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Im Jahre 10 nach dem, was die Ideologen Wiedervereinigung nennen, gibt es
den Aufstand der anständigen Deutschen. Gegen Glatzen, die so tumb wie
gewälttätig die Stammtisch - und Parteiparolen verwirklichen. Die
anständige Nation ist gewohnt, daß so was in Uniform und Pflichterfüllung
geschieht. Und schon gar nicht auf der Straße. Nicht zufällig war
ein KZ-Erbauer später auch Bundespräsident.
Frau Merkel besinnt sich auf die Nation, eine gewisse Frau Zimmer auch. Irgendein
Verein zur Wahrung der deutschen Sprache will jetzt ausgerechnet in Dortmund
- woll - alljährlich den bestbezahlten Kulturpreis der Berliner Republik
vergeben - 70.000 Mark für den besten Verteidiger der deutschen Sprache.
Deutsche Leitkultur eben .
Zuviel auf einmal ? Ja, ist doch nicht von mir. Nun denn: der Reihe nach.
Diese Partei war mir bisher nur als Zukunftsentwurf bekannt: Frau Zimmer
- Vorsitzende der Partei des Deutschen Sozialismus - liebt ihr Vaterland (im
Gegensatz zu ehemaligen deutschen Präsidenten). So selbstverständlich
wie die KP Frankreichs möchte sie am Parteitagsende "Es lebe Deutschland"
rufen. Und , so selbstverständlich wie die KPF als erste - lange
vor Le Päng - rassistische Demonstrationen organisieren ?
Deutsche Leitkultur auch das. Warum der Streit, was das heißen soll?
Das etymologische (Fremdwort!!) Wörterbuch lernt mir Beherrscher des Deutschen:
leiten heißt "in Bewegung bringen". Haben Sie verstanden? Ausländer
raus.
Ich gebe zu, auch im bereits genannten Frankreisch gibt es seltsame Kapriolen,
was die Sprache betrifft. Ich gebe ebenfalls zu, daß die Sprache der ach
so arbeitsplatzschaffenden Werbeindustrie so saudumm ist wie ihre SchöpferInnen:
also erfolgreich.
Aber 70.000 Emms für die beste Wahrung deutscher Sprache ?
Tja, niemand kümmert sich so sehr um seine Sprache wie das Volk der Richter
und Henker. Ich fürchte sehr, da sind auch ehemalige Linke dabei, die vor
lauter plattem Antiamerikanismus die Seiten wechseln.
Daß Deutscher jemand ist, der keine Lüge erzählen kann, ohne
sie selbst zu glauben, mag noch als Hegelsches Erbe dahingehen. Daß Dichter
und Richter, Denker und Henker keineswegs nur Wortspiele eines verbiesterten
Altlinken sind zeigt - als ein mögliches Beispiel unter unendlich vielen
- der Freundeskreis der "Christlich - deutschen Tischgesellschaft zu Berlin"
vom Jahre 1812. (Keine Frauen, keine Juden).
Mitglieder unter anderem: Die Herren von Arnim, Brentano, Fichte und von Kleist.
Nur so. (Zur vertiefenden Lektüre empfohlen: Eckard Henscheid "Kant und
der Neger - Negerl").
Ja, die traditionellen Schöpfer und Bewahrer deutscher Sprache, das waren
schon echt deutsche Männer. So gibt es in anderen Sprachen für
einige Ausdrücke, die zum deutschen Grundwortschatz gehören, keine
oder nur notdürftig zusammengesetzte Entsprechungen.
Das typisch deutsche Wort Endlösung können die Tommies mit
"final solution" nur ganz entfernt begreifen. Das gute deutsche
Gewerkschafter-Wort "Leistung" (die sich vor Tarifrunden wieder lohnen muß,
egal, worin sie besteht) gibt es bei keinem Spanier, Franzosen oder Briten.
Faules Pack eben, die kennen nur Resultate, nicht den Schweiß, der heiß
von der Stirn rinnen muß .... aber, anderswo kommt das Wort für Gewerkschaft
auch von der Idee der Vereinigung, nicht aus dem gemeinsamen werken....Seis
drum.
Aber: wenn jetzt denn dann demnächst endlich (sag das mal auf englisch)
die Milliarden Inder mit dem "befristeten Zuzugsberechtigungsausweis" (kriege
ich dafür was vom Preis?) kommen, und uns die Nutzung durch Zahlen gesteuerter
Rechengeräte abnehmen, dann haben die gefälligst eine Reifeprüfung
in deutscher Sprache abzulegen, um zu beweisen, daß sie eingliederungswillig
sind. Kapiert - ach nein : verstanden?
Einerseits: Es gibt immer noch viel zu tun. Selbst in jenem Hort des Deutschtums,
den unsere unbekannte Literatur darstellt, häufen sich Unmengen Undeutsches.
Mephistopheles - wenn das kein Fremdling ist! Nathan - der Name sagt alles.
Spanische Provinzgrafen, polnische Grundbesitzer und italienischen Weiber tummeln
sich auf diesen Seiten.
Deutsche Leitkultur? Das sollte Frau Merkel ausMerzen oder niederMayern: wo
bleibt ihr Walkürenritt ?
Andrerseits: Da ich als Schreiberling - weil vom deutschen Nationalcharakter
geprägt - durch und durch korrupt bin und neidisch auf alle, die besseren
Zugang haben, würde ich für die 70.000 DM glatt nur noch teutsch
schreiben wollen thun. Von mir aus auch gotisch, sogar wenn anstelle vom
CDU Mayer ein gewisser Nguyen van Hoc Schützenkönig in Meschede wird,
woll.
Zum guten Schluß: Als Süddeutscher war mensch schon immer eher für
die weichen Konsonanten: Deutsche Leidkultur. Für die anderen, versteht
sich.
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LabourNet Germany: Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace |
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