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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Rede von Ingrid Wagner (ver.di, V.E.T.O, Netzwerk Grundeinkommen, RT ELO und SozInis) am 3.1. vor der Arbeitsagentur Freiburg Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, wir haben uns hier versammelt, um gegen die Umsetzung des
Hartz IV Gesetzes zu pro-testieren – so wie es in 54 weiteren Städten
heute getan wird. Als Langzeitarbeitslose gehöre ich zu den Verlierern
dieses Gesetzes, das mehr als 10 % der Bevölkerung auf ein Leben
unterhalb der Armutsgrenze herabwürdigt. In einem Artikel in der
FAZ vom 19.08.2004 waren die Kosten für Hartz IV und ALG II auf 9,3
Mill. Euro veranschlagt wor-den, hierin sind die Kosten von Nachbesserungen
und Pannen noch nicht enthalten. Ein Einsparungseffekt dürfte insgesamt
eher geringfügig sein – obwohl wir als Betroffene ihn bestimmt
zu spüren bekommen, wenn falsche Bescheide und Berechnungen uns zunächst
– bis zur Entscheidung über unseren Widerspruch – dazu
zwingen, mit immer weniger Geld auszukommen. Die Behauptung, alle SozialhilfeempfängerInnen
stünden jetzt besser da, ist schlichtweg gelogen. Richtig ist doch
vielmehr, dass durch die Fest-setzung von Pauschalbeträgen für
die Leistungen vom Bedarfsprinzip ein für alle Mal Abschied genommen
wurde und eine Anpassung an die ständig steigenden Lebenshal-tungskosten
nicht mehr erfolgt. Deshalb habe ich – in Anlehnung an den Warenkorb
des früheren BSHG – einmal den Tagesbedarf eines ALG II Empfängers
in Waren aufgebaut. Inzwischen gibt es ein Rechtsgutachten des Arbeitslosenverbandes Deutschland e.V. und der PDS, das die Verfassungswidrigkeit dieses Gesetzes in 5 Punkten belegt. Auch der DGB prüft derzeit die Möglichkeiten einer Verfassungsklage. Insbesondere trifft die Verpflichtung zu jeder Art von
Arbeit, zu der man durch Androhung von Sanktionen und durch die Unterschrift
unter die Eingliederungsvereinbarung genötigt wird, auf rechtliche
Bedenken. Jeden, der in Zukunft länger als 1 Jahr erwerbslos ist,
kann es treffen! Unterstützen Sie mich beim Aufbau eines
Bezirkserwerbslosenausschusse, um die Interessen der Erwerbslosen offensiver
vertreten zu können! Um diesem massiven Angriff auf unsere Existenzgrundlagen entgegen zu treten, rufe ich Euch alle auf, ob erwerbslos oder noch beschäftigt, Euch zusammen zu schließen und Euch nicht spalten zu lassen. Nur durch Austausch, Zusammenarbeit vor Ort und Vernetzung landes- und bundesweit können wir für unsere Interessen erfolgreich kämpfen! 3. Januar 2005 |