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Vereinigte-Alternativen-ZeitungMercedes-Benz-Lenkungen GmbH11. Ausgabe JUNI 2000Auflage 1.500 Stück |
Die Ersatzteile, falls vorhanden, sind ja bekanntlich auf mehrere Lager verteilt, also los, Schlüssel aus der Werkstatt holen und suchen, Treppe runter, ab in den Keller, Leiter rauf, Leiter runter, nichts gefunden. Schnell die anderen Lager abklappern, die Produktion steht auf heissen Kohlen, die P- Zahl muß ja stimmen. Im letzten Lager endlich fündig geworden, na also, nach zwei Stunden, Maschine läuft wieder, aber was ist das? Eine halbe Stunde Arbeit und eineinhalb Stunden suchen?
Es hätte trotzdem noch schlimmer kommen können, Ersatzteile und Lagerplatz kosten Geld, also wird nur das Nötigste bestellt, alles was schnell zu besorgen ist bleibt aussen vor. Aber was ist, wenn der Hersteller auf einmal doch nicht so schnell liefern kann? Pech gehabt, dann werden aus dieser kleinen Störung leicht 3 oder mehr Tage.
War das eigentlich schon immer so? Nein!
Vor der Ausgründung hatten wir ein leistungsfähiges Computersystem, welches die Ersatzteilbeschaffung zum Vergnügen machte. Man gab den Suchbegriff ein und schon hatte man die B-3Nr. und den Lagerort, Mensch war das einfach, ich bin ja schon drin oder was?
Das waren auch die Zeiten, als es noch für die Maschinen Putzzeiten gab und die PIH auf Grund ihrer Personalstärke noch vorbeugende Instandhaltung machte. War das alles so verkehrt?
Wir hatten damals die höchste Maschinenverfügbarkeit im gesamten Konzern und waren mit Recht stolz darauf. Da wurden Schwachstellen und Optimierungen von den PIH- Leuten und den Einrichtern der Abteilung durchgeführt. Da gab es noch keine Teams, die im Nachhinein feststellen müssen, dass Maschinen und Anlagen nicht geputzt und schlecht gewartet werden.
Kann man sich da nicht die gute alte Zeit zurückwünschen?
Es wäre eine Überlegung wert!
An meinem Arbeitsplatz brennt es! Wie soll ich mich verhalten?
Im Paragraph 55 der Arbeitsstättenverordnung unter der Überschrift Flucht- und Rettungsplan heißt es:
Der Arbeitgeber hat für die Arbeitsstätte einen Flucht- und Rettungsplan aufzustellen, wenn Lage, Ausdehnung und Art der Nutzung der Arbeitsstätte dies erfordern. Der Flucht- und Rettungsplan ist an geeigneter Stelle in der Arbeitsstätte auszulegen oder auszuhängen. In angemessenen Zeitabständen ist entsprechend dem Plan zu üben, wie sich die Arbeitnehmer im Gefahr- oder Katastrophenfall in Sicherheit bringen oder gerettet werden können.
Soweit die Arbeitsstättenverordnung.
Seit dem Düsseldorfer Flughafenbrand im April 1996 laufen Brandschützer zu Höchstform auf. 17 Tote und mehrere Verletzte gaben dafür den traurigen Anlass. In ganz Deutschland wurden und werden Brandschutzmassnahmen der Arbeitgeber (AG) überprüft. Mit teilweise erschütternden Ergebnissen, so die lokale und überregionale Presse. Wie sieht es nun bei der Mercedes-Benz-Lenkungen GmbH aus? Bis auf den Brand in der Härterei vor ein einigen Jahren, sowie ein paar Verpuffungen an Maschinen (Halle 130a und Halle 131) sind wir von größeren Bränden verschont geblieben, was aber nicht heissen soll, das man diese Verpuffungen auf die leichte Schulter nehmen darf. Die Werksfeuerwehr ist auch bei uns präsent und wartet die Feuerlöscher und Feuerlöschanlagen. In regelmässigen Abständen führt sie Kontrollen durch. Auch ist das Amt für Brandschutz im Hause gewesen. Diverse Fenster mußten zugemauert, Brandschutzmauern errichtet werden. Was fehlt, sind Flucht- und Rettungspläne, die überall aushängen sollten, so wie in jeder kleinen Pension heute üblich. Und wer weiss schon wie ein Feuerlöscher funktioniert, oder welcher Feuerlöscher der richtige ist. Da ist der AG gefordert und auch der einzelne Mitarbeiter (MA) sollte darauf achten, dass der Brandschutz eingehalten wird. Auch muss jedem MA die Funktion der Feuerlöscher erklärt werden, Notfallübungen sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Wie auf der letzten Bereichsbesprechung zu erfahren war, sollte mit der Erstellung von Flucht- und Rettungsplänen in den Hallen 140 und 141 in nächster Zeit begonnen werden.
VAZke: "HAT ES BEI DIR SCHON MALGEBRANNT?" |
TÜNN: "JA KLAR, MEIN HINTERN NACH DER LETZTEN PEPPERONI" |
Wart Ihr schon mal auf der Kanarischen Insel Fuerteventura? Nein? Dann wird es aber Zeit! Seit es in letzter Zeit an vielen beliebten Urlaubszielen der Deutschen kriselt, z.B. in Sri Lanka, Malaysia oder auf den Philippinen oder man sich in Kenia so manches an Fieber holen kann, erfreuen sich die Kanarischen Inseln insbesondere Fuerteventura mit hohen Urlauberzahlen. Das betrifft nicht nur die Sonnenanbeter, hat man doch dort die schönsten Strände Europas, sondern auch die Tauchsportfreunde. Vor der Küste des Urlauberortes Jandia liegen die sogenannten Muränenriffe, wo man garantiert bei jedem Tauchgang Dutzende von Muränen zusehen bekommt, gleichfalls sind diese Riffe ein Tummelplatz für Großfische, Sichtweiten von 70 Meter und mehr kann man erwarten. Gleich mehrere Tauchbasen sind vor Ort. Als die angenehmste, hat sich die Tauchbasis Sub Fuerteventura im Hotel Jandia Sol Mar herausgestellt. Nicht nur was die Preise betrifft, sondern auch von der Ausrüstung und der Kompetenz des Personals her. Wer seine eigene Ausrüstung mitbringt, kann für 29.000 Peseten, (ungefähr 340. –DM) 10 Tauchgänge erleben, wer keine eigene Ausrüstung hat, darf dann pro Tauchgang noch ca. 19. -DM zuzahlen.
Tauchkurse für Anfänger und für Fortgeschrittene werden zu sehr zivilen Preisen angeboten.
Jeder der diese Ausgabe VAZ Nr. 11 zur Tauchbasis Sub Fuerteventura im Hotel Jandia Sol Mar mitbringt, bekommt den 2. Tauchgang kostenlos. Ehrlich! (Gültig bis zum 01.05.2001)
Verstoß mindestens gegen Betriebsvereinbarung(BV)
Einsparung für die Firma ca. 2,5 Mio DM pro Jahr
Verstoss mindestens gegen BV
Noch nicht absehbar, ob überhaupt ein Gewinn ausgewiesen wird.( Einsparung bei 12% Kapitalrendite ca. 1,2Mio DM)
Fehlt rechtliche Grundlage
Hätte der Firma noch einmal mehr als eine ¾ Mio DM gebracht.
Bedingt neue BV
Auch wenn die Produktivität exakt so bleibt, wie sie in den Monaten
Dez. 99-März 00 war, hätte die Firma bei einer Beteiligung von 724 MA ca. 1 Mio DM gespart.
Bedingt neue BV
Wenn keine Fr/Sa Nachtschicht und Samstag-Frühschicht gearbeitet würde, hätte die Firma nichts davon. Bei 200.000 Stunden/pro Jahr an diesen beiden Schichten hätte die Firma noch einmal ca. 4 Mio DM pro Jahr eingespart.
Entfall Erholzeit
Entfall persönliche Verteilzeit
Verstoß gegen Tarifvertrag(TV)
Induskutabel.
Wer z.B. Pinkelpausen verbieten will, hat sich als Verhandlungspartner selbst disqualifiziert.
Verstoß gegen BV
Für ca. 30 MA 2 AW – Kürzung hätte für die Firma max. 60.000 DM Einsparung gebracht.
Ausdehnung der Pilot-Gleitzeitregelung auf alle Standorte
Bedingt neue BV
Kein Gewinn für die Firma, wenn alle MA ihr Zeitkonto im Auge behalten und sich danach richten.
z.Zt. noch rechtlich unklar
Einsparung für die Firma ca. 1 Mio DM pro Jahr
Verstoß gegen TV
Anzahl der Reisestunden sind den VA unbekannt, aber nach unserer Einschätzung hätte dieser Punkt auch nicht allzuviel für die Firma an Einsparung gebracht.
Verstoß gegen TV
Hätte ansonsten noch einmal eine ½ Mio DM für die Firma eingespart.
Verstoß gegen TV und BV
10 Kostenstellen mit 3 Schichten 52 Wochen 10 MA/pro Gruppe eine Stunde/pro Woche bei 50 DM/pro Stunde entspricht 780.000 DM als Einsparung.
Verstoß gegen BV
Sehr selten, daher kaum Einsparung für die Firma.
Verstoß gegen alte BV; durch neue BV ersetzt.
Gerade in letzter Zeit wurden viele Kollegen/ innen in für sie neue Kostenstellen versetzt. Das bedeutet: Eine Halbierung des Absicherungszeitraums kann der Firma viel Geld sparen. Pro Mitarbeiter/in Monat/pro AW= 53,-- DM x 18 Monate
Verstoß gegen BetrVG
Hätte für die Firma bei den VA Betriebsräten auch keine großen finanziellen Einsparungen gebracht.
Beispiel Kostenstelle 145 |
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P-Zahl |
Dez 99 |
Jan 00 |
Feb 00 |
Mär 00 |
Arbeiter im direk.Bereich mit Standardlohn |
Beispiel Arbeiterlohn 5000 DM pro Monat |
Arbeiter ind.u.Angestell-te mit Monatsgrund- gehalt |
80 | |||||||
79 |
104% |
5.100 DM |
102% |
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78 | |||||||
77 | |||||||
76 | |||||||
75 | |||||||
74 |
102% |
5.000 DM |
100% |
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73 | |||||||
72 | |||||||
71 | |||||||
70 | |||||||
69 |
100% |
4.900 DM |
98% |
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68 | |||||||
67 | |||||||
66 | |||||||
65 | |||||||
1. Monatl.Istwerte der P-Zahl Dezember bis März |
2. Mittel dieser 4 P- Zahlen |
3. 1% Punkt unterhalb der Mittellinie gleich untere Grenze der Bandbreite |
4. Willkürliche Festlegung der oberen Grenze der Bandbreite |
5. Mitte der Bandbreite entspricht 102% bzw. 100 % |
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Dezember 71 |
281:4 = 70,25 |
entspricht 69 |
entspricht 79 |
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Januar 66 |
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Februar 67 |
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März 77 |
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Summe 281 |
VAZke:"WAS HÄLST DU VON P-ZAHLEN?" | Tünn: "GAR NIX, ICH WILL LIEBER ZECH PRELLEN!" |
Bei der Einführung des neuen Entlohnungssystems spricht der Arbeitgeber (AG) von nachhaltiger Steigerung der Produktivität verbunden mit einem leistungsgerechten Entgelt und einer veränderten Führungskultur. (Quelle: Pilotbetrieb zur Neuausrichtung des Vergütungssystems). Wir wollen einmal untersuchen ob diese Aussage der Wahrheit entspricht. Ist es gerecht; wenn nach 5 Jahren Ausgliederung jeder vergleichbare Arbeitsplatz im Fahrzeugbau 10,8% höher entlohnt wird?
Ist es gerecht, wenn der AG seine unternehmerische Risiken, die nur er allein zu verantworten hat, finanziell von der Belegschaft getragen werden muss? Damit ist wohl die veränderte „Führungskultur“ gemeint. z.B. Es werden „billig ,billig“ Werkzeuge und Produktionsmaschinen eingekauft, die äußerst störungsanfällig sind. Ausfallzeiten beeinflussen negativ eine Produktivitätskennzahl ( P ) und werden dadurch von der Belegschaft bezahlt.
Ist es gerecht, wenn qualitativ schlechteres Material als Bezugsteil wieder „billig“ eingekauft wird, es zu erheblichen Ausfällen führt und wieder die P-Kennzahl negativ beeinflusst, was zu Entgeltverlust führt?
Ist es gerecht, wenn der AG sein „Lager“ abschafft, um Kosten zu sparen, ein für unseren Betrieb schlechtes Logistiksystem installiert, das ebenfalls zu erheblichen Produktionsstörungen führt , dies sich wiederum negativ auf die P-Kennzahl auswirkt und somit die Belegschaft bezahlen muss?
Ist es gerecht, wenn Ersatzteile für Maschinen und Anlagen nicht im Hause sind und somit längere Stillstandszeiten auslösen, die auch zu Lasten der P-Kennzahl gehen, also wieder unser Entgelt kürzen?
Anlernzeiten für neue Kollegen müssen ebenfalls durch Negativeinwirkung auf die P-Kennzahl von den Kollegen der betreffenden Kostenstellen bezahlt werden. Ist das gerecht?
Wenn auf Grund von Daten der letzten 4 Monaten eine Durchschnittskennzahl ermittelt wird, die kaum jemand überprüfen kann und durch diese Zahl von Abteilungsleitern willkürlich eine Bandbreite festgelegt wird, deren Mitte schon mal erreicht werden muss, nur, um sein altes Entgelt zu behalten. Ist das gerecht?
Der AG hat die Rahmenbedingungen für die jetzige Situation im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte durch seine Entscheidungen herbeigeführt. Nun will der AG seine zukünftigen ( Fehl) Entscheidungen mit einem Schlag risikofreier machen, indem er ein Lohnsystem installiert, durch das alle negativen Einflüsse von der Belegschaft durch Mehrleistungen bezahlt werden. Wenn alle durch die Belegschaft unbeeinflussbaren oben genannten Punkte nicht durch Zeitgutschriften gedeckt werden, kann man nur von einem leistungsungerechten Entgelt sprechen. Und wofür das Alles? Es ist wohl Allen klar geworden, dass die Obergrenzen von diesen willkürlich festgelegten Bandbreiten möglichst nicht 3 mal in 6 Monaten überschritten werden dürfen, wenn man sich nicht selbst schaden will. Bei der Berechnung der oberen Bandbreite eines Mitarbeiters mit 5.000.—DM Brutto bedeutet das 5 DM/ pro Arbeitstag von denen noch 2 DM an –Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen abgezogen werden. Das bedeutet aber auch, dass jeder, der vielleicht 20% im Durchschnitt weniger leistet an Stückzahl oder so höchstens 3 DM pro Arbeitstag weniger verdienen kann. Das sollte man sich auch einmal überlegen! Wenn ein AG meint, er bezahle nach Leistung dann hat natürlich auch ein Arbeitnehmer das Recht zu sagen; er leistet nach Bezahlung
VAZke:"SCHWITZT DU AUCH JETZT SO IM SOMMER?" |
Tünn: "BEI MEINER P- ZAHLEN-BAND-BREITE SCHWITZE ICH SOGAR IM WINTER |
Die Rahmenbetriebsvereinbarung zum „Wettbewerb“ legt unter Punkt 3 fest, dass die Geschäftsleitung bis zum 01. 01. 2004 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet, sollten sich aber Programm sowie Auftragslage ändern, seien für diesen Fall betriebsbedingte Kündigungen trotzdem möglich. Wenn also alle Leute gebraucht werden wird keiner entlassen, hat die Firma Schwierigkeiten kann sie sie trotzdem auf die Strasse schmeissen. Die Geschäftsleitung erklärte in der selben Vereinbarung auf betriebsbedingte Änderungskündigungen nicht verzichten zu wollen. Das klingt fast programmatisch.
Mit dieser Art von Kündigung wollen wir uns deshalb hier beschäftigen bevor es ihre ersten Opfer gibt.
Die Änderungskündigung besteht aus zwei Teilen. Erstens wird das bestehende Arbeitsverhältnis gekündigt und zweitens bietet der Arbeitgeber (AG) einen neuen Arbeitsvertrag mit schlechteren Bedingungen an. Weigert sich nun der Arbeitnehmer (AN) den neuen verschlechterten Arbeitsvertrag zu unterschreiben, steht er auf der Strasse. Unterschreibt er ihn aber, verliert er ohne wenn und aber seine alten Ansprüche. Der AN ist also in einer bösen Falle gefangen. Was also tun um dieser zu entkommen?
Von gewerkschaftlicher Seite wird empfohlen den neuen Arbeitsvertrag zunächst einmal zu unterschreiben allerdings mit dem Zusatz "vorbehaltlich einer gerichtlichen Entscheidung". Dadurch macht der AN deutlich, dass er nicht kampflos auf seine alten Rechte und Arbeitsbedingungen verzichten will und dass er mit den neuen Bedingungen nicht einverstanden ist. Er hat jetzt die Möglichkeit mit einer Änderungs-Schutzklage eine entsprechende arbeitsgerichtliche Klärung herbeizuführen,
Der AG muss dann nachweisen, dass er keine weniger harten Mittel zur Verfügung hat, dass er die Massstäbe einer sozialen Auswahl beachtet hat und ob er zum Beispiel ein Gesamtkonzept verfolgt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Verhalten des Betriebsrates. Durch dessen ordnungsgemässen Widerspruch gegen die Änderungskündigung wird dem AN die Möglichkeit geöffnet, dass der AG ihn bis zum Ende des Prozesses zu unveränderten Bedingungen weiter beschäftigen muss.
Da bei allen diesen Vorgängen Fristen zu beachten sind, empfiehlt es sich dann in jedem Fall schnell juristische Fachberatung und gewerkschaftliche Unterstützung zu suchen.
Dass die Geschäftsführung ausdrücklich darauf besteht Änderunskündigungen aussprechen zu können, lässt genauso Befürchtungen für die Zukunft erwachsen.
Mit einem zweitägigen Streik antworteten am 14. Und 15. Juni alle 13.500 Bochumer Opel-Beschäftigte auf Drohungen mit Sozialabbau durch Ausgründungen in mehrere GmbHs. Seit zwei Jahren gab es immer wieder Anläufe in Bochum Teile des Werkes auszugründen und in GmbH-Status zu überführen. Schon 1998 studierten IGM-Vertrauensleute und oppositionelle Betriebsratsmitglieder unter anderem die sozialen Folgen nach der Ausgründung der Mercedes-Benz-Lenkungen GmbH. Auch damals, als es lediglich um die Ausgründung der Bochumer Logistik ging, gab es kurze Streiks. Jetzt ging es um mehr. Durch die Allianz der Opel-Mutter General Motors mit dem FIAT-Konzern sollten insgesamt 30.000 Arbeiter in beiden Konzernen von Lohnkürzungen, Arbeitsplatzabbau und Ausgliederungen betroffen werden. Die Bochumer verlangten von den Managern Antworten auf ihre Fragen. Zunächst versuchte die Firmenleitung die Kollegen durch Hinhaltetaktik zu zermürben. Auf Ausreden der Geschäftsleitung erklärte die Belegschaft: „Falsche Antwort!“ Sie wollten so lange weiter streiken bis sie die in ihrem Sinne richtigen Antworten bekämen. In der Diskussion waren auch Straßen-Blockaden, um die Öffentlichkeit auf die Bedrohung aufmerksam zu machen. Ein Rheinhausen stand vor der Tür. Als schließlich nach und nach die ganzen europäischen Opel-Produktionsstätten in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Antwerpen, Eisenach und Ellesmere Port wegen fehlender Teile zum Erliegen gekommen waren, wurde unter Federführung der Detroiter GM-Zentrale auf einmal ganz, ganz schnell eine Vereinbarung geschlossen, die die wesentlichsten Forderungen der Streikenden erfüllten: die in GmbHs ausgegründeten Beschäftigten werden auch in Zukunft genauso behandelt wie die Opel-Beschäftigten sowie fünf weitere Punkte. Bewiesen wurde damit ein weiteres Mal, dass Arbeitnehmer sich nicht hilflos zur Schlachtbank führen lassen müssen, wenn sie ihre Stärke geschlossen gegen auf einmal hilflose Manager in die Waagschale werfen.
Herzlichen Glückwunsch für diese Lektion! Ausführlicher nachzulesen unter http://www.labournet.de
Die in den letzen Wochen mehrheitlich vom Betriebsrat (BR) beschlossenen Gesamtbetriebsvereinbarungen "über den Pilotbetrieb zur Einführung eines neuen Entgeltmodells" und der "Rahmen Gesamtbetriebsvereinbarung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Sicherung der Beschäftigung in der Mercedes-Benz-Lenkungen GmbH" (MBL) enthalten massive Verschlechterungen für die ganze Belegschaft, obwohl diese sich seit Jahren mehr und mehr verausgabten. In den Vereinbarungen liegen auch offensichtlich Verstösse gegen Tarifverträge (TV) vor. Hiergegen Klage zu führen ist allerdings ausschliesslich IGM Mitgliedern möglich, da nur sie Anspruch auf die Bestimmungen der TV haben. Es ist also wichtig für die Konflikte der nächsten Monate, sofern diese die TV betreffen, Mitglied der IGM zu sein. Zugleich kann aber als sicher gelten: wenn IGM-Mitglieder sich gerichtlich ihr Recht gegen die MBL verschafft haben, wird der Arbeitgeber (AG) allen anderen Arbeitnehmern (AN) die gleichen Leistungen gewähren, um zu verhindern den Gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf 100% zutreiben. Einer der schlimmsten Angriffe auf die Belegschaft ist die Ankündigung jedem AN pauschal zwei Arbeitstage aus dem FA-bzw. Gleitzeitkonto abzukassieren. FREIZEITDIEBSTAHL IST UNZULÄSSIG, unabhängig von der Gewerkschaftszugehöhrigkeit. Dagegen können sich alle Beschäftigten der MBL rechtlich wirksam wehren d.h. auch Nichtorganisierte, CGM-Mitglieder oder Mitglieder AUB. In der nächsten VAZ werden wir der Belegschaft ein entsprechendes Vorgehen vorschlagen. Der AG macht sich allein schon durch diese illegale Streichung von bereits geleisteter Arbeit der Manipulation an den Sozialabgaben, Steuern und ungerechtfertigter Rentenminderung schuldig. Dagegen sollte sich jeder wehren, besonders auch deshalb, weil der BR nichts zum Schutz der AN unternommen hat, ja, den Massnahmen noch zustimmte. Mögen doch die Arbeitsrichter ein weiteres mal den BR-Mitgliedern die sich so unsolidarisch verhielten , erklären, was sie wieder mal falsch gemacht haben.
DIE VAZ WÜNSCHT ALLEN EINEN SCHÖNEN SOMMERURLAUB UND KOMMT GESUND WIEDER!
Unser Tarifvertrag regelt Mindeststandards in der Metall - und Elektroindustrie. Mit einem unausgegorenen neuen Entgeltsystem, das Willkür Tür und Tor öffnet, soll die finanzielle Situation der Mercedes – Benz- Lenkungen GmbH wieder verbessert werden. Weitere Betriebsvereinbarungen, die einen erheblichen sozialen Aderlass für die Belegschaft darstellen, sollen schon wieder den geltenden Manteltarifvertrag unterlaufen. Zu diesem Zweck hatte die Geschäftsleitung(GL) dem Betriebsrat(BR) und dem Vertrauenskörper(VK) einen 16- Punkte umfassenden Forderungsplan vorgelegt, die natürlich allesamt finanzielle Einbussen für die Belegschaft darstellen würden. Schliesslich kann man jede Mark beim Aufbau unserer eigenen Tochter-Konkurrenten-Firmen brauchen. An die betriebliche Öffentlichkeit war dieser Horrorkatalog nach der VK – Sitzung am 15. Mai gekommen. Kurz nachdem dieser 16- Punkte- Wunschzettel der GL in den Glaskästen des BR ausgehängt worden war, kamen spontan über 200 Kollegen/ innen in der Frühschicht und noch einmal 100 Kollegen/ innen in der Spätschicht zum BR – Büro, um sich zu informieren, was es mit diesen 16- Punkten auf sich hätte. Nach einiger Zeit erschienen dann die Herren Humpert und Drewes, die eher schlecht als recht versuchten die Kollegen/ innen zu beruhigen, indem sie den 16- Punkteplan als gar nicht sooo ernst gemeint herunterspielten und die aktuelle schlechte Situation als eine zu überbrückende zeitliche Phase von 2 Jahren darstellten. Sie würden natürlich auch nicht auf allen Punkten bestehen. Es gelte aber die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen. Sie verloren leider keinen einzigen Satz über die Sicherung der ganzen Belegschaft am Düsseldorfer Standort. Eine Kollegin brachte bei dieser „ Informations- Protestversammlung“ die ganze Sache auf den Punkt. Sie sagte, dieser 16- Punkteplan sei eine Aufforderung gesetzes-bzw. vertragsbrüchig zu werden oder aber gegen geltende Betriebsvereinbarungen zu verstoßen. Manches müßte dann wohl noch in neue Betriebsvereinbarungen festgeschrieben werden. Damit hatte sie absolut recht. Ein anderer Kollege machte folgenden interessanten Vorschlag: Wenn die Firma nur eine Durststrecke von 2 Jahren zu überbrücken hätte , wie von den Herren dargestellt, könne die Belegschaft ja der GL die Tariferhöhung für diese Zeit als Kredit geben. Nach 2 Jahren könnte dieser Kredit mit dem üblichen Zinssatz an die Belegschaft zurückgezahlt werden. Einige Zeit später wurden die Kollegen/ innen in ziemlich gefrustetem Zustand vom BR – Vorsitzenden mit den Worten "Ihr wisst ja, dass Überstunden freiwillig sind"! wieder an die Arbeit geschickt. Für die Spätschichtkollegen/ innen hat sich dann nicht einmal mehr ein einziges Mitglied der GL bereit gefunden, Fragen zu beantworten. Immerhin hat die Belegschaft noch einmal gezeigt, dass die Schmerzgrenze wohl erreicht ist.
Leider wurde der Belegschaft von dem BR nicht der Rücken gestärkt, als sie von sich aus eine ablehnende Haltung einnahm, was Überstunden am Wochenende anbetraf. Da beantragten Überstunden seitens des BR zugestimmt wurde, konnte Herr Humpert in einem Überredungsmarathon wieder viele Kollegen/ innen zur Wochenendarbeit bewegen. Nur 2 Tage nach dieser doch beeindruckenden „Protestinformations-Versammlung“ setzt der BR Vorsitzende doch tatsächlich den Beschluss über ein Pilotprojekt für ein neues Entgeltsystem auf die Tagesordnung für die BR – Sitzung am Montag dem 22. Mai 2000. Auf dieser Sitzung setzt die BR Mehrheit dieses Projekt wieder hinter dem Rücken der Belegschaft durch, trotz aller Proteste der VA erst für die betroffenen Kollegen/ innen Info-Veranstaltungen durchzuführen und die Entscheidung über die Einführung dieses Projektes von der Reaktion der Kollegen/ innen abhängig zu machen. Jetzt hat man noch einen drauf gesetzt. Erneut wurden Betriebsvereinbarungen abgeschlossen,ohne vorher die Belegschaft darüber konsultiert zu haben!
HERAUSGEBER: SYMPATIE ZIRKEL DER VEREINIGTEN ALTERNATIVEN
ADRESSE: S.U.
LAYOUT: FRIEDHELM KNOTZ
V.i.s.d.P.: HELMUT BORN AM STOCK 3 40472 DÜSSELDORF
DRUCK: TIAMAT DRUCK GMBH LUISENSTRASSE 69 40215 DÜSSELDORF
LabourNet Germany: http://www.labournet.de/
Der virtuelle Treffpunkt der Gewerkschafts- und Betriebslinken The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace | ||
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