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sagt der Volksmund und hat wieder mal recht. Die Muessiggaenger beseite schieben ist laengst so verstanden worden.
Kohl wollte den Freizeitpark schliessen, Schroeder will den faulen Saecken Beine machen, der Grossteil der GewerkschafterInnen und der Linken beteuert: Wir sind doch gar nicht kein bisschen faul, niemals nie nicht! Wenn man uns nur arbeiten liesse, wuerden wir schuften wie die Beserker: Graeben aufreissen und wieder zuschuetten, Autobahnen bauen bis vor lauter Blech nichts mehr zu sehen ist, Werbeprospekte drucken um jeden Gegner damit totwerfen zu koennen, noch 342 Fernsehprogramme produzieren, noch 1.011 Onlineshops einrichten, auf jedes Haus eine nett strahlende UMTS Antenne setzen (und spaeter Berufsinvaliditaet einklagen) usw, usw, usw....
Aber der boese Kapitalismus laesst uns ja nicht arbeiten, der ist schuld, der !
Der grosse Antisemit Martin Luther hat unter anderem das Wort Beruf erfunden. In Fortsetzung des mittelalterlichen Naehrstandes hatte der reformierte Christenmensch seine Bestimmung - eben seine Berufung, sprich: den Beruf. Vielleicht ist die ganze Sachlage deswegen in diesem unseren Lande noch extremer als anderswo.
Andere Seite: Wieder mal einer meiner Lieblingsschriftsteller gefaellig, der ach so unpolitische Adorno ? (Entschuldigung, aber ich habe gerade aufgeraeumt und aus dem Verlag "Marxistische Blaetter" das geniale Buch "Die buergerlichen Grundlagen der sogenannten kritischen Theorie" gefunden und rumgeblaettert - haette aber auch vom Verlag Roter Morgen oder so sein koennen - alles echte Dialektiker eben).
"Nur der unnuetze Gedanke ist produktiv".
Wenn mensch - wie schon einmal geschrieben - de Maupassants "sur l'eau" fuer das eigentliche kommunistische Manifest haelt, sind halt die Helden der Arbeit nicht unbedingt positive und die Kollegen Stachanow/Hennicke nicht die Leit- eher die Leidfiguren. Und unnuetze Gedanken habe ich ohne Ende. Vielleicht sogar manches Mal einen produktiven, aber ist ja auch kein grosser Schaden.
Gleich drei Aufrufe sollte ich gestern - am 1.Mai - unterzeichnen, in denen versprochen wird, nach dem Kapitalismus, vielleicht schon nach dem Neoliberalismus, gaebe es Arbeit fuer alle. Nun unterschreibe ich ja fast alles, ausser Kaufvertraege, aber drei auf einmal bin ich zu faul. Zu faul auch zum rechnen, da nehme ich einfach André Gorz, der kam mal auf die 10 Wochenstunde bei sinnvoller Arbeit fuer alle...
Aber ich moechte mich ja nicht im reformistischen Sumpf verirren, wie der gute Theodor Wiesengrund (glaubt mensch den Autoren oben genannten Bestsellers), also ist es Zeit grundsaetzlich zu werden: Eine Gesellschaft, in der es kein Recht auf Faulheit gibt, muss dringendst ueberwunden werden, egal, wie sie sich nennen mag. Es soll mir der oder die widersprechen, die gerade ihren Osterurlaub mies fanden, endlich die Zeit hatten zu bemerken, dass der Partner, die Partnerin eine hohle Socke ist oder aehnliches, sonst aber keine/r. (Zur Ergaenzung: Wer jetzt sagt, na ja, ist eben Urlaub, sagen wir : sechs Wochen im Jahr, aber alles andere ist unrealistisch, der ist argumentativ bereits auf den Hundt gekommen, denn wenn sich dafuer ein Mass der Vernunft finden laesst, haengt dieses natuerlich auch von der Konjunktur ab - also keinen Urlaub mehr, weil gerade miese Krise).
Ja, Muessiggang fuehrt zu allerlei Laster, da kann das liebe Volk seinen Mund noch so sehr aufreissen. Mensch kann anfangen, statt legalem Lungenkrebs illegale Kreislaufkollapse zu kriegen. Tun Arbeiter der Hand und des Kopfes aber viel mehr. Anfangen, zu ueberlegen, warum mensch einen Anrufbeantworter zuhause brauchen sollte... Zu denken anfangen gar, immer noch das groesste aller Laster, weil wo bleiben dann die Willens(miss)bildungsorganisationen beispielsweise, und wo die MacherInnen?
Mit einem Satz: Muessiggang ist gut. Wenn die Paarung im Ring Faulheit gegen Arbeitswahn heisst, sind meine Sympathien klar verteilt. Vielleicht raffe ich mich sogar auf, der Faulheit beizuspringen...
Kleiner Tipp: Die ExtremarbeiterInnen koennten Schroeder ja sagen, er selbst arbeite ja auch nicht, dann haette er auch mal recht...
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