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Mit einem Kollegen der Call Center Offensive Berlin
Donnerstag, den 14. Juni 2001, 19.30Uhr
Kölibri, Hein-Köllisch-Platz
Sie gehören zu den Lieblingsprojekten staatlicher Wirtschaftsförderung, nahezu alle Bundesländer reißen sich um die Ansiedlung von Call Centern. In diesem Hauen und Stechen fließen Millionen von Subventionsgeldern, wird mit niedrigen Löhnen oder staatlich finanzierten Fortbildungen geworben. Und alles unter dem Label "zukunftsfähiger" und "moderner" Jobs in einem Segment der "New Economy".
Doch die tatkräftige Unterstützung von Ländern und Kommunen ist nicht der einzige Grund, warum Call Center wie Pilze aus dem Boden schießen. Kommunikation, Kundenkontakte, Marktforschung, Service - dies alles spielt für Managementstrategien eine immer wichtigere Rolle. Immer mehr Firmen fassen diese Dienstleistungen in internen Call Centern zusammen oder lagern sie aus. Firmenausgründungen und Fremdvergaben haben den zusätzlichen Vorteil, bisherige Tarifstrukturen und Interessensvertretungen umgehen zu können.
Call Center Arbeit gilt immer noch als typische Frauen- und StudentInnenarbeit. Flexibler Arbeitseinsatz, befristete Arbeitsverträge, kaum kollektive Interessensvertretungen. Auf der einen Seite also eher prekäre Arbeitsbedingungen, auf der anderen aber auch die Möglichkeit, den Job an die Terminierung von Seminaren, Hausarbeiten, Prüfungen oder aber auch an die Erfordernisse von Haushalt und Kinderbetreuung anzupassen. Im Gegensatz zur ansonsten viel beschrieben Selbständigkeit, Autonomie und Eigenverantwortlichkeit in der IT-Arbeit scheint die Arbeit in Call Centern hingegen durchaus traditionell organisiert zu sein: strenge Überwachung und Kontrolle der Arbeit, indem sich Teamleiter/Vorgesetzte in die Leitungen einschalten, straffe Hierarchien, genaueste Vorgaben über das Verhalten am Telefon, über Gesprächsfrequenzen usw.
Auf der anderen Seite gibt es eine eigentümliche Parallele zu jüngeren Entwicklungen bei den Start ups der New Economy: Auch bei den Call Centern kriegt der viel gerühmte Betriebsfrieden der IT-Branche zunhemend Risse. Nach dem ersten Streik in einem Call Center vor gut zwei Jahren bei der Citibank in Bochum kommt es immer wieder zu kleineren Aktionen, etwa bei den Firmen Audioservice und Hotline in Berlin. In einigen der Call Center, die in den letzten Jahren neu entstanden sind, gibt es vorsichtige Schritte hin zu einer organisierten Interessensvertretung, Betriebsratgründungen sind plötzlich im Gespräch. Neben Selbstorganisationsversuchen wie die Cal Center Offensive in Berlin bemühen sich inzwischen auch die gewerkschaften hbv/ver.di um die Organisation von Call Center Agents. Auf der Vernatsaltung am 14. Juni weren zunächst VertreterInnen der Call Center Offensive Berlin über die Arbeitskonflikte und die erfahrungen mit Organisierungsversuchen berichten. Anschließend möchten wir versuchen, den Bericht aus Berlin auf die Situation in Hamburger Call Centern zu beziehen.
Dies ist die zweite Veranstaltung aus unserer Reihe mit dem Arbeitstitel "Schöne, neue Arbeitswelt". Wir wollen damit versuchen, verschiedene Aspekte der widersprüchlichen Realität, die hinter dem homogenisierenden Label "IT-Arbeit" steckt, diskutierbar zu machen. Im Kern wird es dabei immer darum gehen, wie sich Arbeitsbeziehungen verändert haben, welche realen Trends, aber auch welche Mythen sich hinter Begriffen wie "Neue Selbständigkeit", "Autonomie in der Arbeit" und "Arbeitskraftunternehmer" verbergen. Letztlich geht es auch immer um die Frage, welche gesamtgesellschaftliche reale und ideologische Bedeutung die neuen Formen von "selbstbestimmter Ausbeutung", vom "Unternehmer im eigenen Kopf" haben und nicht zuletzt auch, welche Konsequenzen die schöne neue Arbeitswelt für das (Selbst-)Bewußtsein der "neuen" ArbeiterInnen hat.
Siehe Protokoll zu dieser Veranstaltung
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
LabourNet Germany: Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace |
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