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Updated: 18.12.2012 15:51
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Kündigungsgrund: Gewerkschafterin

Interview von Robin (FAU Berlin) mit Mónica, der bei Starbucks in Sevilla gefeuerten CNT-Aktivistin

Mónica war eineinhalb Jahre lang Barista bei Starbucks in Sevilla, bis sie wegen ihrer Mitgliedschaft in der CNT und der Einforderung ihrer Rechte gefeuert wurde. Ihre Kündigung war u.a. Anlass für den globalen Aktionstag gegen Starbucks. Die DA führte ein Interview mit der CNT-Aktivistin.

Kannst du uns die Umstände deiner Entlassung und die Situation, in der sich der Kampf momentan befindet, beschreiben?

Ich habe während der Zeit, die ich bei Starbucks gearbeitet habe, ständig auf mein Recht bestanden, u.a. auf die Bezahlung von Überstunden und regelmäßigen Arbeitstreffen mit KollegInnen, die in unserer Freizeit abgehalten werden mussten. Ich verwies darauf, dass es illegal war, uns während der Osterfeiertage zu Überstunden zu zwingen, weil die laut Vertrag der Zustimmung der ArbeiterInnen bedürfen. Außerdem forderte ich, dass diese Überstunden gemäß der geltenden gesetzlichen Regelungen bezahlt werden. Ich habe auch kritisiert, dass die Schichten – nicht wie im Arbeitsvertrag festgelegt – unter den KollegInnen aufgeteilt, sondern willkürlich vergeben werden, und dabei auch verlangt, dass die Filialleitung sie wenigstens eine Woche vorher bekannt gibt. Wegen dieser Forderungen wurde ich von Agnola, der Verwaltungsgesellschaft meiner Starbucks-Filiale, immer wieder genötigt und bedroht, auch wenn meine Arbeit von ihnen weiterhin für gut befunden wurde. Aber sie sagten, dass ich mit meiner Haltung nicht zu der Gruppe von KollegInnen passem, die in ihrer Filiale arbeiten. Deshalb haben sie mir ohne weitere Erklärung gekündigt, also ohne dass objektive Gründe vorlägen.

Wie war die Stimmung unter den KollegInnen deiner Filiale? Haben sie sich mit dir solidarisiert?

Was die anderen KollegInnen angeht, erleidet jeder, der protestiert, Repression. Mehrere haben sich wegen Depression krank gemeldet oder sind freiwillig gegangen. Niemand hat den Druck ausgehalten, mit mir zu kämpfen, deshalb habe ich tatsächlich nur die Unterstützung der CNT gehabt.

Die Angst vor Repressalien war also vorherrschend, so dass es keine gewerkschaftliche Organisierung bei Starbucks gab. Hat sich das nach deiner Entlassung geändert?

Im Moment fangen Leute in Barcelona an sich zu organisieren, vielleicht weil dort ArbeiterInnen mit einem anderen Profil angestellt wurden. In Sevilla stattdessen trägt Starbucks dafür Sorge, dass nur fügsame Leute eingestellt werden, die vorher bei McDonalds oder in anderen prekären Verhältnissen gearbeitet haben und schon daran gewöhnt sind, ausgebeutet zu werden.

Wie hat Starbucks auf die Aktionen reagiert und wie sind die Reaktionen der ArbeiterInnen ausgefallen?

Die ArbeiterInnen wissen inzwischen, dass sie mit der CNT rechnen können, und wir hoffen, dass sie nach und nach reagieren. Es ist eben eine Tatsache, dass es unter jungen Leuten in prekären Arbeitsverhältnissen keine Tradition einer weitergehenden Organisierung gibt, auch wenn sie diejenigen sind, die den meisten Angriffen und der härtesten Ausbeutung ausgesetzt sind. Auf jeden Fall werden wir weiterhin in die Starbucks-Filialen gehen und mit Flaggen, Megaphonen, Transparenten und Flugblättern die Angriffe und Vergehen von Starbucks anklagen, damit die ArbeiterInnen die Kontinuität unseres Kampfes sehen und erkennen, dass wir es ernst meinen.

Gibt es Sektionen anderer Gewerkschaften bei Starbucks und wie ist die Beziehung zwischen der CNT und ihnen? Gibt es Zusammenarbeit oder sogar Solidarität?

Die offizielle für Starbucks zuständige Gewerkschaft heißt FETICO (1). Es gibt keinen Vertreter dieser Gewerkschaft in Sevilla, sondern nur einen in Madrid, weshalb es außerhalb von Madrid auch keinerlei Unterstützung der ArbeiterInnen gibt. Die Gewerkschaft ist dafür bekannt, dass sie für die Firmen die ArbeiterInnen aushorcht und manipuliert. Der Vertreter aus Madrid kam während meines Arbeitskampfs in den Osterfeiertagen nach Sevilla, als ich mich geweigert hatte, Überstunden zu machen. Nachts ist er dann mit meinem Chef vor unseren Augen einen trinken gegangen.

Welche Perspektiven siehst du für eine Weiterführung der Kampagne gegen Starbucks, was könnten die nächsten Schritte sein?

Die direkte Aktion, also direkt in die Starbucks-Filialen zu gehen. Das stört die Bosse, weil sie weiterhin eine Gute-Laune-Image verkaufen und das ideale Unternehmen spielen. Dieses Bild zerstören wir vor den Kunden, die sich für das interessieren, was wir ihnen sagen. Ein weiterer Schritt könnte die gerichtliche Verfolgung der Verstöße gegen das Arbeitsrecht sein, die von Starbucks begangen werden, aber dafür brauchen wir ArbeiterInnen, die bereit sind, den Konzern anzuzeigen.

Interview von Robin (FAU Berlin) in der "Direkte Aktion 189" (September/Oktober 2008).
Informationen zum Heft, Bestellmöglichkeiten und das Online-Archiv auf der Seite der FAU externer Link


Anmerkungen:

(1) Federación de Trabajadores Independientes del Comercio (Föderation unabhängiger Arbeiter im Handel).


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