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Auf dem Weg zum Transatlantischen Sozialen Forum (FST)

Madrid, Spanien: 13. bis 19. Mai 2002.

 

(a) Randbemerkungen.

Im Rahmen der spanischen EU-Praesidentschaft findet am 17./18. Mai in Madrid der EU-Gipfel mit den Staatschefs Lateinamerikas und der Karibik statt. Ein weites politisches Spektrum verschiedener Netzwerke, Organisationen, Gewerkschaften, Gruppen und Kollektive aus der Madrider Linken haben sich seit Anfang des Jahres zum Foro Social Transatlantico (Transatlantisches Soziales Forum, FST) zusammengetan. Die Mobilisierungen gegen diesen EU-Gipfel sind Teil einer landesweiten Kampagne "Gegen das Europa des Kapitals und den Krieg", die Mitte Maerz in Barcelona u.a. eine halbe Million Menschen auf die Strasse brachte. Man wolle den politischen und oekonomischen Eliten aber nicht nur die Gipfelsuppe versalzen. Vor allem sollen die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und historischen Auswirkungen Europas (bzw. des globalen Kapitalismus) in Lateinamerika analysiert, denunziert; gemeinsame Strategien und Initiativen gegen die kapitalistische Globalisierung skizziert sowie Alternativen diskutiert werden. Die "Internationale des Widerstands" wolle man gemeinsam weiterstricken. Diese ist bekanntlich mehr als heterogen: von autonomen Gruppen ueber ATTAC bis zur CCOO-Gewerkschaft und der sozialistischen Jugend, die mit der Regierung gemeinsame Sache machen; von den lateinamerikanischen Soligruppen ueber die Kommunistische Partei bis zu den Studenteninis; Zapatisten, NGOs, Migrantengruppen, freie Radios, Umweltschuetzer, Feministinnen und Christengruppen der Befreiungstheologie; uvm. Der Weg der sogenannten Anti-Globalisierungsbewegung ist wie auf der ganzen Welt ein interessanter – wenn auch nicht immer emanzipativer – und langsamer, aber trotz allem hoffnungsvoller Prozess. Es finden sich der unreflektierte Anti-Amerikanismus ebenso wieder wie die ausgelatschten – laengst nicht mehr Eins zu Eins anwendbaren - Theorien des Imperialismus in Lateinamerika.

Man spricht von den "Voelkern" wie etwas Selbstverstaendliches und klein bleibt die kritische Reflexion ueber "Nation" und Nationalstaat". Statt an die politischen Kraefte zu appellieren, wolle man aber die Geschicke in die eigenen Haende nehmen, obwohl ab und an "Che"-Romantik durchschimmert. Immerhin werden die Festung Europa, die wachsende Repression in der EU, der totale Kriegszustand seit dem 11. September sowie die rechtsextremen Koaltionen (wie z.B. Spaniens Aznar und Italiens Berlusconi), die Patente aufs Leben sowie die Gentechnik, Privatisierungswellen oder die globalen Wirtschaftsplaene (WB, IMF, WTO, Alca, Nafta, etc.) verbal angegriffen und als nicht reformbar erklaert. Man verstehe sich als antikapitalistisch, lehnt jede Form der Sklaverei ab und moechte den Bewegungen auf beiden Seiten des Atlantiks einen Raum des Zusammenkommens und der kollektiven Reflexion anbieten. Auch ob man will oder nicht, fuer eine Vielzahl der Metropolen-Linken ist und bleibt Lateinamerika politische Referenz Nummer Eins, Sinnbild des sozialen und politischen Wandels, ein Gewitter in der Wueste. Der Kontinent der "Helden", Revolutionen, Guerillas und Massenbewegungen. Beispiele wie die Erwerbslosen in Argentinien, Indiginas in Ecuador, Cocabauern in Bolivien, Gewerkschaften in Kolumbien, Zapatisten in Mexiko oder Landlosen in Brasilien sind Grund genug, diese Hoffnungen zu projektieren. Nur trotz allen notwendigen Kontakten und Erfahrungen, muss Madrid mehr sein als nur ein Solitreffen.

Die Diskussionen in der spanischen Linken stimmen diesbezueglich hoffnungsfroh.

Fuer die kapitalistische Welt war und ist Lateinamerika eine enorme Fabrik aus Naturreichtuemern, Absatzmaerkten und billiger Arbeitskraft. Gerade die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre in Mexiko, Venezuela, Kolumbien, Brasilien und Argentinien haben deutlich gezeigt, wie die EU, aber insbesondere der spanische Staat im neokolonialen Raubgeschaeft in Lateinamerika beteiligt sind. Multinationale Konzerne aus Spanien (neben all den anderen europaeischen) wie Repsol-YPF, Endesa, Gas-Natural, Telefonica, Dragados und Banken wie BBVA oder SCH verdienen sich nicht nur eine goldene Nase, sondern sind fuer die groessten sozialen und oekologischen Katastrophen der Aktuelitaet mitverantwortlich. Ohne die Wirtschafts- und Auslandspolitik der EU samt seiner bilateralen Machenschaften in Sachen Mercosur oder z.B. dem Wirtschaftsvertrag mit Mexiko waere das natuerlich in dem Masse nicht so einfach gewesen. Darueber hinaus hat Spanien mit der Eroberung und Vernichtung der Kulturen Amerikas (1492) nicht nur eine historische Erfahrung und Verantwortung, sondern stets aktiv an der kapitalistischen Umwandlung des Kontinents mitgewirkt. Erinnert sei u.a. an die Unterstuetzung der Militaerdiktaturen in Chile und Argentinen oder des sich momentan verschaerfenden Kriegs in Kolumbien. Die EU hat die USA 1999 z.B. auch im Bereich der Direktinvestitionen in Lateinamerika ueberholt, Spanien ist EU-weit fuehrender Investor auf dem Kontinent. Aber auch was die Amerikanische Freihandelszone (Alca) anbelangt, haben die europaeischen Kapitalisten keine Bedenken, im Gegenteil, sie unterstuetzten Alca. Tausend und mehr Gruende, sich an den Mobilisierungen gegen diesen EU-Gipfel zu beteiligen und die Aktivitaeten durch weitere Erfahrungen, Meinungen und Gedanken zu bereichern. Auf nach Madrid.

 

(b) Aktivitaeten.

1. Gegen das Patriarchat (Maquila-Industrie; Frauen-Treffen Lateinamerika-Europa; Fotoausstellung zu Migrantinnen; Buchvorstellung "Frauen, die die Welt bewegen"; Forum der Landarbeiterinnen von Via Campesina, etc.)

2. Geruch nach Geld (ALCA; Argentinien-Krise; FMI und WB; Auslandsverschuldung; Cuba und die Wirtschaftsblockade; Venezuela/Boliveranische Revolution; Multinationale Unternehmen/Auswirkungen und Widerstand; Erwerbslosigkeit und Prekaere Verhaeltnisse; Existenzgeld; Gewerkschaften; EURO.Projekt/EU/Maastricht; Migration)

3. Farbe des Lebens (Plan Kolumbien; Plan Andina; "Friedensprozess" in Kolumbien; Neokolonialisierung; politische Gefangene; Verschwundene; HIJOS-Argentinien; Staat und Repression; politische Transitionen; Geheimdienste; Geschlechterrepression; )

4. Das Rechts auf Land (Gentechnik, Patente auf das Leben; Rechte/Kulturen der Indigenas; Indigene Raete aus Mexiko und Ecuador; Treffen der Landarbeiterinnen; Via Campesina Treffen; Landbesetzung; internationale Vernetzung; )

5. Kultur und Bildung (neoliberale Reformen in Europa/Lateinamerika; Privatisierung der Bildung und Kultur; Geschichtsverfaelschung und Vergessen; Uruguay, Nicaragua und Spanien; Bildungsgewerkschaften; Alternative Bildungsmodelle in Europa und Lateinamerika; Fuer wen, fuer was und fuer welche Gesellschaft bilden; Auswirkungen der Vermarktung von Kultur und Bildung auf die menschliche Entwicklung.)

Kontakt: berivan@laciudad.com

 


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