5 Wochen Streik der "Contratistas":
ein Bilanzversuch
Anfang August waren die Abstimmungen in vier
der fünf Regionen der staatlichen Codelco-Kupfermine abgeschlossen:
Überall war eine Mehrheit für die Annahme des ausgehandelten
Vertrages zustandegekommen. Dieser sieht eine Jahresbonuszahlung von grob
700 Euros pro Beschäftigten in Subunternehmen vor, sowie die Bezahlung
zumindest einiger der Streiktage. Neben der öffentlichen (publizierten)
Meinung hat dieser wochenlange Kampf aber auch die innergewerkschaftlichen
Entwicklungen und Auseinandersetzungen beschleunigt und deutlicher gemacht.
Die aktuelle Materialsammlung "Bilanz des Codelco-Streiks" vom
2. August 2007 versucht, diese Entwicklungen nachzuzeichnen.
Bilanz des Codelco-Streiks
Wichtig am Ergebnis dieser langen Streikbewegung ist vor
allen Dingen die weitgehende Gleichstellung der Beschäftigten der
Subunternehmen und der Zeitarbeiter mit dem was von vielen Gewerkschaftern
immer noch falscherweise Normalarbeitsverhältnis genannt wird: Die
staatliche Codelco beschäftigt 14.000 Menschen, 28.000 arbeiten bei
Subunternehmen. Es wird keine zwei Klassen von Arbeitern geben, hatten
Vertreter der Bachelet-Regierung bei der Verabschiedung neuer Arbeitsgesetze
- etwa zu Jahresanfang 2007 - stets betont, aber real weigerte sich die
Codelco-Geschäftsführung heftig, mit den Gewerkschaften der
Vertragsarbeiter Verträge auszuhandeln, sie wurde dazu gezwungen.
In dem (spanischen) Beitrag "Proyecto
de acuerdo entre Trabajadores contratistas y Codelco"
vom 31. Juli 2007 bei der Gewerkschaftsoppositionellen Strömung CCTT
wird der Entwurf eines Tarifvertrags, wie er den Belegschaften zur Abstimmung
gestellt wurde dokumentiert. Kein voller Erfolg - viele Streiktage bleiben
unbezahlt, der Jahresbonus nicht so hoch wie erwartet - aber eine Reihe
von Verpflichtungen der Codelco, unter anderem nur solche Subunternehmen
zu kontraktieren, die gewerkschaftlich definierte und kontrollierte Mindestbestimmungen
erfüllen.
In der (spanischen) AP-Meldung "Concluye
huelga de 37 días en Codelco"
vom 31. Juli 2007 bei "Yahoo-News" wird der Vorsitzende der
Subunternehmen-Gewerkschaftsföderation CTC (Confederación
de Trabajadores del Cobre) Cristián Cuevas dahingehend zitiert,
dass es eben ein Teilerfolg gewesen sei, und das nächste Ziel jetzt
sei, dies auch in den Privatunternehmen der Branche durchzusetzen. Dementgegen
lamentieren diverse Vertreter von Unternehmerverbänden in diesem
Bericht, dass es nicht tragbar sei, wenn die traditionellen einzelbetrieblichen
Verhandlungen abgeschafft würden...
In dem Beitrag "El
conflicto de los subcontratistas de CODELCO"
von Héctor Vega vom 1. August 2007 im (venezoelanischen) Portal
Aporrea wird vor allem hervorgehoben, dass es Rivalitäten zwischen
der - offiziell nicht "anerkannten" aber jetzt trotzdem vertragsschliessenden
- CTC und der Federación de Trabajadores del Cobre (FTC) gäbe,
die auch im Verlauf der Auseinandersetzung zu Schwächen und auch
Konfrontationen geführt hätten. Insgesamt sind von den 28.000
Beschäftigten der Subunternehmen Codelcos rund 12.000 gewerkschaftlich
organisiert - und dies in mehreren Gewerkschaften. Eine unübersichtliche
"Landschaft", die nicht zuletzt daher rührt, wie Vega unterstreicht,
dass jedes fünfte Unternehmen in Chile bereits seine Kerngeschäfte
an Subunternehmen ausgelagert habe.
Der Bericht "Dirigentes
de Codelco denuncian haber sido "castigados" por apoyar huelga"
bei der Zeitschrift Area Minera vom 22. Juli 2007 schildert die gewerkschaftsinternen
Auseinandersetzungen während des Streiks, speziell in nichtstreikenden
Bereichen, wo Gewerkschafter, die für die Beteiligung am Streik eintraten
zumindest eingeschüchtert wurden. In der Salvador-Regionale war es
auch zu Straßenblockaden und anderen militanteren Aktionen gekommen
- diese, wie auch ähnliche Aktionen in anderen Unternehmensbereichen
waren in der Regel tagelang Auftakt zu Nachrichtensendungen usw.
Die Erklärung der Gewerkschaft Sindicato Interempresa
Nacional de Trabajadores de Contratistas y Subcontratistas (SINTRAC-CND)
"EL
SINTRAC JUNTO A LOS TRABAJADORES DEL COBRE"
von Mitte Juli 2007 kritisiert vor allem ausführlich den Abschluss
undiskutierter Tarifverträge im Alleingang für Teile der Belegschaft
durch die Gewerkschaft Sindicato Nacional de Montaje Industrial - gerade
im Fall dieser Mobilisierung (aber auch schon in zahlreichen anderen Fällen
im Bergbaubereich), die als die grösste in der Zeit nach der Militärdiktatur
bezeichnet wird. Die SINTRAC unterstreicht ihre bedingungslose Unterstützung
für den Kampf bei Codelco.
(Zusammengestellt von hrw)
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