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Woher diese Welle der Gewalt, die unser Ansehen in der Welt schädigt?
Unser Ansehen! Sprich: Unsere Geschäfte von den Fidschis (Inseln) bis zu
balkanesischen Protektoraten, die wir uns so mühsam verdient haben...
Das ist doch schlimm für uns. Was? Ja, selbstverfreilich, für die
Nescher, die gejagt werden- auf Deutschlands Straßen - ist es auch nicht
nett, aber die als solche sind es doch von zuhause gewohnt...
Was passiert am rechten Rand der Gesellschaft? NPD verbieten oder ja? Jugendheime
für die braune Szene? Lufthoheit nicht mehr nur an Stammtischen, sondern
auch auf Schulhöfen?
Alle grübeln darüber, ob "am rechten Rand" irgendetwas passieren
kann, was nicht in der Mitte seinen Ursprung habe. Und machen natürlich
weiter, wie gehabt.
"Die Zeit" titelt: "Furcht und Schrecken". Und kündigt
daneben eine Reihe Dossiers an, die - beginnend mit dem Beitrag "Hoppla,
jetzt kommts Ich" - den neuen Individualismus untersuchen sollen.
Den DFB Teutonen mangelt es nicht an Freundschaft zum Ball, sondern - natürlich
- an Aggressivität.
Und: selbstverständlich ist jeder seines Aktienglückes Schmied, sich
selbst der nächste. Und: bewußter Wähler korrupter PolitikerInnen,
kollektiver Steuerhinterzieher, Lynchmobber gegen Kinderschänder....
Gibt es Zusammenhänge zwischen dem gnadenlosen Ellbogenkampf der befreiten Individuen, die ihre Biographie immer wieder neu gestalten - das lehrt jener Verbund von Professoren, die sich immer noch Soziologen nennen und arbeiten wie ein positivistischer Seancenzirkel - und jenen braunen Jugendhorden, die tun, was ihnen Alte sagen?
Erstens da: Wo ein - zufälligerweise bayerischer - Richter in seinem Urteil zum Schluß kommt, der Ruf "Alle Drecksneger gehören erschlagen" lasse die Folgerung nicht zu, daß dies (Der Mob hatte einen Afrikaner gejagt) ein Akt mit rassistischem Hintergrund gewesen sei. Solche Äußerungen - in betrunkenem Zustand - würden auch von normalen Bürgern gemacht. Recht hat der teutsche Mann: Der Weg von der niederbayerischen Tracht zur bayerischen Niedertracht ist sehr kurz.
Zweitens da: Jeden ersten Dienstag im Monat zu Berlin (beispielsweise) machen die freien Individuen, die kommenden Internet-Millionäre, ein Schaulaufen vor potentiellen Kapitalgebern. Sie tragen keine Uniform, sondern : lässige Mode. Sie bringen keine Fremden um - die gibt es da gar nicht. Sie schlagen sich nicht, sie intrigieren. Und kuschen vor den Mächtigen - wie die Glatzen. Die Regeln des Geschäfts, der Gesellschaft also, sind unantastbar verinnerlicht.
Drittens da: Wir müssen konkurrenzfähig sein, bleiben, werden...Wir
müssen...wir - gegen die Anderen.... Zufall, daß rote Karten in Gewerkschaften
mehr Zustimmung finden, als grüne? Daß allemöglichen Kämpfe
für Tarife oder gegen Sozialabbau etc wenig darüber aussagen, ob ihre
AktivistInnen rassistisch sind oder nicht?
Was das soll ? Frau Engelen Kefer gibt nur das jüngste Beispiel ab: In
einem Gespräch mit der Zeitschrift "GELDidee",
tut die gute Frau kund, daß Gewalt gegen Ausländer dem Wirtschaftsstandort
schadet.
Sucht mensch für irgendeine reaktionäre Position ein dumm-plupes Zitat,
beim Bundesvorstand des DGB fündig werden ist leicht. Aber nicht, daß
dies Zufall oder Taktik wäre: Bei der Greencard ist Frau Engelen Kefer
- ganz sozialnational - vor allem darum besorgt, daß "teutsche"Arbeitnehmer
nicht verdrängt werden... Jaja, der Arbeitsraum im Osten. Oder wars im
Westen? Lesen sie es selbst nach.
Zufall, daß bei manchen Bekundungen eine Ahnung davon entsteht, wie ein
"Sozialismus" national sein könnte? Die Avantgarde kämpft
für die künftige herrschende Rasse....
Was ergäbe - viertens da: Daß den freien Individuen der bürgerlichen Gesellschaft - ihrer verschiedenen Klassen - und den Horden der braunen Szene ein Fundament gemeinsam ist: Nach unten treten, nach oben buckeln. Autoritäre Persönlichkeit wurde das mal genannt. Aber die das so nannten, waren auch Leute, die fanden, mit dem Individuum im Kapitalismus sei das so eine Sache - aller sozialen Inhalte, die es erst konstituieren, entkleidet, regrediert es zum nackten Interesse: die Herrschaft der Starken. Bingo.
Die Winner der "new economy" und die Überzahl-Streetfighter
sind eben beide Siegertypen, bestimmt keine Sitzpisser (folgerichtig aber beide:
Stinkstiefel) . Beide sind kein weicher Standortfaktor, sondern ein echt harter.
Jede Gesellschaft schafft eben die Individuen, die sie braucht. Ach ja: Die
sozialen Klassen schafft sie auch. Aber so, wie die asoziale Freiheit des bürgerlichen
Individuums in der sozialen Unfreiheit der bürgerlichen Gesellschaft aufgehoben
ist, ist auch der Totengräber einer mit Triumphgeschrei untergehenden Gesellschaftsordnung
von der Seuche gezeichnet.
Die beste Beschreibung der nichtkapitalistischen, also leistungsfeindlichen Gesellschaft ist immer noch : "Sur l`eau". Muß mensch im Lexikon gar nicht weit blättern: von Mar- nach Mau- wie Maupassant.
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