Legalisierung der autonomen Lehrergewerkschaften!

Leider kann ich heute nur ganz kurz berichten: Es geht aber darum, dass der Streik der Lehrer, der nun schon seit rund 2 Monaten andauert, immer stärker wird, während die Regierung alles versucht, Verhandlungen oder gar Abkommen mit den beiden autonomen Organisationen zu verhindern. CLA und CNAPEST werden einstweilen nicht als Gewerkschaften anerkannt: Nicht nur wegen ihres aktuellen Kampfes, sondern auch, weil ihre alleinige Existenz und Entwicklung gegen die "offizielle" Lehrergewerkschaft FNTE eine Herausforderung an das politische System Algeriens sein könnten: Gewerkschaften haben im Gewerkschaftsbund UGTA zu sein, der noch direkter in Abhängigkeit zur FLN steht wie bei euch der DGB zur SPD.

Dementsprechend müssen die Lehrer ständig eine Art "Zweifronten-Krieg" führen, gegen die Regierung, die gerade erneut sogenannte Reformprojekte für den Bildungsbereich vorbereitet - die vergleichbar mit diversen ersten europäischen Schritten zur Privatisierung des Bildungswesens sind - und auf der anderen Seite gegen die FNTE, die nur dann einen Finger krumm macht, wenn es gegen die Lehrer geht.

CNAPEST (Conseil National Autonome des Professeurs del'Enseignement Secondaire) und CLA (Conseil des Lycées d'Alger) haben es geschafft, den Streik zunehmend zu einem nationalen Kampf zu machen: in den meisten Bezirken des Landes ist der Unterricht schwer behindert und in den letzten Tagen erkennt man eine Tendenz, dass sich die Bewegung in alle Schulbereiche ausbreitet.

Die Regierung versucht mit "Suspendierungen" einerseits und "Gnadenakten" (!) andrerseits zu taktieren und zu spalten, versucht Schüler und Eltern - fast immer ohne Erfolg - gegen den Streik zu mobilisieren, und führt "Gespräche" - mit dem Generalsekretär der UGTA. "Im Dialog bleiben" war, soweit ich mich erinnere in Europa der Ausdruck dafür, wenn Gewerkschaften zur Regierungspolitik hüsteln.

Mehdi Benflis