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Proteststreik der ROTO-Frank-Belegschaft

Die Belegschaft der Frühschicht bei der ROTO Frank AG in Leinfelden bei Stuttgart führte am Freitag dem 23.09.00 einen Proteststreik durch. Der Protest richtet sich gegen die Verrechnung der sogenannten freiwilligen, übertariflichen Zulagen mit der 3%igen Tariferhöhung vom Frühjahr 2000. Auch für die zweite Stufe im Jahr 2001 (2,1%) hat der ROTO-Vorstand die Verrechnung angekündigt.

Aus der Vorgeschichte:

Seit April verhandelten Betriebsrat und IG Metall mit dem Vorstand, um dessen Absicht abzuwenden.

Der forderte für ein Entgegenkommen eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit, ohne von der Anrechnung abzurücken. Er stellte lediglich eine Nichtanrechnung für 2000 in Aussicht, sowie eine sogenannte Erfolgsbeteiligung, die Teile der ab 2001 anzurechnenden Zulagen kompensieren sollte, wenn das Unternehmen Gewinn macht. Zur Zeit und bis 2001 werde aber Verlust gemacht. Gegen den Unwillen breiter Teile der Belegschaft waren Betriebsrat und IG Metall bereit, eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit auf Grundlage von Arbeitszeitkonten zuzugestehen:

Die langen erfolglosen Verhandlungen waren begleitet von zwei kämpferischen

Betriebsversammlungen, auf denen es zu ersten spontanen Protesten kam. Der Betriebsrat hatte sein Versprechen gegeben, einen Abschluss nicht ohne Befragung der Belegschaft zu tätigen.

Unmittelbar vor der Urlaubszeit erpresste aber der Arbeitgeber einen Beschluss des Betriebsrats, der Flexibilisierung der Arbeitszeit zuzustimmen. Eine Vereinbarung über Gegenleistungen (wie die erwähnte Erfolgsbeteiligung) machte der Vorstand aber von einer Unterschrift der IG Metall abhängig. Das lehnte diese unter Hinweis auf Tarifvertragsbrüche in den geplanten Regelungen ab. Nach einer letzten Verhandlung Anfang September, in der der Vorstand neue Bedingungen stellte, die der Betriebsrat nicht akzeptierte, brach der Vorstand die Verhandlungen ab. Er verkündete am 20.09.00 in einem knappen Aushang an den schwarzen Brettern, dass nunmehr endgültig angerechnet werde, was übrigens schon seit Mai Praxis ist. Zugleich stellte der Vorstand im selben Aushang die Forderung nach der Arbeitszeitflexibilisierung ohne Gegenleistung! Außerdem stellte er vage spätere Verhandlungen über eine Erfolgsbeteiligung in Aussicht

Der mehr als nachgiebige Betriebsrat, der in den Jahren zuvor Leiharbeit, andere Flexibilisierungsmaßnahmen und vieles andere mehr hatte passieren lassen, zeigte sich endlich einmal einig, verweigerte einstimmig die Einstellung weiterer Leiharbeitskräfte und berief für Donnerstag, den 28.09., 13.30 Uhr eine außerordentlich Betriebsversammlung ein.

Am Freitag, dem 22.09, versammelten sich spontan zu Beginn der Frühstückspause um 9.00 Uhr weit über hundert Kolleginnen und Kollegen auf dem Hof zu einer Kundgebung unter der Parole "Weg mit der Anrechnung!". An diese Kundgebung nahmen viele KollegInnen teil, die sich bisher kaum an solchen Aktionen beteiligt hätten. Nach der Kundgebung verließen mehr als 400 KollegInnen das Werk, die Fertigung kam weitgehend zum Erliegen.

Info und Solidaritätsadressen:

Betriebsrat der ROTO-Frank-AG
Stuttgarter Str. 145 -149
70770 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: 0711 75 98 292 oder 0711 75 98 483
Fax 0711 75 98 720


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