letzte Änderung am 20. Mai 2003

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Die GoG ist eine parteiunabhängige Gruppe bei GM/Opel Bochum
Treff: dienstags 17.00 Uhr
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visdp: W. Hajek, co: soz.-kult. Zentrum, Wallbaumweg 108

Gegenwehr ohne Grenzen
Info der GoG Nr. 25 vom April 2003

 

Betriebsräte aus dem Ruhrgebiet für "generalstreikähnliche Aktionen" gegen den Sozialabbau!

Auf Initiative des Betriebsrats von OPEL Bochum haben 7 BR-Vorsitzende (Opel, Hoesch-Krupp, Nokia, Zeche Heinrich-Robert Hamm, Thyssen-Guss, Siemens Witten und Personalrat Stadt Bochum) im Namen ihrer Belegschaften einen Brandbrief an den DGB-Vorstand gerichtet : Die Zeit sei "überreif, mit generalstreikähnlichen Aktionen -branchenübergreifend, zeitgleich von Flensburg bis Garmisch- auf die Angriffe gegen die Arbeitnehmer und sozial Schwachen durch Regierungs- und Unternehmerseite zu reagieren". - "Wie lange sollen wir noch warten?" fragen die Betriebsräte den DGB-Chef, "noch sind wir ein Machtfaktor. Es ist an der Zeit, Flagge zu zeigen!"

GENERALSTREIK ?

Endlich die passende Antwort auf die neuen Hartz-Gesetze zur Ausweitung der Leiharbeit, auf die geplanten Streichungen von Arbeitslosenhilfe und Krankengeld, noch mehr Zuzahlungen bei Krankheit, Kürzung beim Arbeitslosengeld, Abbau des Kündigungsschutzes usw ???

Der DGB will so eine Aktion nicht. Das beweist auch diese Geschichte: Über den oben zitierten Brandbrief wurde auf Seite 1 der WAZ vom 4.11.1993 informiert. Antwort des DGB-Chefs an die Betriebsräte am 15.11.93: "... Wir arbeiten an einer Präzisierung unserer Alternative zu den Krisenbewältigungskonzepten von Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden ... und werden in nächster Zeit dazu beraten und Beschlüsse fassen. Mit frdl Grüßen" ... blahblah. Die damalige Ablehnung des Aktionsvorschlags aus dem Revier seitens der DGB-Führung war typisch. Bloß nicht die Masse der Mitglieder und der von den Sozialangriffen Betroffenen auf die Straße holen! Auf keinen Fall die Profitmaschinerie der Unternehmer stoppen! Lieber dann ein "Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit" mit den Arbeitgebern und der Regierung. - Ergebnis: viele Kolleginnen und Kollegen resignierten noch mehr. Der Arbeitsplatzabbau und die "Reformen" zur Verschlechterung unserer Lebensbedingungen gingen weiter. Bis zum neuen Höhepunkt heute.

Fehler damals: Wollen wir uns gemeinsam wehren, können wir nicht auf die Gewerkschafts-Spitzen warten!

Diese Leute gehören bei uns im Land zur politischen Elite der "Wettbewerbsapostel". Sie wollen Sicherung der Unternehmerprofite an erster Stelle. Die meisten sind als SPD-Mitglieder (manche auch CDU oder Grüne) eng mit ihren Parteiführungen verzahnt, gehören eher zu den Reichen im Lande und verstehen sich selber ausdrücklich als Co-Manager. Beispiel IGM-Chef Klaus Zwickel : auf die Frage im "stern" (Ende 2001), ob sein Monatseinkommen von "gut 17.700 Euro den IGM-Mitgliedern noch zu vermitteln" sei, antwortet Zwickel: "Wenn die Einkommen der Chefredakteure und sonstiger Manager auch veröffentlicht würden, müsste ich sofort eine Gehaltsforderung stellen".

Die Erfahrung lehrt uns: die Führungsspitzen unserer Gewerkschaften werden keinen landesweiten, spürbaren Druck auf die Unternehmer und ihre Regierungsleute organisieren. Zur Zeit protestieren viele Gewerkschaftsführer zwar lautstark. Aber wenn wir darauf unsere Hoffnung setzen, ist zu befürchten , dass allerhöchstens eine zeitliche Verzögerung und eine spalterische, geringfügige Abschwächung der brutalen Angriffe dabei rauskommt...

 

30.April 10.00 Uhr bei der IGMetall: Untersuchungsverfahren gegen Dirk Bresser und Uwe Spickenreuther !

Die Belegschaft will ihre VK-Leitung behalten!

 

Die Vertrauensleute von Werk II haben am 10.4.03 folgende RESOLUTION beschlossen:

"An die IG.Metall Bochum, z.Hd. Ludger Hinse und z.Kts. IGM-Vorstand Frankfurt:

Wir, die IGM-V-Leute bei Opel in Bochum fordern die IGM auf, nach eindeutigem Votum der Belegschaft, die zu 90% aus Mitgliedern unserer Organisation besteht, das eingeleitete Untersuchungsverfahren gegen die Kollegen Bresser und Spickenreuther unverzüglich einzustellen.

Begründung: Wir haben den Kollegen Bresser in einer Vollkonferenz als einen unserer zwei Kandidaten für den Aufsichtsrat nominiert. Wir lassen uns genauso wie die Belegschaft nicht von einer Person aus Rüsselsheim diktieren, wen wir für unseren Aufsichtsrat zu wählen haben. Wenn solche Machenschaften künftig von unserer Organisation stillschweigend geduldet werden, dürfen wir uns über einen drastischen Mitgliederschwund nicht wundern. Wir alle sind mündige Bürger und Demokraten. Wir wollen auch weiterhin selber über unser Wohl entscheiden. Wir brauchen keinen Franz, der uns die Feder führt. Es wäre verständlicher, gegen diese Person und deren Machenschaften ein Verfahren zu eröffnen, ebenso wie gegen die Personen, die hierbei mitgewirkt haben. Dies muss lückenlos geklärt und geahndet werden. Wir erwarten eine schnellstmögliche Entscheidung, da wir unseren Vorsitzenden für unser brennenden Probleme dringend benötigen. Eine konstruktive Gewerkschaftsarbeit im Betrieb ist nur mit einem aktiven VK-Leiter möglich, der das Vertrauen der Belegschaft genießt. Die Entscheidung ist, wie wir es im Betrieb nennen – PRODUKTIONSGEFÄHRDEND. Deshalb bitten wir um schnellstmöglichste Bearbeitung.

Die IG-Vertrauensleute in der A.Opel AG Bochum" ( Werk II, 10.4.03)

 

Headhunter oder die perfektionierte Krankenverfolgung

Wem von uns ist es noch nicht passiert? Man erdreistet sich, krank zu werden. Dann ist guter Rat teuer. Schlepp ich mich zur Schicht oder riskiere ich eine Krankmeldung? Wenn ich nicht gerade einen Infarkt, eine Lungenentzündung oder ein bisschen Krebs habe, schlepp ich mich wohl besser zur Schicht. Notfalls auch auf Krücken, am Rolli oder gar im Rollstuhl! Warum dieser selbstlose Einsatz? Bekommen wir etwa das Opelverdienstkreuz oder gar den Orden" Held der Arbeit"? Natürlich nicht!!! Kann es sein, dass es an der Personalabteilung liegt? Es kann! Will die Firmenleitung Personalsachbearbeiter, die selbstherrlich, charakterlos, arrogant Angst und Schrecken im Werk verbreiten? Hast du in der Produktion mal einen schlechten Tag und machst womöglich in einer Sicherheitsoperation einen Fehler, haben sie dich auch sofort am Arsch. In diesem Fall kann es dann heißen: Auf zum Personalgespräch! Wem geht da nicht der Arsch auf Grundeis? Ist der große Augenblick gekommen, steht man womöglich einem vor Selbstherrlichkeit strotzenden Personalsachbearbeiter gegenüber. Rhetorisch aufs beste gedrillt, legt er dann ohne Gnade los. Wer da keinen fähigen Betriebsrat bei sich hat, selbstbewusst ist und ein breites Kreuz hat, wird dann vielleicht aufs übelste durch den Wolf gedreht. Jetzt könnte man meinen, dass ist halt ihr Job. Aber die Umgangsformen und der Ton machen die Musik. Muss man uns behandeln wie den letzten Dreck? Diese Herren sollen mal darüber nachdenken, dass sie Existenzen zerstören! Falls sie zu nichts anderem fähig sind, sollen sie ihren Job machen, aber fair! Das aber werden sie nicht können und wollen.

Was können wir tun:

  1. Nicht ohne Betriebsrat hingehen
  2. Nicht über die Krankheit sprechen
  3. Nicht einschüchtern lassen
  4. Nichts unterschreiben
  5. Evtl. vom BR ein Protokoll anfertigen lassen
  6. Mit Anwalt drohen ( nur im Notfall )
  7. Presse einschalten ( nach Rücksprache mit Anwalt )

In Anlehnung an BO – Intern vom 27.03.03 gibt es noch folgende Frechheit: Die Firma wäre auf dem richtigen Weg, aber wir alle müssen noch viel mehr geben usw. usw.! Das übliche Blablabla. Aber folgender Satz haute mich glatt aus den Schuhen: "Jeder einzelne Mitarbeiter muss das von Herzen wollen und den brennenden Ehrgeiz entwickeln, daran nach Kräften mitzuwirken". Schon das Grundgesetz sagt" die Würde des Menschen ist unantastbar"! Da fragt man sich, haben Forster und Co einen rostigen Nagel im Kopf? Wollen sie uns schikanieren und treten aufs Übelste, so dass man eigentlich Amnesty International holen müsste? Behandelt uns erst einmal wieder wie Menschen, da ja angeblich bei OPEL der Mensch im Mittelpunkt stehen soll. Ändert sich nichts, erzeugt ihr nur noch mehr Gegentrotz. Zu Deutsch: Ihr könnt uns mal kreuzweise!

 

OPEL-Eigentor "Meriva" ?

In der Belegschaft wird zur Zeit häufig diskutiert, ob OPEL nicht durch den neuen Meriva die Konkurrenz im eigenen Haus organisiert, mit dem Ergebnis, dass Zafira und Astra noch weiter an Absatz verlieren und damit noch mehr Arbeitsplätze in Bochum bedroht sind. Dazu haben wir mal einen Chef-Manager von der GM-Europa-Zentrale in Zürich befragt:

Unsere Frage: Haben Sie nicht mit dem Meriva ein Eigentor geschossen? Autos aus dem eigenen Haus, besonders der Zafira, auch der Astra können doch dadurch Käufer verlieren!
Antwort: Wir sind ja nicht blöd. Unsere Marktforschung hat ergeben, dass wir mit dem Meriva eine Lücke füllen können, die uns hohen Absatz verspricht und damit beste Rentabilität unserer Investitionen.

Frage: Trotzdem kann es doch Käufer geben, die jetzt vom Zafira zur Mini-Ausgabe Meriva wechseln!
Antwort: Erstens sprechen wir mit dem Meriva eine ganz andere Käuferschicht an. Und zweitens geht der Zafira-Absatz allein schon wegen der Ankündigung unserer Modell-Erneuerung zurück. Kommt der neue Zafira raus, wird auch der wieder zusätzliche Käufer finden. So ist unsere Modellpolitik auch zeitlich genau geplant!

Frage: Aber aktuell wird doch ein zusätzlicher Druck auf den Zafira-Absatz dazu führen, dass hier womöglich noch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden!
Antwort: Aber ohne den Meriva würden wir in Zaragoza zuviele Leute haben. Außerdem müssen unsere hohen Investitionen sowieso dazu beitragen, dass wir Kosten sparen und weniger Leute-Einsatz benötigen.

Frage: Am Standort Bochum müsste Ihnen doch was liegen, wo wir hier schon seit über 40 Jahren gute Autos bauen!
Antwort: Wir können nicht nur an die Beschäftigten an einem Standort denken. Allein in Europa produzieren wir in 17 Werken!

Frage: Aber Sie bauen doch im Grunde überall Arbeitsplätze ab und setzen die Leute überall unter Druck!
Antwort: Was heißt hier Druck? Wir sind nun mal im Konkurrenzkrieg und müssen wettbewerbsfähig bleiben. Und das heißt eben, an jedem Standort günstiger produzieren!

Frage: Was für Sie "günstiger" ist, bedeutet aber für uns mehr Stress und mehr Arbeitslosigkeit!
Antwort: Ach wissen Sie, dazu zitiere ich mal den berühmtesten Chef des GM-Konzerns, Alfred P.Sloan: "Wir sind keine Wohlfahrtseinrichtung. Wir versuchen Profit zu machen für unsere Aktionäre!"

Frage: Also denken Sie doch im Grunde nirgendwo an ihre Leute, sondern überall nur an Profit.
Antwort: Das müssen wir auch. So ist die Marktwirtschaft nun mal.

(Dass der GM-Boss seine "ehrliche Antwort" wirklich in dieser Form gegeben hat, ist belegt in dem Buch von Eric Mann, Taking on GM, S. 43)

GOG-Vorschlag: nehmen wir dies "Interview" zum Auftakt einer Diskussion über die Unternehmerpolitik. Leserzuschriften willkommen!

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