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Call Center Offensive
Berlin, der 14.03.2001

PRESSEMITTEILUNG zum Arbeitskampf in dem Berliner Call Center »Hotline GmbH«

+++ geschäftsleitung der hotline gmbh droht entlassenem mit unterlassungsklage +++ krummes sitzen als entlassungsgrund +++ mobbing gegen einzelne agents +++ gütetermine ende märz abgeschlossen +++

In der letzten Woche wurde Tim Herudek, ehemaliger Mitarbeiter der Hotline Kommunikationsdienste GmbH, schriftlich mitgeteilt, dass gegen ihn eine Unterlassungsklage angestrebt werde, wenn er sich nicht öffentlich von Aussagen wie z.B. »Ich bin fristlos entlassen worden, da ich mich aktiv für einen Betriebsrat in der Hotline GmbH eingesetzt hatte« distanziere. Aufgeführt sind noch eine Reihe von weiteren Zitaten und Verlautbarungen aus der Presse. Dazu Herr Herudek: »Die Hotline versucht hier, gezielt ehemalige Mitarbeiter einzuschüchtern. Unsere Bestrebungen für einen Betriebsrat sind rechtmäßig, ich werde mir nicht den Mund verbieten lassen, nur weil ich einer Geschäftsleitung zu unbequem geworden bin.« Inzwischen hat Herr Herudek ebenfalls einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

In dem Call Center der Hotline GmbH sind in den letzten Tagen die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert worden. Durch eine neue Hausordnung sind die Beschäftigten inzwischen verpflichtet, gerade an den Arbeitsplätzen zu sitzen, ansonsten droht ihnen eine Abmahnung. Auch der Gang durch die Räumlichkeiten ist inzwischen genau reglementiert: so dürfen die Räumlichkeiten nur in je einer Richtung betreten bzw. verlassen werden. Hier geht es anscheinend darum, im Notfall weitere Entlassungsgründe präsentieren zu können. Außerdem, so berichten einzelne, seien Privatgespräche während der Arbeitszeit untersagt worden. Inzwischen muss jeder Agent damit rechnen, umgehend aus nichtigen Gründen entlassen zu werden.

Einzelne MitarbeiterInnen sehen sich zur Zeit gezielten Schikanen ausgesetzt. So wurde einer Kollegin die Pausen mit dem Hinweis verwehrt, dass es besonders viel zu tun gäbe. Eine andere Mitarbeiterin muss sich mittlerweile persönlich bei der Schichtleitung abmelden, sobald sie auf die Toilette muss.

Bis Ende März werden voraussichtlich alle Gütetermine stattgefunden haben, bei denen versucht wird, den Konflikt zwischen den Entlassenen und der Geschäftsleitung außergerichtlich beizulegen (z.B. durch Einigung auf eine Abfindungssumme). Beim heutigen, ersten Termin behauptete der Rechtsanwalt der Geschäftsleitung der Hotline GmbH, der ebenfalls im Vorfeld der Betriebsratsgründung entlassene Guido Schenkel hätte bereits eine Reihe von Abmahnungen hinter sich und wäre aufgrund der Störung des Betriebsfriedens gekündigt worden. Dazu Herr Schenkel: »Ich hatte schon erwartet, dass die Hotline kleine Spielchen spielen würde, um meine unrechtmäßige Kündigung zu rechtfertigen, aber diese derartig aus der Luft gegriffenen Vorwürfe haben mich schon überrascht.«


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