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Updated: 18.12.2012 15:51
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Neues über die Auseinandersetzungen um die Ausweitung der Cerrejon-Mine in KolumbienGesamtarbeitsvertragsverhandlungen bei Carbones del Cerrejón stehen vor dem endgültigen Scheitern, ein Streik scheint unausweichlich

Die Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag in der Kohlenmine El Cerrejón, die zu einem Drittel dem Schweizer Bergbaukonzern Xstrata aus Zug gehört, scheinen vor dem definitiven Scheitern zu stehen. Wir veröffentlichen ein Up-Date zur aktuellen Lage, einen Musterbrief in spanischer Sprache sowie eine deutsche Kurzübersetzung dieses Musterbriefes von der Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien. Die KollegInnen bitten darum den Brief möglichst schnell an die angegebenen Adressen zu senden.

Up-Date vom 23. Januar 2007

In den vergangenen gut zwei Wochen wurde zwischen der Gewerkschaft SINTRACARBON und der Verhandlungsequipe des Unternehmens Carbones del Cerrejón LLC weiter verhandelt, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre. Die Gewerkschaft hat angesichts der Unnachgiebigkeit und des mangelnden Verhandlungswillens des Unternehmens versucht, den Druck zu erhöhen. So kam es am 11. Januar 2007 zu Protesten der Gewerkschaft SINTRACARBON in Riohacha, der Hauptstadt des Departaments Guajira, um gegen den mangelnden Verhandlungswillen der Minengesellschaft zu protestieren. SINTRACARBON wurde dabei vom Gewerkschaftsdachverband CUT Sektion Guajira und Bewohnern der Gemeinschaften der von der Mine betroffenen Dörfer Roche, Patilla, Provincial etc. und der Vertriebenen von Tabaco unterstützt. Auch in Barranquilla und anderen Orten kam es zu Protestaktionen. Am 12. Januar 2007 führte SINTRACARBON auch eine grosse Pressekonferenz durch, in dem sie den Verlauf der Verhandlungen erklärte und den Willen bekräftigte, notfalls einen Streik durchzuführen, wenn es nicht noch zu einer umfassenden Einigung komme.

Derweil wurde intensive weiter verhandelt: Am 11. Januar wurde von SINTRACARBON ein Verhandlungsvorschlag der Firma diskutiert und die Verhandlungen gingen am Nachmittag weiter, wobei die Gewerkschaft erneut Gegenvorschläge präsentierte. Am 12. Januar nachmittags erwartete die Gewerkschaft eine umfassende Antwort mit Vorschlägen der Firma, was jedoch nicht der Fall war. Obwohl es in gewissen Punkten zu einer Annäherung gekommen war (z.B. über Anzahl und Höhe der Darlehen an die Arbeiter, über Prämien für die Arbeiter etc.), blieben die Unterschiede in anderen Bereichen sehr gross oder weigerte sich das Unternehmen sogar, diese zu diskutieren. Nicht verhandelt wurde beispielsweise über die Gesundheitsversorgung der Arbeiter und über Stipendien für Universitätsstudium der Arbeiterkinder. Ebenso weigerte sich die Firma, über eine Verbesserung des Status der temporären Vertragsarbeiter und über die Situation der Gemeinschaften zu sprechen. SINTRACARBON hält daran fest, dass diese Gemeinschaften ein Recht auf kollektive Verhandlungen und auf faire Entschädigungen haben.

Da die offizielle Verhandlungsfrist inklusive Verlängerung am 12. Januar endete, ohne dass eine Einigung erzielt worden wäre, führte die Gewerkschaft vom 15. bis 20. Januar 2007 an ihrer Basis eine Abstimmung über den Streik durch. Die grosse Mehrheit der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter stimmten für den Streik. Schliesslich einigten sich Gewerkschaft und Unternehmen, trotz abgelaufener Verhandlungsfrist, weiter zu diskutieren. Im Fordergrund stand eine Lösung für einen Zweijahres - GAV anstatt den ursprünglich von SINTRACARBON angestrebten Dreijahresvertrag. Am 17. Januar wurden dazu von beiden Seiten neue Vorschläge unterbreitet, und am 18. Januar wurde intensiv über die folgenden Themen verhandelt: Löhne, Krankenversicherungen, Ausbildungszuschüsse, Transportzuschüsse, temporäre Vertragsarbeiten und Gemeinschaften. Wieder konnte jedoch kein Durchbruch erzielt werden.

Am 19. und 20. Januar gingen die Verhandlungen weiter, während je ein Vertreter der Gewerkschaft und der Gemeinschaften in Bogotá an einem Hearing im Senat zur Bergbauproblematik teilnahmen. Zudem kam es in Bogotá zu einem internationalen Treffen, an dem auch die ILO und Vertreter von Anglo American teilnahmen. Zudem wurde bei den Abstimmungen vom 15. bis zum 20. Januar mit überwältigender Mehrheit beschlossen, einen Streik durchzuführen. 98% der Gewerkschaftsmitglieder entschieden sich für den Streik, 76% der Stimmberechtigen nahmen an der Abstimmung teil. SINTRACARBON hat nun zehn Tage Zeit, um den Streikbeginn auszurufen. In dieser Zeit kann aber noch weiter verhandelt werden. International haben die Gewerkschaft und die Gemeinschaften grosse Unterstützung aus den USA, Grossbritannien, Kanada und der Schweiz. All dies hat dazu geführt, dass das Unternehmen Carbones del Cerrejón seine Position vorübergehend etwas aufgeweicht hatte und bereit war, am Montag 22. Januar 2007 erstmals das Thema "Gemeinschaften" zu diskutieren. Eder Arregoces wird die Gemeinschaften in diesen Verhandlungen vertreten. Für kurze Zeit kam also Hoffnung auf, dass ein Durchbruch in den Verhandlungen doch noch möglich sei. Noch am selben 22. Januar 2007 Abends verkündete SINTRACARBON jedoch, dass die Firma einmal mehr keine Bereitschaft gezeigt habe, seriös zu verhandeln. SINTRACARBON hat sich daraufhin von der Verhandlung zurück gezogen und der beschlossene Streik scheint unausweichlich.

SINTRACARBON mobilisiert nun nochmals seine internationalen Unterstützungsnetze und versucht, mit verschiedenen Mobilisierungen und Briefaktionen doch noch eine Einigung zu erzielen.

Stephan Suhner Fachstelle.bern@askonline.ch www.askonline.ch


Kurzübersetzung des danach folgenden spanischen Briefes

Brief an Herrn Teicher, Präsident von Carbones del Cerrejón LLC, mit Kopie an Xstrata

Señor León Teicher
Carbones del Cerrejón LLC
leon.teicher@cerrejoncoal.com

Folgendes ist der Inhalt des Briefes:

Ich habe Kenntnis von der schwierigen Situation der Gewerkschaft SINTRACARBON, der Arbeiter der Kohlenmine El Cerrejón und der Bewohner der umliegenden Dörfer. Ich wurde über die Kollektivverhandlungen sehr genau informiert und bin über die erhaltenen Informationen beunruhigt:

Die Verhandlungen verliefen sehr schleppend und das Unternehmen schien wenig Interesse gezeigt zu haben, zu einer Einigung zu kommen. So habe sich die Firma geweigert, über gewissen Punkte des Forderungskataloges überhaupt zu verhandeln, so z.B. über die Krankenversicherung der Arbeiter, über die Situation der Temporärarbeiter sowie über das Schicksal der umliegenden afrokolumbianischen und indigenen Gemeinschaften. Diese Weigerung erfüllt mich mit Sorge.

Ebenso wurde ich darüber informiert, dass die Gewerkschaftsmitglieder massiv für den Streik stimmten, nachdem der Verhandlungsrahmen erfolglos ausgeschöpft worden war. Ich anerkenne die Entscheidung der Gewerkschaft, zum legalen Mittel des Streiks zu greifen, bin aber gleichzeitig über die Sicherheitslage der Gewerkschafter und Anwohner besorgt, da schon im Dezember verschiedene Todeslisten zirkulierten. Ebenso habe ich aber erfahren, dass der internationale Druck und der Streikbeschluss Wirkung gezeigt hatte und sich die Firma zum ersten Mal bereit erklärte, über die Anliegen der Gemeinschaften zu verhandeln.

Leider hat auch dieser neue Verhandlungsversuch zu keiner Einigung geführt, die Gewerkschaft denunzierte die Unnachgiebigkeit des Verhandlungsteams der Firma und verliess die Verhandlungen. Trotzdem gelange ich nochmals mit dem Aufruf an Sie, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um eine einvernehmliche Lösung zu ermöglichen und den Streik doch noch abzuwenden. .

Mit freundlichen Grüssen

Unterschrift

Kopie an:

Andrés Soto, Carbones del Cerrejón LLC, andres.soto@cerrejoncoal.com

Marc Gonsalves, Fax. +44 20 7968 2810, mgonsalves@xstrata.com

Claire Divver, cdivver@xstrata.com

Brigitte Mattenberger, Bahnhofstrasse 2, Postfach 102, 6301 Zug,

Fax: +41 41 726 60 89 bmattenberger@xstrata.com

SINTRACARBON, jdeluquez@hotmail.com ; flozan1@yahoo.com ; jquiroz11@gmail.com


Musterbrief in Spanisch

Ort , 23 de enero de 2007

Señor León Teicher
Carbones del Cerrejón LLC
leon.teicher@cerrejoncoal.com

Estimado señor Teicher

Me dirijo a usted para expresar mi preocupación por la situación de los miembros del Sindicato SINTRACARBON y los trabajadores de la Mina El Cerrejón, asó como de las comunidades afectadas por la mina como lo son los desplazados de Tabaco y Manantial y las comunidades de Tamaquita, Roche, Patilla y Los Remedios.

Conozco de la situación de aislamiento, contaminación y destrucción del territorio de los habitantes de las mencionadas comunidades así como de las dificiles condiciones de trabajo en la mina. He sido informado del avance lento de las negociaciones entre la Comisión negociadora de Carbones del Cerrejón LLC y SINTRACARBON sobre el pliego de peticiones para una nueva convención colectiva. Me preocupa enormemente que en más de treinta días de negociaciones no se haya llegado a ningún acuerdo sobre el pliego de peticiones presentado por SINTRACARBON. SINTRACARBON me ha informado de la posición bastante cerrada que ha mostrado la empresa durante la negociación y de la falta de voluntad para llegar a acuerdos. Estoy muy consciente de la dificil situación económica de los trabajadores ante el continuo aumento de gastos para salud, educación de los hijos etc., y que la frecuente iliquidez de las familias trabajadoras ha llevado a más de una familia a situaciones emocionales difíciles. Igualmente estoy muy preocupado por la negativa de la empresa de discutir puntos importantes del petitorio como la suerte de los trabajadores contratistas y la solicitud de las comunidades aledañas afectadas por la mina de poder realizar negociaciones colectivas sobre su reubicación integral y recompensas justas.

He sido informado que le semana pasada los afiliados del Sindicato han votado masivamente por la huelga que debería iniciarse de aqui al final del mes de enero. Reconozco la decisión del Sindicato de recurrir a la huelga como mecanismo de pressión legal para buscar una solución satisfactoria a su petitorio. Pero a la vez estoy muy preocupado, ya que la huelga puede aumentar los riesgos para los directivos sindicales. Conozco de la crítica situación de seguridad de los líderes sindicales y sociales de la región a raíz de amenazas de muerte proferidos por un grupo paramilitar denominadas Las Aguilas Negras. Temo que la huelga pueda empeorar la dificil situación de seguridad de los directivos sindicales.

Por un breve momento parecía que una solución iba a ser posible, ya que el equipo negociador de la empresa había modificado su posición y accedió a abordar el día 22 de enero el tema de las comunidades. Sin embargo, de nuevo fui informado de que las negociaciones una vez más no prosperaron y que su empresa muestra un actitud de intransigencia y total falta de voluntad para llegar a acuerdos. Es así que el sindicato SINTRACARBON se retiró de la mesa de negociación y que la huelga es inevitable.

Sin embargo, le pido a usted y al equipo negociador de Carbones del Cerrejón hacer todo lo posible para llegar a un acuerdo con SINTRACARBON y las Comunidades afectadas por la mina. Respaldo claramente el pliego y la decisión de SINTRACARBON de acudir a la huelga y las demandas de las Comunidades por negociaciones colectivas y recompensas justas. Además, le pido que haga todo lo posible para garantizar la seguridad de todos los trabajadores, de los líderes sindicales y de las comunidades, y que ante la declaración de la huelga se abstenga de recurrir a medidas de fuerza y de represión.

Confiando en su buena voluntad, mantenemos la esperanza de que una solución amistosa sea todavía posible esta semana y que no sea necesario recurrir a la huelga que tendría efectos negativos para todo el mundo.

De su consideración

Unterschrift

Copia a:

Señor Andrés Soto, Carbones del Cerrejón LLC, andres.soto@cerrejoncoal.com

Señor Marc Gonsalves, Fax. +44 20 7968 2810, mgonsalves@xstrata.com

Señora Claire Divver, cdivver@xstrata.com

Señora Brigitte Mattenberger, Bahnhofstrasse 2, Postfach 102, 6301 Zug,

Fax: +41 41 726 60 89 bmattenberger@xstrata.com

SINTRACARBON, jdeluquez@hotmail.com ; flozan1@yahoo.com ; jquiroz11@gmail.com


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