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Spitzen-Ver.diener

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die umstrittenen Gehälter für unsere ver.di-Spitzenfunktionäre (die so genannten Wahlangestellten: Bundesvorstandsmitglieder und LandesbezirksleiterInnen) sind beschlossen. Der Gewerkschaftsrat hat sich am 27. September mit knapper Mehrheit (56 ja / 44 nein) dafür ausgesprochen. Für diejenigen von Euch, die es noch nicht aus der Presse wissen: verabschiedet wurde eine Regelung, die weit über den höchsten Gehältern der Vorstandsmitglieder in den fünf Gründungsgewerkschaften liegt. Unser Vorsitzender bekommt demnach künftig 27.000 Mark monatlich (bisher 16.780 Mark). Das ist eine Erhöhung um 59,2 Prozent (ursprünglich war noch mehr vorgesehen). Erinnert Euch: die Pilotenvereinigung Cockpit forderte im Frühjahr Einkommenserhöhungen von "nur" 30 Prozent und ist dafür auch von Frank Bsirske heftig gescholten worden. Seine vier Stellvertreter erhalten künftig 23.600 Mark, Ressortleiter 21.600 Mark und so geht es weiter.

Das ist das "Ende der Bescheidenheit" meint da wohl nicht nur die Presse.

Denn zugleich ist klar: Die hohen Summen an der Spitze wirken sich auf die Zahl und die Gehälter der übrigen "normalen" ver.di-Beschäftigen aus. Grund: der Anteil der Personalkosten ist bei 50 Prozent des Gesamtetats festgeschrieben (Ziffer 6 der Budgetierungsrichtlinie). Im Klartext: was oben an dicken Brocken abgeschöpft wird, steht unten nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommt, dass derzeit immer deutlicher wird, wie prekär die Situation der Fachgruppen, -bereiche oder Landesbezirke tatsächlich ist. Schon jetzt ist der finanzielle Spielraum dramatisch eingeengt: Allein die immensen Kosten der so genannten Personal-"Überhang"-Finanzierung (bezogen auf die Modelle des geplanten Personalabbaus bei den ver.di-Beschäftigten) führen dazu, dass Gremien in absehbarer Zeit handlungsunfähig sein werden. Von Mitgliederbetreuung kann dann keine Rede mehr sein.

Unser deutlicher Eindruck ist, dass sich ver.di diese Gehälter nicht leisten kann und die Mitglieder sich diese nicht leisten wollen! Ganz zu schweigen von der neuen ver.di-Residenz am Potsdamer Platz (Miete ca. 16 Millionen DM pro Jahr) und dem geplanten Bau einer eigenen Zentrale (ca. 180 Millionen DM). Wie lange wohl wird es angesichts weiter rückläufiger Mitgliederzahlen dauern, bis das Gewerkschaftsvermögen aufgebraucht ist? Und wurde ver.di nicht auch aus ökonomischen Zwängen heraus gegründet?

Die meisten, mit denen wir diskutiert haben - gleich ob in Betrieben, Orts- bzw. Bezirksvorständen oder Fachbereichen - sind sauer. Sehr sauer. Und das ist noch sanft ausgedrückt. Schließlich wissen wir alle, dass es nicht einfach sein wird, die vielen angekündigten Austritte zu verhindern. Das müssen wir aber tun. Und gerade deshalb dürfen wir den Gehälter-Beschluss des Gewerkschaftsrates auf keinen Fall einfach hinnehmen. Wir müssen die Gewerkschaftsratsmitglieder, die für die Erhöhung gestimmt haben, davon überzeugen, dass der Beschluss unbedingt zurückgenommen werden muss. Dazu bedarf es natürlich guter Argumente. Vor allem aber auch jeder Menge Druck aus der Mitgliedschaft. Mail- und Unterschriften-Aktionen werden derzeit angekurbelt. Wir zählen dabei auf Euch! Weitere Ideen werden geprüft. Um etwas zu bewirken, brauchen wir aber auch die Stimmkraft der Landesbezirks- und Fachbereichsvorstände. Also fordert eure Gremien auf, sich für die Rücknahme des Gehälter-Beschlusses einzusetzen! Und ladet Gewerkschaftsratsmitglieder sowie die Wahlangestellten, die den Beschluß befürworten, auf Delegiertenkonferenzen o.ä. ein, damit sie direkt mitbekommen, was die Basis von dem Beschluß hält.

Leitet bitte diese Mail/Datei an viele ver.di-Mitglieder weiter. In den nächsten Tagen erhaltet ihr von uns einen Textvorschlag für die Unterschriftenaktion - inklusive vieler Argumente. Für die, die uns nicht kennen: Wir - das sind ganz "normale" Ehrenamtliche, die sich als Betriebsträte bzw. über Bezirks- und/oder Fachbereichsvorstände kennen und schätzen gelernt haben. Und wir sind Gewerkschafter, die sich gerade darüber gefreut hatten, endlich mal wieder positive Mitgliedertrends in "unseren" Betrieben zu verspüren!

 

Conny Bauer (ehemals IG-Medien)
Betriebsratsvorsitzende Freies Wort Suhl,
stellv. KBR-Vorsitzende Süddeutscher Verlag München
Mitglied im Landesbezirksfachbereichsvorstand Medien Südost

Harald Pürzel (ehemals hbv)
Betriebsratsvorsitzender Jehle-Rehm, München
stellv. KBR-Vorsitzender Süddeutscher Verlag München
V orsitzender der Fachgruppe 5 im FB 8 im ver.di-Bezirk München

Mitgl. Bezirksvorstand München u. Landesfachbereichsvorst. Medien
Christian Petzold (ehemals DAG)
Betriebsratsvorsitzender Zeitungsgruppe Thüringen Verw.GmbH (WAZ),
Vorsitzender des Landesbezirksfachbereichsvorstandes Medien
Südost der Landesbezirke Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt


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