letzte Änderung am 9.Juli 2003

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An den gesamten Vorstand der IG Metall

Liebe Kolleginnen und Kollegen vom Vorstand,
mit Enttäuschung und Schaudern beobachte ich im Moment das Theater, welches von einigen IGM Funktionären aufgeführt wird.

Als die Kumpels in den neuen Bundesländern entschieden hatten, für die Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden zu streiken, freute ich mich und befürwortete die berechtigte Forderung. Ein weiterer Pfeiler der Teilung und der Zwei-Klassen-Gesellschaft in Deutschland sollte damit fallen. Das es nicht einfach werden würde, das gesteckte Ziel zu erreichen, war wohl allen Beteiligten klar. Die Kolleginnen und Kollegen zeigten in den folgenden Wochen, daß es ihnen mit dieser Forderung ernst war. Schließlich wurde es nach mehr als einem Jahrzehnt endlich Zeit, diese Ungerechtigkeit zu beenden.

Für diese mutige Entscheidung zolle ich ihnen meinen Respekt und sie hätten allemal mehr Solidarität in ihrem Arbeitskampf verdient gehabt. Leider scheint es aber bei einigen Betriebsräten in den alten Bundesländern und auch bei so manchem Gewerkschaftsfunktionär an Solidargeist gewaltig zu mangeln. Im Gegenteil, es trat hier kleinlicher Egoismus und machtpolitisches Kalkül offen zu Tage. Durch dieses öffentliche Intrigieren und in den Rücken fallen, wurde natürlich das Arbeitgeberlager stark geredet und quasi dazu eingeladen, sich kompromisslos gegenüber allen Verhandlungsvorschlägen von Seiten der Gewerkschaft zu zeigen. Solch ein beschämendes Verhalten habe ich selten erlebt.

Bei der Suche nach den Schuldigen des für die Arbeitnehmer ergebnislosen und enttäuschenden Streiks, sollte also nicht nur undifferenziert auf die Kollegen Peters und Düvel eingeprügelt werden, sondern einmal genau unter die Lupe genommen werden, welch eine erbärmliche Rolle andere Personen hier gespielt haben.

Die kämpferische Haltung, die Kollege Peters einnimmt und sich nicht zu einem Verzicht auf die Kandidatur zum IGM Vorsitzenden drängen läßt, unterstütze ich voll und ganz. Mir ist ein Vorsitzender der ganz klar die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder vertritt allemal lieber, als ein Vorsitzender, der von Arbeitgeber- und Regierungsseite für seine Reformfreudigkeit gelobt wird. Das eine Reform ganz und gar nicht positiv sein muß, wird uns ja im Moment mit der "Agenda 2010" eindrucksvoll demonstriert.

Nun noch ein Wort zu den IGM Funktionären, die mit Rücktritt gedroht haben, falls Kollege Peters seine Kandidatur nicht zurückzieht. Denen kann ich nur empfehlen, nicht solche Maulhelden wie unser Kanzler zu sein, sondern zu handeln und nicht nur zu reden. Ich jedenfalls würde ihnen keine Steine in den Weg legen.

Mit koll. Grüßen
Thomas Heimerle
Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Newell Window Fashions Germany GmbH

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