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"Die Gewerkschaft Verdi und die BVG verweisen auf die bisherigen Sanierungserfolge. Seit 1992 wurde die Mitarbeiterzahl fast halbiert, der Kostendeckungsgrad stieg von 32 auf 60 Prozent." Berliner Zeitung, Freitag, 28.9.2001
"Um des sozialen Friedens willen wird von den Gewerkschaften so manche Kröte geschluckt. Ihre Funktionäre reden sich dann damit heraus, dass es im Interesse des Gemeinwohls besser sei, wenn tausend Arbeitsplätze gerettet, dabei aber 500 Menschen ins soziale Elend gestürzt würden. Dafür gibt es das schöne Wort vom Sachzwang. Genaus das ist der Skandal. Die Gewerkschaften erledigen für das Kapital die Drecksarbeit. Gewerkschaften in Deutschland sind eben keine Widerstandsbewegung gegen die Gräueltaten des Kapitals, sondern Regulierungsbehörden zur Ruhigstellung der abhängig Beschäftigten." Jungle World 37/5.9.2001
Ein Gremium bewilligte den Damen und Herren Geschäftsführern der obersten Ebenen von ver.di (rückwirkend wie geplant zum 2. Juli 2001) Gehaltserhöhungen. Vielleicht auch nicht rückwirkend und vielleicht auch nicht in der geplanten Höhe (minus Gehalt einer "einfachen Verkäuferin" ? 2000,00 DM verkaufen sich gut). Hoffentlich für die mittlere und untere Ebene des Apparates noch was ausgedacht, denn von dort kam der massive Protest plus Unterstützung aus dem engagierten ehrenamtlichen Bereich. Realistisch sahen einige die Teilnahme an der Bereicherung durch Mitgliedsbeiträge an sich vorübergehen. Sie hoben den Deckel vom brodelnden Topf. Davor wurde kräftig über die anstehenden Gehaltserhöhungen stumm im Kopf gemotzt, sich über Mittelkürzung intern beklagt, das Einstellen von basisorientierten Projekten entweder totgeschwiegen beziehungsweise den Sachzwängen der Gründungsorgien geopfert.
Nun steht die öffentliche Lachnummer der Begründung und der Name der/des Heiligen, die/der den Kompromiß fand, ins Haus. Eigentlich hätte die rückwirkende Bewilligung zum Ausgangspunkt des ver.di-Projekts im Oktober 1997 geschehen müssen. Sollten sich engagierte ehrenamtlich tätige GewerkschafterInnen jetzt mit Entschädigungsforderungen für Verarsche und Mißbrauch (der von ihnen in Kämpfen erworbenen gesellschaftlichen Stellung und Anerkennung) an die ver.di-Zentrale wenden ? wer wollte ihnen das verdenken oder sich dagegenstellen? Wer nach den Vorbildern der Wirtschaft handelt, dies öffentlich so ausdrückt, muß ab jetzt so behandelt werden. Die Moral der Herrschenden sich anzueignen ein Sache. Abzuheben ohne Sicherung nach unten die andere, auch auf die Gefahr hin abgeschossen zu werden. Durch die Rolle des Co-Managements hindurch nun in der Totalidentifikation unter Aneignung der gegnerischen Instrumente. Die neue Aufgabe: Sozialmanagement und Zementierung der Drei-Klassen-Gesellschaft. Hier gehts nicht um Bereicherung durch Ausbeutung von abhängig Beschäftigten, hier geht es um Bereicherung durch Mitgliedsbeiträge (Eigentumsfragen?). Mag jeder über seine Versicherungen denken wie er will, aber eines haben sie gemeinsam: über jede Veränderung im Vertrag wird informiert. Das ist die Geschäftsgrundlage. Wie siehts bei ver.di aus? Die Grundlage ist die Satzung. Hat die schon jede/r? Hätte jedes Mitglied (3 Mio. insges.) dieses Grossbetriebes nach der Gründung eine erhalten, sich bei §10 "Rechte und Pflichten" eingelesen, kämen beim aktuellen Thema Fragen auf. Ich bin zugeordnet, aber wo kann ich hingehen und nach §12 einen Ausschlußantrag wegen "gewerkschaftsschädigendem Verhalten" in die Debatte, in entsprechende Gremien bringen? Denn unter "III. Grundsätze §5 Zweck, Aufgaben und Ziele" sehen ich im aktuellen Handeln einen Verstoß, untermauert noch mit "§96.3 Budgetierung" Ausführungen über den Gewerkschaftsrat.
Die bisherige produzierte heiße Luft von ver.di ist kein Leistungsbeweis der Geschäftsführung für eine Gehaltserhöhung. Einem geschätzten Widerpart auf gleicher Höhe in die Augen schauen zu können benötigt mindestens den finanziellen Rückhalt durch Gewerkschaftsmitglieder und ein Mandat mit evtl. Stärkung durch Kampfmaßnahmen. Hier: ohne Unten gibts kein Oben. Nun könnte der leitende Geschäftsführer von ver.di ja nachweisen, dass er am vergangenen Dienstag fünf Minuten früher im Büro war. Doch diese Leistung wird er auch nur dem Chauffeur seines Dienstwagens zu verdanken haben, der inzwischen die kürzesten Wege zum Sitz der Zentrale am Potsdamer Platz kennt und gut mit der Polizei kann (Was hat sein Chauffeur eigentlich monatlich aufm Konto?). Es wird nicht das Problem sein, den Protest zu verstärken, sich dieser oder jener Forderung anzuschließen. In dieser Situation es auf den Hinweis zuzuspitzen: Kollegin, Kollege, auch Dein Beitrag stützt Frank Bsirske! Da bedarf es praktischer Handlungen/Vorschläge in Betrieben, Gremien, in der Öffentlichkeit, um Druck auszuüben. Es sind z.Z. nicht die Passiven in den Reihen von ver.di, die Rücktritt oder gleich Austritt erwägen. Das Händereiben wird sich oben einstellen, wenn es denn so kommt. Die ab jetzt fliegenden politischen Fetzen werden reichlich Opportunismus und Feigheit aber auch viel Mut und Kampfgeist produzieren. Die betriebswirtschaftliche Kopfgeburt ver.di hat es seit Oktober 1997 nicht geschafft, unten ein organisiertes solidarisches Zusammengehen/-handeln zu organisieren. Warum sollte sie das auch wollen? Von der eigenen sozialen Lage ausgehend und der enstandenen Ferne zu der Mitgliedschaft reicht es eben halt auf die Webseite von ver.di in den dortigen Fanshop zu gehen und sich ein T-Shirt für den nächsten Maskenball zu bestellen.
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