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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Farbbeutel-Anschlag auf Prof. Tomuschat Prof. Tomuschat – der umstrittene Gutachter in Auftrag von DaimlerChrysler – wurde in der Nacht vom 4. zum 5. Juli 2004 sowohl in seinem Büro in der Humboldt--Universität als auch in seinem Privathaus Opfer von Farbbeuteln. Mit e-mail vom 6.7.04 bat er Gaby Weber um Stellungnahme – wir dokumentieren die Korrespondenz From: "Christian Tomuschat" <chris.tomuschat@gmx.de> es wird Sie interessieren zu erfahren, dass in der Nacht vom 4. zum 5. Juli 2004 sowohl ein Einbruch in mein Büro in der Humboldt--Universität verübt als auch mein Privathaus durch als Wurfgeschosse verwendete Farbbeutel beschmutzt wurde. Die Einbrecher gelangten über ein an dem Gebäude
Unter den Linden 9 aufgestelltes Baugerüst in mein Büro, indem
sie den Fensterflügel aufdrückten. Mit roter Farbe wurden Schreibtisch
mitsamt Telefon, Computer, Drucker und Diktiergerät übergossen
und damit zerstört, dazu zahlreiche Aktenbestände wie auch die
meisten der Bücher in den Regalen. Auf dem Teppichboden wurde Buttersäure
ausgekippt, die einen infernalischen Gestank verursacht. An der Wand wurde
mit schwarzer Sprühfarbe in großen Lettern das Wort "Mörderbüttel"
angebracht. Da Sie zu denjenigen gehören, welche heftig gegen meinen Bericht polemisiert haben, gestatte ich mir die Frage, ob Sie sich von solchen Taten distanzieren. Über eine rasche Antwort würde ich mich freuen. Mit freundlichen Grüßen Date: Tue, 06 Jul 2004 08:12:24 -0400 Sehr geehrter Herr Tomuschat, ich wundere mich über Ihre Email. Sie hatten im Rahmen ihrer Gutachtertätigkeit ausreichende Gelegenheit sich über meine Methoden und Taten ein Bild zu machen. Ich verwende seit fünf Jahren sehr viel Zeit und Kraft darauf, gravierende Menschenrechtsverletzungen und die Verwicklung der Firma Mercedes Benz Argentina aufzuklären. Noch habe ich die vielleicht naive Hoffnung nicht aufgegeben, daß die Gerichte eines Tages doch noch die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen werden und daß nicht diejenigen die Geschichte schreiben, die über Macht und Geld verfügen. Dies sind auch die Methoden und Taten meiner Mitstreiter. Die "Kritischen Aktionäre von Daimler Chrysler" haben Sie im April dieses Jahres zu einer Veranstaltung in die Humboldt Universität eingeladen. Dort hätten wir uns gerne mit Ihnen öffentlich auseinandergesetzt. Sie haben es vorgezogen, nicht zu erscheinen und zu schweigen. Ich erlaube mir aber, diesen Emailaustausch zu benutzen, um Ihnen von der Reaktion, die Ihr im Auftrag von Daimler Chrysler erstelltes Gutachten in Argentinien, bei den Opfern, hervorgerufen hat. Herr Ratto zum Beispiel ist 1977 vom Produktionsleiter den Militärs übergeben worden, dann wurde er tagelang gefoltert, monatelang konnte er seine Arme nicht bewegen. Er hatte Glück und überlebte, viele seiner Mitstreiter im Betrieb wurden ermordet. Er steht in den Prozessen als Zeuge zur Verfügung, hat dadurch nur finanzielle Einbußen. Ich habe Ihnen ein Gespräch mit ihm vermittelt. Mit anderen Opfern haben Sie nicht geredet sondern sich statt dessen auf die Ihnen von der Werksleitung vorgeführten Mitarbeiter verlassen. Herr Ratto hat Ihr Gutachten gelesen. Sie haben seine Zeugenaussage, daß die Werksleitung Adressen von Arbeitern an die Polizei weitergegeben hat, als “pure subjektive Gedankenassoziationen” und ihn als unglaubwürdig bezeichnet. Jetzt soll er, nach all den Erniedrigungen der Haft, also auch noch ein Lügner sein? Und dann liest er, daß von den Ermordeten und Verfolgten ja eigentlich nur zwei Personen einer geregelten Betriebsratsarbeit nachgegangen seien. Jetzt rauben sie uns auch noch unsere Würde und Identität, hat Ratto kommentiert. Wenn Sie Herrn Ratto etwas mitteilen wollen, können Sie dies gerne über mich tun. Mit freundlichen Grüßen |