Antwort von Adidas auf Kritik an Arbeitsbedingungen in Indonesien
Sehr geehrter Herr B.,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben, in dem Sie sich besorgt zeigen über die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten, die adidas
Produkte herstellen. Im Folgenden möchten wir uns zu den erhobenen Anschuldigungen hinsichtlich unangemessener Lohnzahlungen an
Beschäftigte in Zulieferbetrieben äußern. Die aufgeführten Kritikpunkte beruhen auf pauschalen Aussagen und lassen eine ausgewogene sowie
auf Fakten basierende Darstellung vermissen. Zudem berücksichtigen sie nicht die Programmarbeit, die die adidas Gruppe weltweit für die
Verbesserung von Arbeits- und Umweltbedingungen leistet. Diese findet insbesondere hohe Anerkennung bei internationalen Nicht-Regierungs-
und Hilfsorganisationen, mit denen wir zusammenarbeiten. Unternehmensverantwortung ist bei adidas ein Kernelement der Konzernstrategie,
die sich insbesondere auf die Zulieferkette des Unternehmens, produktions- bzw. produktorientierten Umweltschutz sowie vorbildliche
Programme für die Beschäftigten des Unternehmens konzentriert.
Mit Bezug auf die angesprochenen Werbeausgaben und den Gewinn des Unternehmens möchten wir darauf aufmerksam machen, dass die
internationale Sportartikelindustrie durch einen intensiven und dynamischen Wettbewerb geprägt ist, der laufend von den Unternehmen
verlangt, Produktinnovationen mit neuen Designs hervorzubringen und diese professionell auf den Absatzmärkten anzubieten. Um seine
Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigung (auch in Deutschland) zu erhalten, sind die adidas Gruppe sowie alle Teilnehmer der
Beschaffungs- und Vertriebskette laufend gefordert, ein effektives Innovations- und Kostenmanagement zu betreiben, welches zur
langfristigen Erfolgssicherung des Unternehmens sowie der Zulieferbetriebe beiträgt. Dabei ist der Konzern stets bemüht, das richtige
Gleichgewicht zwischen den Wünschen seiner Kunden und der Verantwortung der Zulieferer für das Wohl ihrer Mitarbeiter zu finden. Die
Wettbewerbslage erfordert es, den Lieferanten und Athleten den branchenüblichen Marktwert zu zahlen. Um eines der führenden
Sportartikelunternehmen zu bleiben, ist die adidas Gruppe darauf angewiesen, mit Topathleten in Verbindung gebracht zu werden. Sollten wir
uns diesem Wettbewerb entziehen, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität und Beschäftigung im Unternehmen
sowie in den Zulieferbetrieben.
Die Behauptung, Managergehälter im Konzern seien 2005 um 89 Prozent erhöht worden, ist unwahr und entspricht in keiner Weise den zu
Grunde liegenden Daten und Fakten.
Bezüglich der Entlohnung erwartet die adidas Gruppe von seinen Lieferanten, dass die an die Beschäftigten gezahlten Grundlöhne mindestens
den Lebensunterhalt und darüber hinaus einige zusätzliche Ausgaben abdecken müssen. Geschäftspartner haben ihren Mitarbeitern den
gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn bzw. den in der Branche üblichen Lohn, falls dieser höher liegt, zu bezahlen. Sie haben den
gesetzlich vorgeschriebenen Sozialleistungen Rechnung zu tragen. Löhne müssen entweder bar, per Scheck oder in sonst üblicher Form direkt
an die Mitarbeiter ausbezahlt werden; Informationen bezüglich des Lohns müssen den Mitarbeitern in einer für sie klaren und verständlichen
Form gegeben werden. Vorschüsse sowie Lohnabzüge sind sorgfältig zu überprüfen und müssen den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.
Mitarbeiter müssen für Überstunden zusätzlich zum normalen Lohn gesetzlich vorgeschriebene Zuschläge erhalten. Wo keine gesetzliche
Regelung existiert, sind angemessene Zuschläge zu zahlen. Diese Anforderungen sind Bestandteil der Standards of Engagement ('SOE') - des
Verhaltenskodex der adidas Gruppe - und somit der Lieferverträge, die das Unternehmen mit seinen Geschäftspartnern schließt. Die
Einhaltung wird im Rahmen des adidas Überwachungsprogramms von dem Sozial- und Umweltteam (SEA Team) geprüft.
Durch die Auszahlungen von Boni und Zuschlägen sowie Überstundenvergütungen erhalten die Beschäftigten einen höheren Lohn als den
staatlich festgelegten Mindestlohn. Damit verdienen die Beschäftigten, die bei internationalen Exportbetrieben tätig sind, oftmals
deutlich mehr als etwa Beschäftigte im informellen Sektor oder als Fachleute, wie beispielsweise Lehrer oder Krankenschwestern in der
jeweiligen Region. Die Prüfung der korrekten Gehaltsberechnungen und -auszahlungen sind Gegenstand interner sowie externer
Fabrikkontrollen. Dies wird in Form von Dokumentenprüfungen sowie durch Befragung von Beschäftigten durchgeführt.
Um zu definieren, was wir unter einem "angemessenen Lohn" verstehen, haben wir in verschiedenen Ländern, wie beispielsweise Indonesien
Studien durchgeführt, um uns einen besseren Einblick in die Grundbedürfnisse ihrer Fabrikarbeiter sowie deren Spar- und Ausgabenmuster zu
verschaffen. Es sind dabei auch Ansätze diskutiert worden, auf welche Weise etwaige Differenzen zwischen dem staatlichen Mindestlohn und
einem angemessenen Lohn ausgeglichen werden könnten. Effizienzsteigerungsprogramme in der Produktion sowie Arbeitnehmerkooperativen haben
sich diesbezüglich als viel versprechend gezeigt. Wir haben die Ergebnisse, welche von der Website des Unternehmens abrufbar sind, mit
Wissenschaftlern und verschiedenen gesellschaftlichen Interessensgruppen, darunter Nicht-Regierungsorganisationen und lokale
Gewerkschaften diskutiert und daraus entsprechende Schlussfolgerungen gezogen, die wir im Rahmen unseres Programms an unsere strategischen
Geschäftspartner adressieren.
Die Maßnahmen der adidas Gruppe sind darauf ausgerichtet, Zulieferer auf lange Sicht zur Eigenverantwortung anzuregen. Im Rahmen von
umfassenden Schulungen und in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen fördert adidas den Aufbau von nachhaltigen Strukturen, die die
Beschäftigten sowie die Unternehmensleitung seiner Zulieferer, örtliche Arbeitnehmervereinigungen und regierungsunabhängige Organisationen
aktiv einbindet. Nur auf diese Weise werden akzeptable Arbeitsbedingungen zu einem selbstverständlichen Bestandteil geschäftlicher
Aktivitäten.
Wir werden uns auch weiterhin um eine effektive Einhaltung von Standards in den Produktionsstätten unserer Geschäftspartner bemühen, und
auch zukünftig offen und transparent über die Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben informieren.
Weitere umfassende Informationen zu den Aktivitäten der adidas Gruppe entlang seiner Beschaffungskette sowie der neueste Sozial- und
Umweltbericht 2005 sind auf der Internetseite
http://www.adidas-Group.com/de/sustainability/welcome.asp
zu finden.
Mit freundlichen Grüßen, adidas AG
Social & Environmental Affairs
|