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Die Aldous Huxley Revival Serie
"Brave new world" (13)
"...wenn die schwarzen Buddelraben tief in ihrem Graben graben
und die feisten Felsenquallen kichernd in die Fallen fallen..."
(Benn? Brecht? Wer ? Preisrätsel: Eine Expokarte zu gewinnen!)
Frühjahr ist Messezeit und dieses Jahr ganz besonders: CEBIT, EXPO, DRUPA.Für den IG Medien Spezialpreis von 35 DM hätte ich nach Dusseldorf fahren können, um zu sehen, wie die Druckindustrie Hightech-Branche geworden ist. Das kann ich natürlich in Dortmund für 2,10 sehen (Kurzstrecke): All die stillgelegten Betriebe....
Aber wir, so lese ich in der Druck&Papier, wir sind stolz darauf, daß wir auf die neuen Berufsbilder Einfluß nehmen. Daselbe wird mir zugemailt und der IG Medien Technik-Papst, der Kollege Werneke erklärt, daß nun eben auch in die Menschen investiert werden müsse. Standortvorteil Qualifikation, gibt es in anderen Gewerkschaften auch.
Deshalb vom selben mehr: Die EXPO. Jede Menge Gruppierungen, einst als "kritische Mitgestalter" in die Mannschaft von Birgit Betrug eingestiegen, geben über Zeit, Spiegel, Deutschland funkt etc pp kund, sie wären enttäuscht. Die Armen, leider tun sie mir gar nicht leid. Die Sponsoren bestimmen, und das heißt: Moderne Technik wird alle Probleme dieser Welt nachhaltig lösen.
Treu und teuer bei der Stange: Der DGB. Warum?
Parteitreue, klug wie Sonnencreme ? Sicher ein Faktor. Taktische Überlegung ? Ganz bestimmt. So erhofft mensch - sofern DGB Funktionär - sich ein neues Image unter den erwarteten, erhofften Massen zu schaffen. Wir sind modern, wir sind gar nicht von vorgestern. Das versuchen sie anderswo - wie unglücklich auch immer - genauso. Aber: der Hauptgrund weswegen nicht nur der DGB die EXPO, sondern eben auch die Einzelgewerkschaften "ihre" Fachmessen etc unterstützen, daran teilnehmen, dafür mobilisieren heißt: Konsequenz. Sehr wohl.
Neue Technik verheißt: gesteigerte Produktion, das muß nur passend sozial begleitet, sozialverträglich gestaltet werden. Denn Technik an sich ist neutral: da sind sich im übrigen Sozialpartner und Klassenkämpfer weitgehend einig.
Wer diese Philosophie hat - seit der alljährlichen Lektüre des "Neuen Universums" unterm Weihnachtsbaum der Jugendzeit - der unterstützt EXPO &Co eben aus Konsequenz.
Beispiel: Schulen ans Netz.
Ein profilierter Kritiker dieses allseits bejubelten Programms schrieb 1944: "Am Absterben der Erfahrung trägt Schuld nicht zum letzten, daß die Dinge unterm Gesetz ihrer reinen Zweckmäßigkeit eine Form annehmen, die den Umgang mit ihnen auf bloße Handhabung beschränkt..."
Daraus ist aber dann genau die Schlußfolgerung des Kollegen Werneke zu ziehen: wenn die ganzen Dinger erst mal da sind, dann muß in die Menschen investiert werden, weil sie eben die Handhabung lernen müssen. Sonst ist das ganze nicht produktivitätssteigernd.
So lernen die SchülerInnen nicht Computer beherrschen und an persönliche Erfordernisse anzupassen, sondern Windows in die Tasten hauen und Gates gehorchen, die Kollegen lernen nicht den "Workflow" gestalten, sondern werden Teil von ihm, und ein grundsätzliches "Nein" gilt als technikfeindlich und das ist: igitte. Wir gestalten alles mit, am besten den eigenen Untergang.
Vor über 200 Jahren konstruierten Ingenieure - im Auftrag der britischen East India Company - die erste Uhr mit zwei Zeigern. Jetzt konnten auch Minuten angezeigt werden. Time is money, honey - mit diesem kapitalistischen Glaubenscredo wachsen wir seitdem alle auf, auch - und erst recht - die industriellen Klassen und die Gewerkschaften.
Von daher: Logisch, daß die Gewerkschaften den Hannoveraner "Carnival of Capitalism" unterstützen.
Ihr Profil werden sie damit in der Tat schärfen:
Fallen, in die sie kichernd fallen. Auch die sozialen Begleitprobleme werden irgendwann von der neuen Technologie nachhaltig gelöst. Oder hat je jemand im "Neuen Universum" ein Kapitel über Gewerkschaften gelesen?
Jedoch: Wenn einst die ökologische Problematik endgültig dadurch gelöst sein wird, daß wir - kraft Hightech - einen Planeten nach dem anderen vernutzen können, ist auch noch Platz für die Gewerkschaften. Im hintersten Zimmer des "Imperialen Museums für terrestrische Frühgeschichte". Betreut vom Genom Modell "Museumswärter". Geht alles nicht?
Gibts nicht! Die Welt läßt sich berechnen, die Menschen auch. Deshalb: JA! zu den Sonderpreisen für Gewerkschaftsmitglieder. Bei EXPO, Drupa, Cebit, IAA, Hannover und wie sie alle heißen - weil Du es bist Kollege, berechnen wir: das Dreifache.
Helmut Weiss
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
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