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Updated: 18.12.2012 15:51
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Bericht eines Zeugen der Mahle-Betriebsversammlung vom 16.05.2009

Am Mittwoch den 13.5.09 beteiligten sich rund 200 Mahle-Mitarbeiter mit 80 Autos an einem Auto-Corso zum Mahle-Werk im elsässischen Colmar. Die unterfränkischen Mahle-Mitarbeiter solidarisierten sich mit den französischen Kollegen, in deren Werk ein Personallabbau droht. Als Diskussionsergebnis auf der Rückfahrt entwickelte sich der Plan mit der Frühschicht zum Donnerstag den 14.5. die Kantine des Werkes zu besetzen. Ermutigt wurden die Beschäftigten durch die Worte des bayerischen Bezirksleiters der IG-Metall Werner Neugebauer anlässlich der Protestkundgebung in Alzenau vom 18.4.09: "Sollten Sie als Aufsichtsrat die Schließung dieses Werkes beschließen, so werden Sie - und das verspreche ich ihnen - die heißesten Tänze erleben, die sie je gesehen haben".

350 der 420 Mitarbeiter im bayerischen Mahle-Werk in Alzenau legten am 14.5.09 aus Protest gegen den drohenden Jobverlust ihre Arbeit nieder. Die Belegschaft werde erst wieder ihre Arbeit aufnehmen, wenn die Firmenleitung in Stuttgart konkretere Angaben zu ihren Plänen macht.Diese Tat zeigte zwei Wirkungen:

  1. Der Geschäftsführer Mahle Alzenau sprach mündlich und per Aushang in der Kantine die fristlose Kündigung aller anwesenden Mitarbeiter aus.
  2. "Wir reden heute erstmals nicht über eine Schließung" so das Main Echo vom 15.5.09 über den Kommentar von Herbert Reitz, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall Aschaffenburg über sein Verhandlungsergebnis vom Abend des 14.5.

Jetzt könnte man denken, dass dieser Streik innerhalb weniger Stunden zu einem Nachdenken der Konzernleitung in Stuttgart geführt hätte, also mehr bewirkt hätte als viele Wochen fruchtloser Verhandlungen. Eine Unterstützung durch die Gewerkschaften wäre fällig - doch nein!

Am Samstag dem 16.05.09 eilen Herbert Reitz und Werner Neugebauer zur Mahle-Belegschaft ins Alzenauer Werk. Der ehemalige Verkünder der heißesten Tänze (s.o.) spricht nun von "heißem Herzen aber kühlem Kopf". Die beiden IG-Metaller warnen vor der Staatsmacht, die hier eingreifen werde. Dann könne für die betroffen Kollegen nichts mehr getan werden. Immerhin hatte die Polizei zu diesem Zeitpunkt bereits die Brentanostraße oberhalb und unterhalb des Werkstores abgesperrt. Neugebauer malt das Bild einer Entlassungswelle im großen bundesrepublikanischen Stil an die Wand, die Alzenau vergessen machen werde. Im Einklang mit der Konzernleitung spricht er von der Absatzkrise des Automobilbaus und der Chancenlosigkeit der Kolbenfertigung in Deutschland - ganz im Gegensatz zu seinen Worten vom 18.04. auf dem Alzenauer Marktplatz. Reitz berichtet von der bayerischen Staatsanwaltschaft, die bereit stehe, und von dem Alzenauer Mahle-Geschäftsführer, der verkündet habe, dass er um sein Leben fürchte und weiterhin davon, dass am Montag ein TV-Vertreter vorhabe vor dem Eingang einen Übertragungswagen aufzustellen, weil er hörte, es werde Blut fließen.

Als die Rede davon aufkam, dass 50.000 Kolben vor dem Abtransport bewahrt werden sollten, geiferte Neugebauer ins Mikrofon, dass dann eben die Polizei diese abhole. Reitz klärte die Belegschaft auf, dass die Mahle Konzernleitung verkündete, selbst wenn sie umsonst arbeiten würden, wären sie zu teuer.

Demotiviert wurden die Arbeiter des Werkes alleine gelassen, die IG-Metall-Vertreter reisten zufrieden ab - Druck weg, Deckel wieder drauf, Auftrag erfüllt!

Bericht eines Kollegen vom 16.05.2009


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