Antrag an den Außerordentlichen Gewerkschaftstag

OV Dortmund der IG Medien: Nicht weiter so

 

Der Außerordentliche Gewerkschaftstag beschließt:

1. Für die IG Medien ist es wesentlich und Voraussetzung, daß auf dem gemeinsamen Weg zu der neuen Großgewerkschaft, namens Ver.di, die programmatische und inhaltliche Diskussion und Klärung gewerkschaftlicher Politik heute sowie der praktischen Kooperation und Aktivität auf allen Ebenen endlich der Stellenwert beigemessen wird, der für ein Gelingen des Projekts erforderlich ist

2. Um Tendenzen und Gefahren einer weiteren Schwächung des DGB, neuer Konkurrenzen und Blockbildungen entgegenzuwirken, ist während der Kartellphase und darüber hinaus nicht nur die verstärkte praktische Kooperation der fünf Ver.di-Gewerkschaften erst einmal in Gang zubringen, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem DGB und anderen DGB-Gewerkschaften in für alle relevanten Fragen zu forcieren.

3. Ziel dieser Anstrengungen sollte nach wie vor die Schaffung eines Verbundes auf höherer Stufe mit der Mitgliedschaft aller Gewerkschafter/Gewerkschafterinnen aus den Einzelgewerkschaften des DGB und der DAG in einer gemeinsamen Organisation sein.

4. Bei der notwendigen Neuorganisation und Reform des DGB und der DAG können und sollen die Erfahrungen und positiven Momente aus dem bisherigen Verbundprozeß fruchtbar gemacht werden.

5. Neben der verstärkten praktischen Kooperation - gemeinsame Anstrengungen im Dienstleistungs- Kommunikations, Medien- und Kulturbereich, in der Tarifpolitik, im gesellschaftspolitischen Engagement aber auch in der dringend gebotenen Zusammenarbeit mit anderen sozialen Bewegungen und Gruppen und auf internationaler Ebene - werden die inhaltlichen Debatten und Klärungen, ohne hinter Positionen der IG Medien zurückzufallen, in vielfältiger Weise weitergeführt und neue Wege der Gewerkschaftsarbeit erprobt.

6. Gelenkt werden die Geschicke der nächsten Kooperationsphase nicht wie bisher nur durch hauptamtlich-kopflastige Lenkungsausschüsse, sondern durch Kooperations-Ausschüsse auf allen Ebenen, die die Aktivisten der Basisarbeit mit einbeziehen und für den DGB, andere Gewerkschaften und Interessierte offen sind.

Begründung

Die Hoffnungen (z.b. Multimedia-Kooperationsbüro) auf eine neue Gewerkschaftspolitik und wirkliche Reformen sind nicht zu sehen, und - schaut man auf das Prozedere, das Eckpunkte- und Politische-Positionspapier - auch nicht zu erwarten. Groß sein und einen künstlichen kunstvollen Namen haben, macht weder attraktiver, noch erschließen sich dadurch neue Mitgliederreservoire, und die Schlagkraft und gesellschaftsverändernden Möglichkeiten nehmen auch nicht automatisch zu.

Im wesentlichen ist Ver.di bislang:eine organisationspolitische MEGA-Schöpfung, die unsere Probleme und die der Gewerkschaften überhaupt nicht löst sondern eher potenzieren könnte, die Basis vor Ort weiter zurückdrängen, alte Denkweisen verteidigen und den DGB weiter schwächen wird; ein zum Teil aufgepfropfter, kopflastiger, nur noch wirklichen, vermeintlichen oder selbst geschaffenen Sachzwängen folgender Kraftakt von oben, weitgehend an der Mitgliedschaft und wichtigen Öffentlichkeit vorbei; nicht begleitet von einer praktischen Kooperationsarbeit vor Ort.

Weitgehend wurde und wird, nicht selten hinter verschlossenen Türen von Hauptamtlichen gelenkt, letztlich gestritten um Positionen und Finanzen. Deshalb muß es auch, da es in die Entscheidungsphase geht, zu den handfesten Problemen kommen. Die gewaltige ÖTV wird ihre Struktur als die größte Organisation retten wollen. Euphorie ist nicht angesagt. Sondern eigentlich nichts anders, als darüber nachzudenken, daß Gewerkschaften radikal umdenken müssen, wollen sie mehr als ein zahnloser drei Millionen starker Papiertiger sein. Die inhaltlichen Positionen sind sehr widersprüchlich und bringen leider nicht viel über altbackene Rezepte hinaus. Das wenige Positive ist mit Sicherheit nicht konsensfähig.

Zur weiteren Begründung und vor allem zur Debatte der angesprochenen Probleme verweisen wir auf zwei Artikel von Mitgliedern der Sprecherrats des Ortsvorstandes Dortmund: