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Updated: 18.12.2012 15:51
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"Reinfahren, schiessen, fertig..."

"Am vergangenen Samstag, den 16.November 2004, fuhren zwei Kombis mit Maskierten in das Landlosen-Zeltlager der MST bei Felisburgo (an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Minas Gerais und Bahia), stiegen aus und eröffneten das Feuer. 5 Tote und mehrere Schwerverletzte sind die blutige Bilanz. Der Großgrundbesitzer, dem die Fazenda in Nordminas gehört (und noch weitere 11 in Bahia) ist, nach den Worten des beauftragten Polizeikommisars der Mordkomission durch "erdrückende Beweislast" überführt, den Mord nicht nur in Auftrag gegeben zu haben, sondern selbst dabei gewesen zu sein. Der zuständige Richter im Bundesstaat Bahia weigerte sich, einen Haftbefehl zu erlassen.

Im Lager "Terra Prometida" lebten (und leben) rund 100 Familien - die seit zwei Jahren etwa 800 der 2000 Hektar Land des Großgrundbesitzers Adriano Chafik Luedy besetzt haben. Und die schon verschiedentlich bedroht wurden, so dass sie - letztmals im Juli 2004 - sich an die Polizei wandten, ohne das etwas geschah (bei der damaligen Delegation war auch eines der jetzigen fünf Todesopfer). Der Überfall geschah zu einem Zeitpunkt, als sich die gewählte Lagerleitung versammelte - auf sie wurde auch zuerst geschossen, 4 der fünf Todesopfer waren Teilnehmer dieser Versammlung. Vor ihrer Flucht zündeten die Mörder noch die Zelte an, so dass die Mitglieder des Lagers obdachlos blieben. Sie erkannten aber sieben der Täter wieder - in der Region des Vale do Jequitinonha bekannte Verbrecher im Dienste von Fazendeiros. Drei von ihnen sind inzwischen festgenommen, wobei der eine von ihnen bei seiner vernehmung gesagt haben soll, man habe ihnen gesagt, es sei leichte Arbeit: "Reinfahren, schiessen, fertig..."

Wagner Pinto, von der Belorizontiner Mordkomission entsandter Komissar, sagte am Mittwoch, den 24.November vor der Presse, die Beweislast gegen Hafik und seinen Neffen Carlixto Luedy Filho sei "erdrückend" - was Anstiftung und Teilnahme beträfe.

Wegen eines Verfahrensfehlers - die zuständige Richterin aus dem Tatbezirk habe die Gerichte des Nachbarstaates nicht rechtzeitig offiziell informiert - hat ein namentlich nicht genannter Richter aus Bahia einen Haftbefehl gegen die Chafiks verweigert - die Richterin Célia Freitas Corrêa behauptet allerdings, sie habe die Anträge rechtzeitig losgeschickt. Jedenfalls sind beide Chafiks jetzt "verschwunden" - wozu man sagen muß, dass die Familie Chafik zu den "alteingesessenen" im Bundesstaat Bahia gehört, die dort mindestens 11 weitere Fazendas besitzt, allesamt von Adriano Chafik verwaltet.

Dieser erneute Mordüberfall ist schon der dritte in diesem Jahr im Bundesstaat Minas Gerais - die Großgrundbesitzer haben sich in mehreren Bundesstaaten erneut Mordbanden gekauft, weil sie aufgrund der Exportpolitik der Regierung (zB Gensoja) wieder mehr an der Bewirtschaftung bisher brachliegender Ländereien interessiert sind, als an den Entschädigungen vom Staat, wie es einige Zeit lang war. Das - und die (wie bei der Regierung Cardoso) stagnierende Agrarreform, sind auch die Dimensionen, in denen die Regierung in Brasilia kritisiert werden muss: so werden Voraussetzungen für die Rebrutalisierung der auseinandersetzung geschaffen!

José Manuel Gomes da Silva (MST Minas) am 24.November 2004

(Übersetzt von hrw)

 


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