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Liebe FreundInnen,

im folgenden ein Kommentar aus dem Roten Kaefer, Betriebszeitung der DKP für Volkswagen, 7/2001, zum Scheitern der Verhandlungen zwischen IGM und VW zum 5000x5000-Modell. Der Kommentar ist auch ein Diskussionsbeitrag zum Beitrag der Arbeitslosen-Initiativen unter labournet\automobilindustrie\VW. Die vollständige Ausgabe des Roten Käfer 7/2001, die noch einen weiteren Artikel zu 5000x5000 enthält, ist im Netz unter www.roter-kaefer.de nachzulesen.

Erpressung vorerst abgewehrt

Die Tarifkommission hat sich weder den Drohungen (Verlagerung der Produktion ins Ausland) noch dem heuchlerischen und erpresserischem Spiel mit den Arbeitslosen gebeugt.

Das ist gut so, denn es geht den Herren um Piëch nicht um die Schaffung von Arbeitsplätzen sondern um das Aufweichen des Flächen- und des Haustarifvertrages. Der Vorstand von VW will Kosten sparen ­ vor allem bei den Löhnen ­ um die Gewinne schnell auf 8% zu bringen, eben auf noch mehr Milliarden. Dafür sollen den Arbeitern und Angestellten die Bezahlung gekürzt, die Arbeitszeit verlängert und das Arbeitstempo erhöht werden. Mit dem neuen System 5000 x 5000 will der VW-Vorstand die Weichen in diese Richtung stellen.

VW könnte den Mini-Van natürlich zu den Bedingungen des Haustarifvertrages im Werk Wolfsburg bauen lassen, die Gewinne würden dann eben etwas langsamer steigen. Aber der Vorstand nutzt die Gelegenheit und will mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:

­ Der Haustarifvertrag soll ausgehebelt werden. Ja, sogar der Flächentarifvertrag soll unterschritten werden. ­ Jahrzehnte alte Arbeitszeitgrenzen sollen aufgehoben werden. ­ Das unternehmerische Risiko soll unter der Bezeichnung Eigenverantwortlichkeit voll auf die Beschäftigten abgewälzt werden. ­ Und nicht zuletzt wird versucht, einen Keil zwischen IG Metall und Betriebsrat zu treiben. Wenn die 3.500 neuen Kolleginnen und Kollegen als Druckmittel missbraucht werden, um nicht mehr mit der Gewerkschaft Tarife zu vereinbaren, sondern gleich mit dem Betriebsrat, ist das mehr als ein Etappensieg für die Unternehmer. Schon jetzt sind manche Tarifverträge durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Sollte im Falle 5000 x 5000 die IG Metall ausgebootet werden, wird jeder Betriebsrat ­ nicht nur in der Automobilindustrie ­ dem gleichen Druck ausgesetzt werden. Der Schutz der Flächentarifverträge gegen das Ausspielen der Belegschaften wäre hin. Für diese Ziele ist den Unternehmen jedes Mittel recht. Sie heucheln plötzlich ein warmes Herz für Arbeitslose, die morgen wieder als Faulenzer diffamiert werden, denen die Leistungen gekürzt werden sollten. Mit Hilfe der Medien werden die Gefühle der Menschen in Wallung gebracht und der IG Metall die Verantwortung für die Arbeitsplatzvernichtung zugeschoben. Und zur selben Zeit, wo der VW-Vorstand und seine Medien angeblich im Interesse der Arbeitslosen auf die IG Metall eindroschen, gab es von denen keinen Aufschrei gegen die Pläne der Bahn, tausende Arbeitsplätze abzubauen und keine Solidarität "von oben³ mit den protestierenden Eisenbahnern. Im Gegenteil: Zustimmung mit der altbekannten Begründung, es müssen mehr Gewinne gemacht werden. Wir dürfen uns nicht gegeneinander ausspielen lassen. Nicht die sog. Arbeitsplatzbesitzenden gegen die Arbeitslosen, nicht die Betriebsräte gegen die IG Metall. Und wir sollten Heuchelei nennen, was Heuchelei ist. Zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen sollte alles getan werden aber zu geltenden tariflichen Löhnen und Bedingungen. Dazu gehört, den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtungen und Maßnahmen zu stellen und nicht die Erreichung höchster Profite.

Die Auseinandersetzung um das Modell 5000 x 5000 wird jetzt so hoch gespielt, ist deshalb so raffiniert angelegt, weil die Unternehmer strategische Ziele durchsetzen wollen. Die Arbeiter und Angestellten und ihre Gewerkschaften müssen aus demselben Grund diese Auseinandersetzung konsequent durchhalten. Solidarität ist das Gebot der Stunde.

Wir brauchen eine starke und kämpferische, einheitlich handelnde IG Metall.


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