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Updated: 18.12.2012 15:51
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Union to go. Die IWW kämpft bei der Keffeehauskette Starbucks um bessere Bedingungen.

Ja, es stimmt. Die Amerikaner machen alles besser. Wer sonst könnte eine altbewährte europäische Institution nehmen und ein hoch profitables Geschäft daraus machen? Genau das macht Starbucks jetzt schon seit Jahren. Millionen von Amerikanern strömen zu ihrem nächsten Starbucks, um ein bisschen europäisches Lebensgefühl zu genießen. Aber dass jetzt auch in Deutschland fast überall Starbucks-Filialen zu finden sind, ist fast unvorstellbar. Statt den ganzen Nachmittag über bei einem Capuccino in einem urigen Café zu verweilen, sind auch die Deutschen bereit, wahnsinnig viel Geld für einen „low-fat doppel macciato latte“ in einem Pappbecher auszugeben. Auch die Arbeitsbedingungen haben sich dem Fastfood-Trend angepasst. Und das passt einigen gar nicht.

Am 28. August wurde Daniel Gross, Organizer bei den Industrial Workers of the World (IWW), und ein zweites Mitglied der Gewerkschaft bei einer Demonstration gegen Starbucks verhaftet. An der Aktion hatten sich knapp 200 Wobblies (IWW-Mitglieder) und Unterstützer beteiligt. Wie die IWW
berichtet, wurde Gross vom Starbucks Management bei der Polizei denunziert und er wurde im Lauf der Demonstration verhaftet. Die Kampagne begann im Mai dieses Jahres. Gross war unzufrieden mit dem geringen Lohn und den miserablen Arbeitsbedingungen. Also begann er in seiner Manhattaner Filiale, die „Baristas“, wie Tresenkräfte bei Starbucks genannt werden, zu organisieren. Nachdem das Management die Forderungen der Arbeiter ignorierte, beantragte die „Starbucks Workers Union/ IU660“ beim National Labor Relations Board (NLRB) offizielle Anerkennung als Gewerkschaft. Das ist in den USA ein üblicher Vorgang, weil sich die Angestellten dort aussuchen können, welche Gewerkschaft sie repräsentieren soll. Sobald die Mehrheit der Belegschaft Mitglieder einer bestimmten Gewerkschaft sind, hat diese einen Anspruch auf
offizielle Anerkennung.

Am 2. Juli stimmte das NLRB dem Antrag zu. Es wurden Gewerkschaftsvertreter gewählt, und damit gab es die erste gewerkschaftlich organisierte Starbucks-Filiale in den gesamten Vereinigten Staaten. Aber es lief nicht ganz so, wie die Gewerkschaft es geplant hatte. Obwohl das NLRB die Organisierung der IWW anerkannte, legte Starbucks gegen diese Entscheidung Berufung ein. Am 28. Juli stimmte das NLRB der Berufung zu. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, momentan sind die IWW nicht anerkannt.

Diese Entscheidung ist ein Novum in der Geschichte der Arbeit in den USA. Die Anwälte von Starbucks behaupten, es sei illegal, dass sich Angestellte einer Kette nur in einer einzigen Filiale organisieren. Stattdessen sollten ihrer Meinung nach alle 50 Starbucks-Filialen an der Wahl teilnehmen, damit eine Gewerkschaft anerkannt werden könne. Dieser Rückschlag hat die IWW jedoch nicht davon abhalten können, an ihrer Methode der direkten Aktion festzuhalten.

Es gab verschiedene Demonstrationen, und dazu eine breite Unerstützung von Starbucks-Kunden und -Arbeitern in anderen Städten und Gemeinden. Gross selbst bekam eine Abmahnung, nachdem er beschuldigt wurde, mit dem Streikposten den Eingang von seiner Manhattener Filiale zu blockieren. „Baristas“ in New York bekommen $7.75 die Stunde. Auch wenn das manchen Deutschen noch viel erscheinen mag, ist es schwierig, in einer der Städte mit den höchsten Lebenskosten der Welt davon zu leben. Die Miete für eine Einzimmerwohnung beginnt bei $800 bis $1000 pro Monat. Neben höheren Löhnen verlangen die Arbeiter sicherere Arbeitsbedingungen,
feste Arbeitszeiten und fordern, dass mindestens 5% des verkauften Kaffees aus „Fair-Trade“-Quellen stammen soll.

Am wichtigsten ist, dass die IWW bewiesen haben, dass es möglich ist, sich erfolgreich im Dienstleistungssektor zu organisieren. Tatsächlich zögern die IWW auch nicht davor, Arbeiter zu organisieren, die in sogenannten „alternativen“ Betrieben arbeiten. Andere Arbeitsplätze, an denen die IWW laufend aktiv ist, sind alternative Buchhandlungen und Bioladen-Ketten. Und es ist interessant zu sehen, wie Arbeiter, die sich vorher nie als Aktivisten bezeichnet hätten, nun kleine rote IWW-Mitgliedsausweise mit sich tragen und an Arbeitskämpfen teilnehmen, die sie vorher nie berührt hätten. Mal gucken, ob auch dieser Trend über den Ozean schwappt.

Artikel von Mark Willard aus Direkte Aktion vom September/Oktober 2004


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