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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Kündigung eines Gewerkschafters: Was weiß die Karl Mayer AG? Ernst Gabathuler, 55 Jahre alt, Monteur bei der Textilfabrik Benninger in Uzwil in der Schweiz, wurde nach 39 Jahren Betriebszugehörigkeit von der Unternehmensleitung gekündigt. Er ist ein aktiver Gewerkschafter, der sich für die Kolleginnen einsetzt und sich kritisch zu Vorgängen in dem Unternehmen äußert, zuletzt zu einer Massenentlassung von 61 Beschäftigten der Firma im Jahr 2008. Da der Kündigungsschutz in der Schweiz rechtlich schlecht ausgestattet ist, war es bis jetzt nicht möglich, seine Wiedereinstellung zu erreichen. Ein Vorgang, wie wir ihn auch in Deutschland kennen, obwohl es nicht in Ordnung ist und häufig vor Gericht korrigiert werden kann. Aber er hat noch mehr mit unserer Region Rhein-Main zu tun. Im Herbst 2008 wurde nämlich die Textilproduktion an die Karl Mayer AG verkauft, ein Familienunternehmen mit Sitz in Obertshausen. Die von ihr bestimmte örtliche Geschäftsleitung in Uzwil ist also für die Entlassung von Ernst Gabathuler verantwortlich. Sie nutzt damit eine Rechtslage aus, die so in Deutschland nicht besteht, und profitiert davon, indem sie einen aktiven Gewerkschafter ausschalten kann. Unternehmer sind als Eigentümer gegenüber ihren Beschäftigten ohnehin im Vorteil, weil sie darüber bestimmen können, wer zu welchen Bedingungen einen Arbeitsplatz bekommt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Deshalb ist kritische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit so notwendig, um darauf zu achten, dass geltendes Arbeits- und Sozialrecht eingehalten wird. Das gilt bei uns in Deutschland ebenso wie anderswo auf der Welt, z. B. in der Schweiz. Ernst Gabathuler bekommt inzwischen Rückendeckung von seiner Gewerkschaft Unia (Metallgewerkschaft in der Schweiz). Eine Klage vor Gericht ist derzeit in Vorbereitung. Der Fall soll auch in die ILO (International Labour Organization - Unterorganisation der UNO) eingebracht werden, welche die Schweiz wegen ihres mangelhaften Kündigungsschutzes schon mehrfach gerügt hat. Es gibt eine Unterschriftensammlung und weitere Kampagnen in der Schweiz. Ein Besuch am Hauptsitz der Karl Mayer AG gehört ebenfalls zu den in Erwägung gezogenen Mitteln, um Öffentlichkeit auch hier in der Rhein-Main-Region herzustellen. Wir fühlen uns hier in der Region solidarisch und möchten deshalb Auskunft bekommen zu folgenden Fragen: Was wissen Geschäftsführung und Betriebsrat der Karl Mayer AG über die Vorgänge bei der Entlassung von Ernst Gabathuler in Uzwil (Schweiz)? Welche Position beziehen sie dazu? Was tut die Unternehmensleitung, um den Fall durch Wiedereinstellung des 55-jährigen Monteurs in Ordnung zu bringen? Was tut der Betriebsrat, um die Interessen von Ernst Gabathuler und seinen Kolleginnen zu verteidigen? Rhein-Main-Bündnis gegen Sozialabbau und Billiglöhne Stellungnahme (bisher gesendet an: Frankfurter Rundschau; Offenbach Post; Main-Echo; IG Metall Offenbach) |