Express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 4/02

Editorial

 

Zum Zeitpunkt unseres faktischen Redaktionsschluss (26. April) sind die Tarifverhandlungen der Metallindustrie – wider unser Erwarten – gerade gescheitert. Die Urabstimmungen sind im Gange und über die weiteren Entwicklungen könnte an dieser Stelle nur spekuliert werden. Beide Seiten bemühen den Rechtsstaat um Unterstützung. Gesamtmetall-Chef Kannegiesser drohte schon mal mögliche Produktionsstilllegungen und Aussperrungen außerhalb des Arbeitskampfgebiets an, woraufhin die IG Metall den Verfassungsrechtler Zachert bemüht, um nachzuweisen, dass dies »verfassungsrechtlich höchst problematisch« sei. Umgekehrt in Berlin: Dort hat, wie man in der FR vom 26. April lesen kann, Arbeitgeberpräsident Hundt gedroht, den möglichen Streik gerichtlich unterbinden lassen, falls die IG Metall mit einem Streik Firmen in Schwierigkeiten bringen werde ... Wie gut, dass uns der IG-Metall-Chefstratege Klaus Lang beruhigen kann: »Ein Streik ist kein nationales Unglück«, vielmehr handle es sich um »einen Normalfall in einer demokratisch verfassten Wirtschaft und Gesellschaft«.. Wir sind also gespannt, wie dieser aussehen wird und werden in der nächsten Ausgabe berichten.

Zum Auftakt der Berichterstattung und Kommentierung der diesjährigen Tarifverhandlungen dokumentieren wir in dieser Ausgabe einen Artikel von Jürgen Kädtler von 1987 zum Entgelttarif in der Chemieindustrie. Damit niemand hinterher sagen kann: das haben wir nicht gewusst ...