Nachdem Ende Januar 17 von ihnen in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden, will Opel Ende März 84, Ende April 86, Ende Mai 54 und Ende Juni die letzten 45 auf die Straße setzen, insgesamt also noch 269 Kolleginnen und Kollegen. Werksleiter Hoben hat gebetsmühlenmäßig wiederholt: "Die werden auf keinen Fall übernommen!" Trotzdem: der Mann ist nicht der liebe Gott.
Noch am 7.1.00 hat der Betriebsrat in seinem Infoblatt verlangt "Wir wollen, dass die Kolleginnen und Kollegen, die noch immer nur einen befristeten Arbeitsvertrag haben, endlich entfristet werden. Wir brauchen diese KollegInnen nach wie vor." Damit das kein frommer Wunsch bleibt, müssen Taten folgen.
Der Betriebsrat hat keine gesetzliche Möglichkeit, die Entfristung zu erzwingen. Aber mit der Ablehnung von Mehrarbeit und Samstagsschichten, verschärfter Kontrolle und ggf. Ablehnung der Versetzungen, Ablehnung von Studenten-Einstellungen, mit der Forderung nach Ersatz der Vorruheständler durch junge KollegInnen, nach Einhaltung der Betriebsvereinbarungen zur Freistellung der Gruppensprecher und zur ordnungsgemäßen Gewährung der individuellen Pausen usw kann und muss der BR Druck machen gegen die weitere Ausdünnung der Belegschaft.
Das aber wird nicht ausreichen. Die Geschäftsleitung muss zu spüren kriegen, dass uns allen der weitere Belegschaftsabbau nicht sozusagen am Arsch vorbeigeht.
Jeder von uns kann mehr tun als nur zu schimpfen: Öfter mal die Leine ziehen, wenn die Qualität nicht stimmt, getreu nach der Opel Ferneseh-Werbung..., Ablehnung von Mehrarbeit oder zumindest Freizeitausgleich für die Pflichtschichten, Recht auf Bildungsurlaub in Anspruch nehmen... -- Diskutiert in allen Gruppen und Kolonnen, was wir gemeinsam gegen die Angriffe auf unsere Einkommens- und Arbeitsbedingungen tun können!
8,5 %, mindestens 350.- DM/Monat, forderte die Vertrauensleuteversammlung bei Daimler in Bremen. Die Diskussion um die Höhe der Forderung wurde vom Bochumer Vertrauenskörper leider verpennt. Als einer der organisationsstärksten Betriebe in NRW müssen wir uns mehr in die gewerkschaftliche Diskussion einbringen und Tarifrunden nicht an uns vorbeiziehen lassen. Nur hinterher zu meckern bringt uns nicht nach vorn. Aber diejenigen sollten sich auch nicht wundern, dass KollegInnen nicht gerade ganz vorne stehen, denen man eine Kappe aufsetzt und eine Trillerpfeife in den Mund steckt für eine Forderung, an deren Zustandekommen sie nicht beteiligt waren. Unsere Stärke sollten wir jetzt einsetzen für eine erfolgreiche Tarifrunde. Doch was ist erfolgreich angesichts der Forderungen?
Mit einer 5,5 % Forderung ins neue Jahrtausend zu starten ist nicht gerade
üppig ! Wo bleibt da das viel beschworene Ende der Bescheidenheit? Die
Forderung liegt unter der des letzten Jahres. Die Erwartungen lagen bei 7-8
%.
Mit einem Teil soll auch noch mehrere Jahre lang der "Ausstieg mit 60"
finanziert werden. Dabei ist vom Vorstand eine längere Laufzeit angeboten.
Zurecht kritisiert die Tagung der Autokoordination in Villigst vom November 99 diesen Weg.
Ausdrücklich spricht der IGM-Vorstand von der Beschäftigungswirksamkeit des "Ausstiegs mit 60". Alle praktischen Erfahrungen mit Vorruhestandsprogrammen u.ä. zeigen aber, dass diese meist genutzt werden um Belegschaften "sozialverträglich" auszudünnen, d.h. Arbeitsplätze zu vernichten.
Die Rente mit 60 ohne Rentenverluste muss als gesetzliche Regelung durchgesetzt
werden.
Als Tarifforderung mit einer entsprechenden Laufzeit tritt der "Ausstieg
mit 60" in Konkurrenz zu einer weiteren, allgemeinen Wochenarbeitszeitverkürzung.
Die 30-Stundenwoche bei vollem Lohn- und Personalausgleich steht auf der Tagesordnung.
Diese Forderung ist geeignet den Kampf um die Arbeitsplätze zu führen.
Längere Laufzeiten von Tarifverträgen wie sie jetzt gefordert und angeboten werden, dienen nur den Unternehmen, denn die akzeptieren längere Laufzeiten nur wenn die Höhe ihren Vorstellungen entspricht. Wir haben keinen Einfluss auf Preise und Inflation und können nicht länger "planen" als 12 Monate. Deshalb wurden längere Laufzeiten innerhalb der Gewerkschaft in vielen Anträgen abgelehnt.
Eine erfolgreiche Tarifrunde ist sicher nicht nur am Ergebnis zu messen, sondern daran wie wir alle bereit sind, und es uns gelingt, die gewerkschaftliche Kampfkraft einzusetzen für die volle Durchsetzung der 5,5 % Lohnforderung und der Abwehr längerer Laufzeiten zugunsten der Unternehmer.
Als Mitglieder mitzureden und zu handeln in der IGM, nur so können wir die IGM in ihrer eigentlichen Funktion als Kampforganisation der Metallerinnen und Metaller nutzen.
In der Tarifrunde jetzt nach vorn gehen. Schon ein Warnstreik muss den Unternehmern weh tun. Zentral, bundesweit zusammen auf die Strasse. Ohne wenn und aber muss nach Warnstreik – Urabstimmung und Streik folgen. Ohne Kampf gibt es keinen zufriedenstellenden Kompromiss.
Wer nicht nur meckern will...,wer meint wir haben einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle nötig..., wer meint, dass wir in den letzten Jahren immer mehr malochen müssen und immer weniger in der Tüte haben...., wer mehr will als 2,5 % - der und die müssen ihren Arsch bewegen.
zahlt General Motors den Beschäftigten in den USA für 1999. (laut
Wall Street Journal 21.1.00) Diese Rekord-Sonderzahlung basiert auf dem von
den GM-Bossen bejubelten Jahresgewinn von 5,7 Milliarden Dollar (71% mehr als
im Streik-Jahr 98). (Hb.21.1.00) "Die GM-Aktie hat in den vergangenen 12
Monaten 12% an Wert gewonnen", berichtet die FAZ am 21.1.
Die angeblichen Verluste in Europa hat G.M. also locker aufgefangen. Ein Grund
mehr, nicht auf das Notgejammer der Geschäftsleitung reinzufallen...
"Was CDU/CSU und FDP lange erträumten, aber nicht schafften, packt
nun Rot-Grün an ... Auch Rot-Grün setzt den Schwerpunkt auf die Förderung
der Wirtschaft zu Lasten der Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Arbeitslosen.
Sozialabbau wird nicht dadurch schöner, dass er nun mit einer roten Nelke
verziert wird."
So die Zeitung der IG Medien "Druck und Papier"
im Leitartikel ihrer August/September-Ausgabe 1999.
"Das Schlimmste war, dass wir nicht essen konnten. Vor allem in der Nachtschicht gab es nichts." 20 Jahre alt war der Tscheche Jan Oliva, als er 1944 zur Zwangsarbeit ins Rüsselsheimer Opel-Werk beordert wurde. (1) Einer von 2.449 in werksnahen Baracken untergebrachten Menschen,(2) die seit 1940 täglich 12 Stunden, abwechselnd in Tag- und Nachtschicht, an 6 Wochentagen, mit 70 Pfennig Tageslohn bei Opel Flugzeugteile und LKW-Motoren für die Rüstung der Nazis produzieren mussten. "Ihre Arbeitskraft ist auf das Schärfste anzuspannen," hatte das Oberkommando des Heeres verlangt. Und weil die damaligen Opel-Bosse das auch knallhart umsetzten, erhielten sie 1943 die Auszeichnung als "Kriegsmusterbetrieb". (3)
"Das O-Werk gehörte zwischen 1940 und 44 zu den wichtigsten Rüstungsbetrieben für das Hitler-Regime, und zweifellos bis Anfang 1941 geschah das mit Duldung der amerikanischen Besitzer, deren führender Repräsentant Mooney nach dem Kriegsausbruch mit Göring über die Beteiligung des Opelwerkes an der Rüstung konferiert hatte." (4) Derselbe GM-Chef Mooney hatte bereits 1938 das "Verdienstkreuz" mit der Unterschrift Hitlers überreicht bekommen, unter anderem wegen des Baus der für die Nazi-Kriegsangriffe nötigen Opel-Blitz-Lkws im Werk Brandenburg.(5) Der Historiker Bradford Snell behauptet in seinem Buch über die Geschichte von GM, daß die Komplizenschaft zwischen GM und dem Naziregime ziemlich weit ging – und daß diese Verbindung für das Kriegsgeschehen sehr viel wichtiger war als zum Beispiel die Verwicklung der Schweiz. ´Die Nazis`, so Snell, ´hätten Polen und Rußland ohne die Schweiz überfallen können. Aber nicht ohne General Motors.`"(FAZ 12.12.98)
Erst 1941 wurden die amerikanischen Bosse von den Nazis entmachtet. 1944 wurde des Rüsselsheimer Werk dann von den Alliierten bombardiert, offenbar erst, als das Werk von GM finanzpolitisch abgeschrieben war. 1967 kassierten die GM-Aktionäre dann von der US-Regierung 33 Millionen Dollar Entschädigung wegen der Bomben-Beschädigung ihres Opel-Werkes, nachdem sie vorher knallhart an der Rüstung mitverdient hatten... (6)
Jetzt hat Opel-Vorstandschef Bob Hendry Entschädigungszahlungen an die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Umfang von 10 bis 15 Millionen DM angekündigt. (7)
Merke: "Ein internationales Unternehmen, das in der ganzen Welt tätig ist, sollte seine Aktivitäten unter strikt ökonomischen Gesichtspunkten durchführen, ohne Rücksicht auf die politischen Ansichten des Landes, in dem es operiert.", so der über 30 Jahre führende GM-Boss Alfred P.Sloan 1938 (8) Weiter Originalton Sloan: "Wir sind keine Wohlfahrtseinrichtung. Wir versuchen Profit zu machen für unsere Aktionäre." (9)
Quellen: (1) Rhm Echo 4.12.99 (2) Main-Spitze 18.12.99 (3) Rhm Echo 4.12.99 (4) Rhm Echo 15.5.99 (5) Main-Spitze 27.1.99 (6) Rhm Echo 15.5.99 (7) Rhm Echo 6.12.99 (8) Main-Spitze 23.9.97 (9) zitiert in: General Motors, "Wir sind keine Wohlfahrtseinrichtung...", Hrsg. AG für internat. Belegschaftskontakte bei Opel-Bochum, Februar 1996, S.7.
Ausführliches Diskussionspapier unserer Gruppe zum Thema "Auslagerung" wird verteilt. Auch unter "labournet.de" im Internet abrufbar!
Im Teil A informieren wir über die Strategie der Auslagerungen, über Opels konkrete Pläne, die Situation der Zulieferer und erinnern an unsere bisherigen Erfahrungen seit der Polsterei-Auslagerung 1989. Schon bei der Analyse dieser Unternehmerstrategie geht unserer Meinung nach die IGMetall den Ursachen nicht konsequent auf den Grund. Worum geht es den Unternehmern wirklich? Was sind denn eigentlich unsere Forderungen? "Hauptsache die Arbeitsplätze bleiben erhalten !" Ist das unsere zentrale Forderung - oder geht es uns wesentlich um Einkommenserhalt und Verhinderung von noch schlechteren Arbeitsbedingungen? Wir begründen in unserem Papier ausführlich, warum wir es dümmlich und irreführend finden, "Hauptsache Arbeitsplätze" zu fordern und unter dem Motto "Besser IGM-Tariflohn von 20,76 DM/ Std als 15 DM beim Krauter oder sogar arbeitslos" die Weichen unserer Gegenwehr runter vom Opel-Lohn auf weiteren Verzicht zu stellen. Unsere These: Wir haben in den letzten Jahren der "Schlanken Produktion", Gruppenarbeit usw viele Erfahrungen gemacht, die uns auch zu einer Diskussion ermutigen können, ob wir , die Masse der Noch-Arbeitenden wie der Arbeitslosen, immer und ewig weiter hinter den Unternehmer-Erpressungen herzockeln müssen.
Gründlich informieren wir über die Auswirkungen der Auslagerungsstrategie auf die Auto-Konzerne, auf unsere Lage als Lohnabhängige insgesamt wie unmittelbar auf uns als Opel-Beschäftigte, sowie auf die gesamte Gewerkschaftsbewegung.
Der Teil B unseres Papiers unter dem Titel "Gegenwehr, Aufgaben und Möglichkeiten" setzt sich zuerst kritisch damit auseinander, was bisher die IG Metall offiziell gegen die Auslagerungsangriffe gesagt und getan hat. Anschließend analysieren wir die Betriebsratspolitik bei Opel, insbesondere mit den 2 wichtigsten Vereinbarungen , die jeder kennen sollte: "Standortsicherungsvertrag II" (BV 250) und dem "Leitfaden zur Handhabung von MSR/MOB-Verfahren".
Wer sich wegen der bedrohlichen Entwicklung in den nächsten 4 Jahren und darüberhinaus Sorgen macht, muss mitdiskutieren, wie die Betriebsräte bisher auf die Rationalsierungsangriffe reagiert haben und in Zukunft reagieren sollen. Sind Betriebsräte dazu gewählt, das Argument der Unternehmer, "Wir müssen Kosten sparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben" zu unterstützen? Was bedeutet die sogenannte "Realpolitik" unter dem Motto, "wenn alle zurückstecken, müssen auch wir verzichten..."?
Sollen Betriebsrat, Vertrauensleute und Belegschaft gegen die Auslagerungspläne fordern , Opel solle eine GmbH gründen und damit zumindest Tariflohn-Arbeitsplätze absichern??? Gleich mit Verzichtsangeboten rein in die Auseinandersetzung um unsere Zukunft???
Belegschaften und Gewerkschaften an anderen Standorten und in anderen Ländern haben bereits wichtige Erfahrungen im Kampf gegen die Auslagerungsangriffe gesammelt. Darüber informieren wir dann in unserem Papier und stellen zum Schluss einige Vorschläge zur Diskussion, mit welchen Forderungen und wie wir einen konsequenten Kampf gegen Opels neue Profitpläne anpacken können.
Wir sind keine Herde wehrloser Schafe. Vom Kampf um die Arbeitszeitverkürzung angefangen bis hin zur Verhinderung der Ausgliederung von über 700 Arbeitsplätzen der Material- und Transportabteilung in eine Logistik-GmbH:
wir haben als Belegschaft bei Opel in Bochum unsere Kampfkraft oft bewiesen und wissen , dass die Opel/GM-Bosse gerade uns in Bochum auch im Jahr 2000 und darüberhinaus für das gesamte Europageschäft dringend brauchen. Zieht die Belegschaft hier die Reißleine, steht bald die gesamte Profitmaschine!
Lest und diskutiert unseren Bericht zu "Auslagerung (Outsourcing)" Zu erhalten bei den "Standorte"-Verteilern oder im Internet unter www.labournet.de !!!
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace | ||
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