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In Kürze soll "schrittweise" im Rahmen der Gruppenarbeit (GA) das "Qualitäts-Andon-System" eingeführt werden. Der Betriebsrat wird über ein Papier abstimmen mit dem Titel "Andon-Einführung. Wesentliche Regelungsinhalte".
1. Der Betriebsrat (BR) soll "wesentlichen Regelungsinhalten" zustimmen. Ist das eine Betriebsvereinbarung (BV)? Eine Richtlinie? Warum wird nicht exakt festgelegt, worum es sich handelt und dass die BV 179 "Gruppenarbeit" (April ´91) unberührt bleibt ?
2. "Jeder beherrscht alle Operationen in der Gruppe", und "gruppenübergreifende Qualifikation und Flexibilisierung" -muss nicht mal darüber diskutiert werden, ob solche Anforderungen nicht eine höhere Lohngruppe rechtfertigen ?
3. Abwesenheitsquote als Grundlage für mehr Personal: warum wird nur das werksweite ZIEL der Geschäftsleitung von 6% Krankheitsquote zugrunde gelegt und nicht die REALITÄT eingerechnet, zum Beispiel die durchschnittliche, monatliche Krankheitsquote der letzten drei Jahre, aber bezogen auf den jeweiligen Bereich.
4. Gruppensprecher (GS) "entscheidet vor Ort bei Problemen über Bandstop..." BV 179 legt fest: GS hat keine Dispositionsbefugnis! Bleibt das immer noch klar ?
5. Wahl der GS
Vorsicht: Opel hat zwar nicht das Ziel erreicht "Besetzung der GS durch
Betriebsleitung " (so Dr.Wruck am 18.2.2000), ABER: jetzt sind 2 erfolgreiche
GS-Seminare mit je 2 Stufen nötig, um GS werden zu können! Und :
"Wenn es Bedenken bei einzelnen Kandidaten gibt, beraten Management,
BR und QNPS gem. §99 BetrVG über weitere Vorgehensweisen" - was
soll das ?
6. Abwahl von GS
"Der GS bleibt im Amt, bis eine Neuwahl angesetzt wird."
Wer bestimmt wann warum ? BV 179 heißt: "Eine Abwahl des GS durch
die Gruppe ist in geheimer Wahl mit einfacher Mehrheit jederzeit möglich."
DAS muss erhalten bleiben !
7. Gruppengespräche statt 30 Min. 14täglich sollen jetzt 15 Min/wöchentlich laufen und im Pilotprojekt (vermutlich nur auf Nachtschicht) getestet werden. ALLE sollten diese mögliche Änderung mit diskutieren!
Alle 38 freigestellten BR-Mitglieder beteiligen sich an der umfassenden Betreuung der Dauernachtschicht. Hierzu müssen 48 Kalenderwochen pro Jahr berücksichtigt werden. Drei Wochen Werksferien und die 52. Kalenderwoche bleiben aussen vor. Die Betreuung könnte folgendermaßen durchgeführt werden: Jeweils 4 BR-Mitglieder (3 BRs für Werk I und 1 BR für Werk II) betreuen zeitgleich die Kolleginnen und Kollegen. Alternativ könnte ein Zeitraum von ein, zwei oder drei Wochen festgelegt werden. Ausgenommen bleibt hierbei die Mon-tagnachtschicht, da montags die BR-Sitzung stattfindet.
Bei einer einwöchigen Betreuung kommt jedes BR-Mitglied
alle 9 Wochen zum Einsatz. Bei einer zweiwöchigen Betreuung alle 18 Wochen.
Bei einer dreiwöchigen Betreuung alle 36 Wochen. Somit wäre eine
umfassende Betreuung der Nachtschicht gewährleistet!
So lautete unser Vorschlag im BR. Leider fand unser Vorschlag keine Mehrheit.
Der Zwangsverpflichtung von Fatma Emre haben wir dann auch nicht zugestimmt.
Bei der Nachwahl für den Kollegen Hans Reppel in den Ausschuss ging es
für uns augenscheinlich nicht um Qualifikation, sondern nur um die Frage,
wem die Ausschussknete zufällt.
Deshalb haben wir uns bei dieser Abstimmung enthalten.
R. Müller-Heidenreich, Jürgen Schwartz
Erinnert Ihr Euch an die "12 Eckpunkte" zur Gruppenarbeit, an die ausführliche Diskussion 1990 im Vertrauenskörper und auf Belegschaftsversammlungen unter Anleitung von Manfred Muster von der IGM? Die damals festgelegten gewerkschaftlichen Ziele bei der Einfilhrung der Gruppenarbeit sollten wir heute mal mit unseren praktischen Erfahrungen vergleichen:
"Das Ziel ist heute fast ausschließlich die Rationalisierung und Produktivitätssteigerung. Gruppenarbeit wird vielmehr als Teil einer umfassenden Rationalisierungsstrategie der `schlanken Produktion' angesehen", gibt der IGM-Vorstand (Mai 92) in einem Papier zur Gruppenarbeit zu bedenken.
Wir haben einige Kolleginnen und Kollegen in Abteilungen wo Gruppenarbeit erst noch ansteht, bzw gerade begonnen hat und in Abteilungen wo schon langjährige Erfahrungen mit Gruppenarbeit vorliegen, nach ihrer Meinung zur Gruppenarbeit befragt.
"Was bei uns aber auch hilft, die Fehlzeiten zu reduzieren, ist die Gruppenarbeit. (...) weil Gruppenmitglieder aufeinander angewiesen sind und sich selbst ganz scharf überwachen. Da kann keiner mehr mit einer lauen Entschuldigung zu Hause bleiben, der wird einfach nicht mehr akzeptiert. Wenn in der Gruppe einer querschießt, wird er von den anderen viel brutaler gedrückt, als das ein Unternehmer je machen würde. In der Gruppe entsteht ein Zwang zur Disziplin - das hat die geringeren Fehlzeiten zur Folge." (managermagazin, Okt.95)
"Eine Vergrößerung der Arbeitsinhalte und eine Verlängerung der Taktzeiten, die noch vor wenigen Jahren unter dem Stichwort `Humanisierung der Arbeit' gefeiert wurden, gehen nach den Worten von Rolf Zimmermann, Werksdirektor in Rüsselsheim, "am Thema Qualität vorbei". Wem der Arbeiter in einem Zeitraum von z.B. 10 Minuten verschiedenste Arbeitsschritte ausführen und selbständig Entscheidungen treffen mußte, so habe das in der Vergangenheit häufig zu Zeitüberschreitungen und Qualitätsmängeln geführt. Konstante Bandgeschwindigkeit und Taktzeiten von nur noch einer 1 Minute sollen dem Arbeiter künftig jede Einflußmöglichkeit auf den Fertigungsablauf entziehen, erklärt Zimmermann."(FAZ, 1.12.94).
Bei der Vorstellung des Umbaus Fertigmontage am 18.8.94 hat die Geschäftsleitung angekündigt, daß die Kolleginnen und Kollegen der neuen Fertigungsgruppen nur noch sogenannte `wertschöpfende' Tätigkeiten ausführen sollen. Was bedeutet das?
Hier eine Auflistung aus dem Arbeitgeberlager (Chrysler-Studie über KVP):
Man vergleiche dazu die in der BV 179 Pkt 2 festgelegte Aufgabe "der Überwindung hoher Arbeitsteilung", "Abbau der Monotonie"! Und dazu die Zielsetzung der IGM bei Opel: "Die unterschiedlichen Teilaufgaben einer Gruppe müssen so unterschiedliche Anforderungen enthalten, daß insgesamt eine qualifiziertere und abwechslungsreichere Arbeit möglich ist..., daß bei Produktionsarbeiten ein höchstmöglicher Anteil, aber mindestens 10% der Arbeitszeit als indirekte Tätigkeit ausgeführt werden kann, damit ein Wechsel zwischen taktabhängiger und -unabhängiger Arbeit möglich ist."
ein bestimmter Bandabschnitt einschliesslich des dazugehörigen Vormontagebereichs wird als gemeinsamer Gruppenarbeitsbereich festgelegt. Darin kommen vor.
Jedem Gruppenmitglied wird jede Teilaufgabe beigebracht. So beherrscht jeder jede Tätigkeit. Der Arbeitswechsel ist dann ohne weiteres möglichl" (aus IGMetall Opel/Bochum, Gruppenarbeit bei Opel,10.1.89)
Haben wir damals nur geträumt? Sind unsere Vorstellungen nicht weitgehend den Bach runtergegangen? Der Betriebsrat ist bei der Umsetzung von Gruppenarbeit gewerkschaftlich ziemlich alleine gelassen worden. Trotzdem ist es eine gewerkschaftliche Frage, ob Opels Zielvorstellung zur Gruppenarbeit an den Bändern, unseren Vorstellungen nicht derart widerspricht, daß der BR dem nicht mehr zustimmen kann.
(Meinungen, Kritik, Leserbriefe erwünscht)
Die kommen mit uns nicht mehr weiter, nun formen sie den Neu -Arbeiter.
Er ist artig, muckt nicht auf,
legt täglich noch ne Schippe drauf.
Er ist willig, sehr geduldig
und fühlt sich auch richtig schuldig wenn die Produktion mal stockt.
Das ist etwas, was ihn schockt.
Hochmotiviert und stets bereit
mit flexibler Arbeitszeit,
arbeitet er mal kurz, mal lang,
nur der Firma gilt sein Dank.
Urlaub ist im Winter schön
und er findet`s sehr bequem,
daß man im Sommer länger produziert, weil man dann ja nicht mehr friert.
Wird er krank, statt Krankenschein, reicht er den Resturlaub ein.
Fehlzeit darf es nicht mehr geben, auch Aktionäre wollen leben.
Bis zur Rente Tag für Tag,
dann gibt er schnell den Löffel ab.
Nur die Arbeit macht ihn froh.
Paßt nur auf! Die wollen uns so.
R.J.
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