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Betriebsrat der Firma
Leopold KOSTAL GmbH & Co.KG
An der Bellmerei 10

58513 Lüdenscheid

Fax : 0 23 51 / 16 27 60

Ort, 08.01.02

Protest gegen Euer Verhalten i.S. Kündigung Serefoglu

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Betriebsrates bei KOSTAL,

lieber Kollege Schmolke,

mit diesem Schreiben möchte ich gegen Euer Verhalten im Falle der fristlosen Kündigung des Kollegen Metin Serefoglu protestieren. Das tue ich ausdrücklich deshalb, weil mir berichtet wurde, dass ihr Euch bisher immer durch eine konsequente Interessenvertretungsarbeit ausgezeichnet habt, nicht um Euch in die Ecke zu stellen.

Der Kollege Serefoglu hat sich geweigert am 13. September an der verordneten Schweigeminute teilzunehmen. Erst auf ausdrückliche Nachfragen anderer Kollegen (und nicht etwa durch offene Agitation im Betrieb) hat er seine Gründe zum Ausdruck gebracht, nämlich, dass er bezüglich der Konsequenzen des 11. September eine Haltung vertritt, die offensichtlich von der gegenwärtig herrschenden abweicht. Na und?

Das hat die Geschäftsleitung der Fa. KOSTAL zum Anlass genommen, Metin, den man offensichtlich schon vorher loswerden wollte, nun fristlos zu entlassen. Und ihr habt es nicht nur unterlassen, alles in Eurer Macht stehende zu unternehmen, um dieses schreiende Unrecht zu verhindern. Nein, durch Euren Antrag auf Entfernung Metins aus dem Betrieb (§ 104 BetrVG) habt Ihr dem Unternehmer auch noch die Steilvorlage für sein berechnendes Verhalten geliefert. Wäre Euch das auch in einer zeit passiert, in der nicht fast alle durch die Terroranschläge des 11. September auch persönlich und emotional betroffen waren?!

Liebe KollegInnen, Euer Verhalten ist nicht nur in hohem Maße unsolidarisch – es ist auch politisch sehr dumm: Ihr seid damit nicht nur mitverantwortlich dafür, dass Metin, seine Frau und seine 5 Kinder nun für Monate praktisch mittellos dastehen und in der Öffentlichkeit als Terroristen abgestempelt und gemieden werden.

Ein Verhalten wie das Eure begünstigt außerdem die Kräfte in unserem Lande, die die Ereignisse des 11. September zum Anlass nehmen, um quasi im Handstreich demokratische Rechte einzuschränken und abzubauen und ein Klima zu schaffen, in dem jede gegen den Strich gehende Meinung oder Tat als „terroristisch“ abgestempelt und geahndet werden kann. Aus den leidvollen Erfahrungen der deutschen Geschichte wissen wir doch, dass ein Klima der Intoleranz und Gleichschaltung an erster Stelle immer auch die Gewerkschaften in ihrem Kampf um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen behindert und in ihrer Existenz bedroht.

Ich fordere Euch daher, eure Haltung im Fall des Kollegen Serefoglu zu korrigieren und euch bei denjenigen einzureihen, die mit dem Kollegen und seiner Familie juristisch, politisch und praktisch solidarisch sind!

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann...

Mit kollegialen Grüßen


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