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Das Statische Bundesamt hat wieder mal geforscht: Wofür geben Haushalte
in Deutschland Geld aus?
Die "Bild" Zeitung hat wieder mal die Hand am Puls - wovor fürchten sich
die Deutschen?
Die Ausgaben: 375 Milliarden DM für Mieten. 224 Milliarden für Nahrung.
Und nur 132 Milliarden fürs Auto. Ach, halt: plus 83 Milliarden für
KfZ-Reparaturen und Ersatzteile, 65 Milliarden für Kraftstoffe und etwa
40 Milliarden für KfZ Versicherungen - macht denn auch rund 320 Milliarden
Mark. (Vergleich: 40 Milliarden für öffentliche Verkehrsmittel).
Die Furcht: Mercedes könne Schaden nehmen... Natürlich wg der Amis,
diesen Chrysler Versagern. Und jetzt auch noch klagen - gegen uns!
Erstens: Wenn das Dach überm Kopf die größte Ausgabe ist
- muß mensch noch mehr über die Perversität des Kapitalismus
sagen?
Zum zweiten: Wenn das heilige Blech die zweitgrößte Ausgabe ist -
muß mensch noch mehr über die Perversität des Kapitalismus sagen?
Drittens: Wenn die größte Furcht die um Mercedes ist....
Was aber ist "pervers"? Oder, von mir aus auch: ekelhaft, idiotisch, Banane?
Das, was in dieser Gesellschaft als das Selbstverständliche, Normale, immer
dagewesene gilt.
Das eine: Gewerkschaften, die - nur ein bißchen - weniger engstirnig wären,
als die Comedytruppe DGB (aber auch: als es sich manch linker Kritiker derselben
vorstellt) würden, statt stets solchen Entwicklungen mit Lohnforderungen
hinterher zu galoppieren - na ja: traben - versuchen, eine soziale Bewegung
zu organisieren, die das Bürgerrecht auf menschliches Wohnen einfordert.
Was aus Staatsgeldern den Häuslebauern aller Klassen hinterhergeworfen
wird, wäre ein guter finanzieller Grundstock. Denn: Warum eigentlich soll
der Mensch Miete zahlen?
Das andere: Es gibt ja gerade wieder eine vaterlandsliebende Strömung unter
den Linken, die meint, man könne doch sein Land lieben: die stinklangweilige
Rhön zum Beispiel.
Ich gebe zu: Kein Fluß ist so wunderschön zubetoniert wie die Emscher.
Gegen das Land kämpfen - das tun ja nun nicht irgendwelchen verbiesterten
Linken - selbst, wenn sie wollten , sie könnten nicht. Aber das hat längst
schon der reale Kapitalismus übernommen. Und die Hauptwaffe dabei
sind die bunten Einheitsblechkisten (187 Typen - eine Bauart) mit eingebautem
Todestrieb. Was dem Kaiser der Flottenverein, ist dem Schröder der ADAC.
Und seine Fahne ist der Stern von Stuttgart.
Schadstoffgrenzen, Ausstoßreduzierung - die sind dann etwa dasselbe was
früher Rüstungsbegrenzung war: Es geht weiter, wächst nur ein
bißchen langsamer. Die Einheitsfront steht, vom Arbeitsplatzfetischisten
bis zum Bürger, der sonst nirgends, wohl aber hinterm Steuer frei sein
will.
Die Amis sind schuld am Klima - Kollaps, das weiß mensch doch sowieso,
da braucht es keine weiteren Gedanken über Autos, und außerdem trennen
wir ja auch brav den Müll, wer redet da noch von Vermeidung? Ökologie
und Ökonomie passen zusammen und wer was anderes sagt, ist unrealistisch
- mindestens.
Denn wer Deutschland liebt , liebt auch das Auto - so ist das, sagt der Flottenverein.
Recht hat er.
Die Nazis haben die Autobahnen gebaut und den Volkswagen eingeführt.
Was ihnen im deutschen Allgemeinbewußtsein als Erfolg zugeschrieben wird.
Genau. So wie Daimlers Waffenabteilung Arbeitsplätze sichert. Und die Panzerbauer
von Thyssen die Lohnstreik Vorhut sind. Deutsche Alltagsleitkultur.
Der jüngst wieder angedrohte Aufstand für billigeren Sprit zeigt
die Mobilisierungskraft. Für die Interessen der Pendler ? Nun ja, Kilometerpauschale
abzocken ist Volkssport, Bauförderung im Grünen mitnehmen auch.
Bahnfahren nicht. Natürlich: Wegen fehlendem Kommpfohr.
Vielleicht auch deswegen: Weil das einzigartige Individuum zwar durch die Wahl
der Firma, für die es gegen Preisaufschlag Werbung machen darf, seine Individualität
zeigt, nicht aber im Massenverkehrsmittel. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Helmut Weiss
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
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