU)
in Großbritannien. Link zum Interview von Daniel Behruzi in junge Welt vom
19.11.2002
- Link zur BBC-Meldung zum Feuerwehrstreik ("Firefighters
strike") vom 14.11.02
- "No return to master and servant" (Keine Rückkehr zu Herr und Knecht").
Link zum Artikel von Andy Gilchrist im Guardian vom 15.11,
der sich vor allem mit den weitergehenden Fragen als der Lohnerhöhung
befasst
- "Firefighter Strike Poses Blair's Worst Union Crisis" (Der Feuerwehrstreik
bedeutet Blairs grösste Gewerkschaftskrise). Link zur Reuters-Meldung von Sinead O'Hanlon vom 15.11
auf Yahoo-News
- FBU thanks public for support (FBU bedankt sich für die Unterstützung
der Öffentlichkeit). Link zur Mitteilung der Gewerkschaft
Aussetzung des Feuerwehrstreiks
- Relief over fire strike suspension / Erleichterung über Aussetzung des Feuerwehrstreiks.
Einstimmig hat der Vorstand der Gewerkschaft der Feuerwehrleute - FBU - beschlossen,
die ersten beiden Streiktage auszusetzen. Neue Verhandlungen mit Tony Blairs
Stellvertreter John Prescott (einst selbst Organisator mehrerer Streiks) hätten
Perspektiven ergeben, die geforderten Lohnerhöhungen zu erreichen. Die Regierung
zeigte sich erleichtert, die FBU ebenso und auch die Öffentlichkeit, die zwar
das Anliegen der Feuerwehrleute unterstützte aber gegen einen Streik sei,
berichtet die Korrespondentin Nyta Mann am 27.Oktober auf BBC-News (auf englisch, Link).
Die gesamte Berichterstattung der BBC zur Auseinandersetzung zwischen der
Labour-Regierung und ihrem kollektiven Mitglied FBU macht deutlich, dass die
Regierung durchaus zahlen will - unter Bedingung der "Modernisierung"...
Streik?