Express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 3/02

Editorial

In Europa scheint im Moment mehr zu erwachen als nur der Frühling: In Italien gehen nach dem Aufruf linker Gewerkschaften Millionen Menschen auf die Strasse, um gegen die Aufhebung des Kündigungsschutzes durch die Regierung Berlusconi zu demonstrieren, ja es wird sogar ein eintägiger Generalsstreik angekündigt; in Barcelona protestieren Hundertausende gegen die neoliberale Politik der EU; und was tut sich in Deutschland?

Bei den Tarifverhandlungen der Metallbranche »verhärten sich gerade die Fronten«, wie es immer so schön heisst, und die Gewerkschaften warnen schon mal mit kleinen Streiks. Zugleich initiieren der DGB und ver.di Kampagnen gegen eine drohende Entsolidarisierung im

Gesundheitssystem, die von der rot-grünen Regierung spätestens für die nächste Legislaturperiode geplant wird – trotz Dementis. Aber, wie schon die Nachbarin immer zu sagen pflegt: Es gibt gar keinen Übergang mehr. Auch Sommertheater hatten wir schon –

einmal im Bundesrat, das andere Mal im Kammerspiel der Gaststätte »Wichmann«, wo sich die Vorsitzenden von DGB, IGM und ver.di mit ihrem Kanzler trafen, um den »Frieden von Hannover« zu beschließen – und selbigen anschließend natürlich zu dementieren. Währenddessen stirbt der Stachanow des Kabaretts ...