letzte Änderung am 4. Sept. 2002 | |
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Darauf ist bei Naturkatastrophen Verlass: »Deutschland rückt zusammen«,
die »Profis der Nation« versammeln sich zur Lesung der heiligen
Hartzer Messe in einem Dom, und die Wirtschaftsinsti-tute spekulieren schon
darüber, welche Beschäftigungs- und Konjunktureffekte die Katastrophe
Nr. 1 wohl für die Katastrophe Nr. 2 bedeuten könnte. Rot-Grün
und dem Krisenkanzler jedenfalls kommt die Jahrhundertflut für ihren Job-Floater
wie gerufen. Zynisch ist nicht dieser Vergleich, sondern der Versuch, die Ursachen
der Massenarbeitslosigkeit zu individualisieren und die Er-werbslosen in jener
gigantischen, staatlich finanzierten Lohndumping-Spirale als Massenversuchs-kaninchen
zu instrumentalisieren und gegen die noch Beschäftigten als Konkurrenz
'ins Feld' zu schicken.
Die Opposition gegen den Hartzer Käse - zu der die Gewerkschaftsvorstände
nicht mehr gehören - präsen-tiert sich allerdings höchst unterschiedlich.
Während die einen das Ziel der Vollbeschäfti-gung teilen und le-diglich
den Verlust an »Rechten und an Würde der Lohnarbeit« bemängeln,
meinen andere, die Würde, Freiheit und potentielle Selbstbestimmung des
Menschen bestehe darin, nicht »der Arbeit unterworfen zu sein«,
und wahre Moralität beweise sich, indem man auf einen Arbeitsplatz verzichtet,
d.h. andere lohnar-beiten lässt. Beide Argumentationen verfehlen das, um
was es geht: Wir dokumentieren verschiedene Positionen, die sich in unterschiedlichen
Perspekti-ven kritisch mit den Hartz-Vorschlägen befassen. Auseinandersetzung
dringend notwendig! Wer die Kritik der Lohnarbeit vergisst, wenn es darum geht,
»dass alle Arbeit haben« (Schröder) oder »Arbeit gerecht
verteilt wird«, fällt hinter Einsichten zurück, wie sie in der
Fort-setzung des Bei-trags von Norbert Engelhardt zur Arbeitszeitverkürzung
in unserer Dokumentationsreihe formuliert werden.
Außerdem: 10 Seiten »Jubiläumsausgabe« mit einer neuen
Einladung zu unserem Fest »Organizing the battlefield« - Achtung:
neuer Termin! (S. 6)
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