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24. Februar 2001

Offener Brief an die Ortsverwaltung Bochum der IG Metall

Wir protestieren ausdrücklich gegen die Entscheidung der Ortsverwaltung der IG Metall in Bochum, die Fahrtkosten der Opel-Delegation zum Protesttag der Vauxhall-Arbeiter am 20. Januar in Luton / England nicht zu übernehmen.

Der multinationale Automobilkonzern General Motors (GM), zu dem sowohl der englische Vauxhall-Konzern als auch die Adam Opel AG gehören, gab im Dezember letzten Jahres bekannt, weltweit mehr als 13.000 Arbeitsplätze vernichten zu wollen. Unmittelbar betroffen sind davon unter anderem die rund 3.000 Kollegen von Vauxhall im englischen Luton, deren Werk zum Ende diesen Jahres geschlossen und der Großteil der Kollegen entlassen werden soll. Um hiergegen zu kämpfen und deutlich zu machen, daß sie ihre Zukunft, die Zukunft ihrer Familien und der ganzen Region nicht den Profitinteressen von GM unterordnen, wurde eine Protestdemonstration und Kundgebung für den 20. Januar 2001 vorbereitet und durchgeführt.

Diese Protestkundgebung war mit über 10.000 Teilnehmern und mit Gastdelegationen aus den GM/Opel-Standorten Antwerpen / Belgien, Saragossa / Spanien und eben Bochum ein wichtiger Erfolg. Die englischen Kollegen empfingen uns begeistert und waren durchgängig der Meinung, daß nur mit einer solchen internationalen Solidarität der Kampf erfolgreich sein könne.

Als Gewerkschafter sahen und sehen wir es als unsere Pflicht an, diesen Kampf zu unterstützen. Ausgehend von der Betriebsversammlung von Opel Bochum im Dezember schlossen sich mehrere Kollegen dafür zusammen. Sowohl auf dieser Betriebsversammlung, als auch in zwei Gesprächen danach wurde der Vorschlag den Kollegen Ludger Hinse (Ortsbevollmächtigter), Willi Gröber (Sekretär) und Ulrike Kleinebrahm (Geschäftsführerin) persönlich unterbreitet und eine Finanzierung der Fahrt durch die IG Metall Bochum beantragt. Während die Ortsverwaltung die Bezahlung der Flugtickets für den Betriebsratsvorsitzenden, den Vertrauenskörperleiter und seine Stellvertreter bewilligte, wurde die Bezahlung der Busreise für unsere 14-köpfige Delegation mit angeblichen Kosten von DM 10.000 als zu teuer abgelehnt. Wir organisierten daraufhin unsere Fahrt eigenständig für Gesamtkosten in einer Höhe von DM 1.500.

Die Belege hierfür wurden bei der Ortsverwaltung eingereicht, und nachträglich eine Bezahlung der Reise gefordert. Unterstützung dafür erhielten wir insbesondere von der Vertrauenskörperleitung von Opel Bochum. Hinzu kommt die Tatsache, daß die bewilligten Flugtickets von den entsprechenden Funktionären aus verschiedenen Gründen nicht in Anspruch genommen wurden. Auch diese Bezahlung wurde nun von der Ortsverwaltung abgelehnt, diesmal mit der Begründung, "da könne ja jeder kommen", und die Fahrt wäre "schließlich nicht offiziell beantragt" gewesen.

Wir halten diese Entscheidung für einen Skandal. Unabhängig von den persönlichen Motiven jedes Mitgliedes der Ortsverwaltung richtet sich diese Entscheidung gegen die selbständige Initiative der Gewerkschaftsbasis und gegen die Entwicklung einer internationalen Solidarität im Kampf für unsere Interessen. Wie kann es sein, daß ein Ortsbevollmächtigter wie Ludger Hinse sich auf dem europaweiten Aktionstag am 25. Januar im Bochumer Werk I hinstellt und von Solidarität redet, während sich gleichzeitig die Ortsverwaltung mit ihrem Beschluß dagegen stellt. Das ist Doppelmoral.

Der 24-Stunden-Streik der Vauxhall-Kollegen in Luton und Ellesmere Port am 23. Februar war der richtige nächste Schritt. Es ist unsere Aufgabe, zu überlegen, wie wir die Solidarität weiter entwickeln und ausbauen. Hierzu schlagen wir der IG Metall vor, eine Spendensammlung zu organisieren.

Wir protestieren öffentlich gegen die Entscheidung der Ortsverwaltung und fordern nach wie vor die Bezahlung der Fahrtkosten. Solidarität und internationaler Zusammenhalt waren schon immer Grundprinzipien der Gewerkschaftsbewegung. Das ist und bleibt unsere Meinung und auch die der Kollegen, die jeden Monat mit ihrem Beitrag diese Gewerkschaft stark machen. Wir sind die Gewerkschaft!

Mit solidarischen Grüßen,

Paul Fröhlich

IGM-Vertrauensmann bei Opel

Annegret Gärtner

Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Opel

Tourhan Ibrahim

IGM-Vertrauensmann bei Opel

Dietmar Kupfer

Betriebsrat bei Johnson Controls

Frieder Lutz

 

Wilfried Moryson

IGM-Vertrauensmann bei Opel

Stefanie Neuerburg

 

Steffen Reichelt

IGM-Vertrauensmann bei Opel

Michael Schmidt

IGM-Vertrauenskörperleitung bei Opel

Uli Schreyer

IGM-Vertrauensmann bei Opel

Kathy Vowe

Vorsitzende des IGM-Ortsfrauenausschusses

Waldemar Witkowski

 

Karl-Heinz Wittmann

 

 


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