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Arbeitskampf in Brasilien

Brasilianische Mercedes-Kollegen streiken für mehr Lohn und die Übernahme Befristeter

Am 1. November liefen in Brasilien die Lohntarifverträge aus. Im Jahr 1999 wurden wie in den Jahren zuvor wegen der hohen Inflation keine realen Lohnerhöhungen erreicht und auch in 2000 liegt die Inflationsrate wieder bei mehr als 6 Prozent.

Deshalb forderten die Gewerkschaften eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 20 Prozent.

Mickrige Arbeitgeberangebote

Die Angebote der Arbeitgeber bewegten sich um 4 Prozent und hätten einen weiteren Reallohnverlust bedeutet. Nach mehreren Warnstreiks und erfolglosen Verhandlungen haben sich bei einer Versammlung der Gewerkschaftsmitglieder am Samstag, den 11.November die ca. 15000 Anwesenden einstimmig für Streik entschieden.

Streik gegen Befristungen

Bereits seit 6.November wurde im Mercedes-Werk in Sao Bernardo gestreikt. Grund dafür war die Ankündigung der Werkleitung alle Arbeitsverträge der 420 befristet Beschäftigten nicht mehr zu verlängern. Die meisten der Befristeten arbeiten in der Achsenfertigung und nach einer Solidaritätsabstimmung während einer Versammlung entschieden sich alle Kollegen in diesem Bereich spontan die Arbeit niederzulegen.

Nicht ausspielen lassen!

Die Werkleitung drohte damit, zukünftig die Sprintermontage in Argentinien statt von Sao Bernardo, von Kassel aus mit Achsen zu beliefern. Aber die Betriebsräte aus Kassel erklärten sich solidarisch mit den brasilianischen Kollegen und versicherten, dass eine Belieferung aus Kassel nicht zugelassen würde und aufgrund von Kapazitätsengpässen auch nicht möglich wäre.

Arbeitskampf erfolgreich

Die Streiks wurden ausgeweitet und führten am 17.11. zu folgendem Schlichterspruch des regionalen Arbeitsgerichts von Sao Paulo:

Die Werkleitung von Mercedes in Sao Bernardo gab ihre sture Haltung bezüglich der Befristeten auf. Das Ergebnis:

Somit werden die meisten Befristeten fest übernommen oder zumindest verlängert.

Alle beteiligen sich !

Da die Streiktage große Löcher in die Haushaltskassen der Kollegen gerissen hätten, wurde vereinbart, die durch Streik ausgefallenen Stunden nicht vom Lohn, sondern vom Freischichtkonto abzuziehen. Und aufgeteilt auf alle 10000 Beschäftigte. Das heißt auch die nicht am Streik beteiligten übernehmen einen Teil der Streikstunden.

Von den Brasilianern kann man lernen, was Solidarität heißt.

Michael Clauss
IGM-Betriebsrat

Artikel aus "Scheibenwischer", der Belegschaftszeitung bei DaimlerChrysler Untertürkheim vom November 2000


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