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Die Aldous Huxley Revival Serie
Brave new world (18)

HEILIX BLECH



Das Statische Bundesamt hat wieder mal geforscht: Wofür geben Haushalte in Deutschland Geld aus?
Die "Bild" Zeitung hat wieder mal die Hand am Puls - wovor fürchten sich die Deutschen?

Die Ausgaben: 375 Milliarden DM für Mieten. 224 Milliarden für Nahrung. Und nur 132 Milliarden fürs Auto. Ach, halt: plus 83 Milliarden für KfZ-Reparaturen und Ersatzteile, 65 Milliarden für Kraftstoffe und etwa 40 Milliarden für KfZ Versicherungen - macht denn auch rund 320 Milliarden Mark. (Vergleich: 40 Milliarden für öffentliche Verkehrsmittel).
Die Furcht: Mercedes könne Schaden nehmen... Natürlich wg der Amis, diesen Chrysler Versagern. Und jetzt auch noch klagen - gegen uns!

Erstens: Wenn das Dach überm Kopf  die größte Ausgabe ist - muß mensch noch mehr über die Perversität des Kapitalismus sagen?
Zum zweiten: Wenn das heilige Blech die zweitgrößte Ausgabe ist - muß mensch noch mehr über die Perversität des Kapitalismus sagen?
Drittens: Wenn die größte Furcht die um Mercedes ist....

Was aber ist "pervers"? Oder, von mir aus auch: ekelhaft, idiotisch, Banane?
Das, was in dieser Gesellschaft als das Selbstverständliche, Normale, immer dagewesene gilt.

Das eine: Gewerkschaften, die - nur ein bißchen - weniger engstirnig wären, als die Comedytruppe DGB (aber auch: als es sich manch linker Kritiker derselben vorstellt) würden, statt stets solchen Entwicklungen mit Lohnforderungen hinterher zu galoppieren - na ja: traben - versuchen, eine soziale Bewegung zu organisieren, die das Bürgerrecht  auf menschliches Wohnen einfordert. Was aus Staatsgeldern den Häuslebauern aller Klassen hinterhergeworfen wird, wäre ein guter finanzieller Grundstock. Denn: Warum eigentlich soll der Mensch Miete zahlen?
Das andere: Es gibt ja gerade wieder eine vaterlandsliebende Strömung unter den Linken, die meint, man könne doch sein Land lieben: die stinklangweilige Rhön zum Beispiel.
Ich gebe zu: Kein Fluß ist so wunderschön zubetoniert wie die Emscher. Gegen das Land kämpfen - das tun ja nun nicht irgendwelchen verbiesterten Linken - selbst, wenn sie wollten , sie könnten nicht. Aber das hat längst schon der reale Kapitalismus übernommen.  Und die Hauptwaffe dabei sind die bunten Einheitsblechkisten (187 Typen - eine Bauart) mit eingebautem Todestrieb. Was dem Kaiser der Flottenverein, ist dem Schröder der ADAC. Und seine  Fahne ist der Stern von Stuttgart.
Schadstoffgrenzen, Ausstoßreduzierung - die sind dann etwa dasselbe was früher Rüstungsbegrenzung war: Es geht weiter, wächst nur ein bißchen langsamer. Die Einheitsfront steht, vom Arbeitsplatzfetischisten bis zum Bürger, der sonst nirgends, wohl aber hinterm Steuer frei sein will.
Die Amis sind schuld am Klima - Kollaps, das weiß mensch doch sowieso, da braucht es keine weiteren Gedanken über Autos, und außerdem trennen wir ja auch brav den Müll, wer redet da noch von Vermeidung? Ökologie und Ökonomie passen zusammen und wer was anderes sagt, ist unrealistisch - mindestens.
Denn wer Deutschland liebt , liebt auch das Auto - so ist das, sagt der Flottenverein.
Recht hat er.
Die Nazis haben die Autobahnen gebaut und den Volkswagen eingeführt.
Was ihnen im deutschen Allgemeinbewußtsein als Erfolg zugeschrieben wird.
Genau. So wie Daimlers Waffenabteilung Arbeitsplätze sichert. Und die Panzerbauer von Thyssen die Lohnstreik Vorhut sind. Deutsche Alltagsleitkultur.

Der jüngst wieder angedrohte Aufstand für billigeren Sprit  zeigt die Mobilisierungskraft. Für die Interessen der Pendler ? Nun ja, Kilometerpauschale abzocken ist Volkssport, Bauförderung im Grünen mitnehmen auch.
Bahnfahren nicht. Natürlich: Wegen fehlendem Kommpfohr.
Vielleicht auch deswegen: Weil das einzigartige Individuum zwar durch die Wahl der Firma, für die es gegen Preisaufschlag Werbung machen darf, seine Individualität zeigt, nicht aber im Massenverkehrsmittel. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Helmut Weiss


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