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Innenspiegel

Geschrieben und hergestellt von Kolleginnen und Kollegen bei DaimlerChrysler und der EVO-Bus GmbH Werk Mannheim

September 2000

 

BRUTALITÄT DES MARKTES

IM BUSBAU

Da kommt Stimmung auf !

 

"Die Brutalität des Marktes in die Betriebe tragen"
Das war ein Slogan vom ehemaligen Benz Vorstand Werner vor einigen Jahren. Inzwischen haben die Unternehmer diese Brutalität bis in die letzten Ecken des Betriebes rein getragen und versucht, sie in die Köpfe und Herzen der Leute einzupflanzen.

Mit Erpressungsmaßnahmen jeglicher Art wie: "Denn, das sage ich in aller Deutlichkeit: eine weitere Chance für diesen Standort wird es nicht geben" Oder: "Jeder, der an diesem Veränderungsprozeß konstruktiv mitarbeitet, wird auch in Zukunft einen ordentlichen Arbeitsplatz am Standort Mannheim haben". Oder: " Vom Gelingen der Auftragsabwicklung – ich sage es noch einmal – hängt die Zukunft dieses Standortes ab".

Zitate aus der Rede von Dr. Thiel auf der letzten Betriebsversammlung am 19. 9. 2000.

Die Brutalität des Marktes wird also auch brutal durchgesetzt. Doch die Kollegen sind nicht bereit, alles zu schlucken, was man ihnen zumutet und ihre Unzufriedenheit schürt.

Zur Zeit sind alle Arbeitskräfte in der Abarbeitung des hohen Jahresprogramms gebunden. In dieser "heißen Phase" muß ein Umzug in die neuen Arbeitsbereiche mit allen Umsetzungen wie Gruppenarbeit, Kaizen usw bewältigt werden. Dabei laufen die KollegInnen mit der Frage rum: Was kommt denn bei all diesen neuen Dingen letzten Endes an wirklicher Verbesserung raus? Dazu gibt‘s die Ankündigung, daß bei gutem Gelingen all dieser neuen Sachen in den nächsten Jahren 500 Arbeitsplätze bei EVO, davon 120 in der Fertigmontage abgebaut werden sollen. Das alles hebt nicht gerade die Stimmung.

Trotz allem zeigen viele Kollegen echte Motivation. Sie wollen was schaffen, aber es mangelt oft an geeigneten Bedingungen für ein vernünftiges Arbeiten. Zum Beispiel: "Ich soll eine Arbeit machen, aber ich habe gar keine Unterlagen für diese Arbeit! Und wenn ich zum Meister gehe, dann ernte ich auf meine Frage nur ein Achselzucken. Und nach 4 Tagen erhalte ich schließlich Informationen vom Vorgesetzten darüber, wie ich den Bus hätte bauen sollen".

Im November sollen das genaue Programm und die entsprechenden Arbeitszeiten für das Jahr 2001 festgelegt und bekannt gegeben werden, mit Neuankündigung anderer Schichtzeiten. Die erlebte fehlende Planungssicherheit in diesem Jahr macht die Kollegen eher skeptisch. Man denke an die Art, wie mit den Optionstagen umgegangen wurde: mal wurden sie vorgezogen, mal verschoben, mal verlegt usw.

Im Bereich der Endbearbeitung in der Fertigmontage werden zwischen den Jahren viele Kollegen rein kommen müssen, auch wenn sie jetzt voll am Vorholprogramm beteiligt sind. Zwar sind Schließungstage für die Montage vereinbart, doch die OEB ( Omnibus End Bearbeitung ) ist von dieser Regelung ausgenommen. Wer wird arbeiten müssen, wer nicht? Die Leute haben schließlich ein Recht, ihren Urlaub zu planen. Entscheidet sich das erst am 23. 12., wenn laut Herrn Thiel der letzte Omnibus ausgeliefert ist.

Die verlängerte Arbeitszeit macht allen das Leben schwer, besonders aber den Kollegen von der Normalschicht. Im letzten Jahr wurde an den Tagen Montag bis Freitag entweder ¾ Stunden länger gemacht und einmal alle 14 Tage auch Samstags geschafft. Oder aber 1 ½ Stunden länger und dann nicht Samstags. In diesem Jahr wird von Montag bis Freitag im Rohbau 1 ½ Stunden länger gearbeitet und jeweils alle 14 Tage Samstags. Eine deutliche Steigerung! Und was ist im nächsten Jahr zu erwarten? Die Belastung ist jetzt schon fast unerträglich.

Der Betrieb erwartet Flexibilität pur von den Kollegen. Auftragsorientierte Arbeitszeit bestimmt das Leben, auch die Freizeit. Ehrenamtliche Verpflichtungen in Elternbeiräten, in Sportvereinen, in kulturellen Gruppen, in politischen Gremien können nicht mehr eingehalten werden. Familiäre Aufgaben müssen vernachlässigt werden.

"Letzten Freitag hat uns der Meister gesagt, daß wir in der nächsten Woche keine Verlängerung zu machen brauchen. Ich organisiere entsprechend meine Fahrgemeinschaft. Am Montag morgen sagt er, daß wir diese Woche doch länger bleiben müssen, und zwar verpflichtend. Und wo bleibt die Fahrgemeinschaft?"

Früher zeigte sich der Betrieb anpassungsfähig, wenn Kollegen etwas früher gehen wollten/mußten, um den entsprechenden Zug/Omnibus etc zu bekommen. Jetzt gilt nur noch das Argument: Zu viele unterschiedliche Arbeitszeiten sind nicht mehr steuerbar. Die Bedürfnisse des Betriebes gelten immer, die der Kollegen sind nicht so wichtig.

Auch Teamleiter/Centerleiter werden gelegentlich zur Schichtaufsicht eingeteilt. Die Kollegen erfahren sie dabei kaum als Unterstützung bei der Ausführung ihrer Arbeit. Die Herren machen sich hauptsächlich durch Kontrollgänge und Anmache gegen Schichtende bemerkbar. Die Kollegen sind dann stocksauer.

Seit 1. Juli ist das Bonussystem eingeführt. Den Kollegen, Arbeitern und Angestellten, ist dabei Geld weggenommen worden, trotz Anschubfinanzierung. Es wird ihnen gesagt, sie könnten durch höhere Leistung das Geld ja wieder reinholen. An sich schon eine Sauerei. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie man denn wohl die Kriterien für die Berechnung des Bonus anwendet. Werden letztlich nur die Vorgesetzten bestimmen, was gut oder nicht gut ist?

Zielvorgaben sollen die Arbeit bestimmen. Aber sind diese von oben diktiert? Oder hat die Gruppe ein reales Recht, die Ziele wirklich immer mitfestzulegen? Und wird sie nicht verantwortlich gemacht für Dinge, die sie gar nicht beeinflussen kann.

Kaizen ist groß in Mode. Die Kollegen stellen fest: Vorschläge, die nichts kosten und wo Zeiten gekürzt werden können, werden gleich umgesetzt. Aber wo Geld investiert werden muß, verschwinden diese Vorschläge in irgendwelchen Schubladen und Büros.

Qualität ist gefordert. Aber um diese zu erbringen, müssen die Voraussetzungen dafür stimmen. Auch für die Arbeitsbedingungen muß "total quality" erbracht werden. "Zu wenig Stammpersonal" klagen die Kollegen. 1 Mann Stammbelegschaft auf 2 – 3 neue Leute. Zudem fehlt bezahlte Zeit zum Anlernen. Qualität kommt auch aus Erfahrung.

Das Ganze ist schon öfter so oder so ähnlich angeprangert worden. Aber in einem Jammertal kann man nicht so einfach Jubeln und guter Stimmung sein, je länger man drin ist, umso weniger. Hin und wieder werden einzelne KollegInnen oder auch ganze Gruppen aktiv, um die Dinge so zu gestalten, daß sie selbst nicht ganz unter die Räder kommen. Man muß Mensch bleiben können.

 

IM MORTORENBAU

Nachdem der DaimlerChrysler Konzern sich in Amerika DDC (Detroit Diesel Company) einverleibt hat, soll mal wieder eine neue Struktur her. Diese soll bis Ende Herbst stehen. Nach allem, was man gehört und gelesen hat, soll MTU Friedrichhafen, DDC und der Motorenbau in Mannheim in einen Topf geworfen werden. Wie Claude Elsen, Chef des Antriebsstranges, in einem PTU Werbeblättchen für die IAA schreibt sind, die Belegschaften verunsichert. Warum? Haben sie vielleicht Grund dazu? Bis jetzt haben immer die Arbeiter und Angestellten unter solchen Zusammenschlüssen leiden müssen. Es wäre wesentlich besser, statt mit vagen Aussagen in irgendeiner Postille erst einmal seiner Belegschaft unter die Augen zu treten und ihr klaren Wein einzuschenken, um ihr die Unsicherheit zu nehmen. Bis jetzt jedenfalls wurden noch nicht einmal die Belegschaftsvertreter informiert. Obwohl in den Reden der oberen Führungskräfte immer der Mitarbeiter, die Offenheit ihm gegenüber und seine Miteinbeziehung im Vordergrund stehen.

Also wie üblich doch nur Sonntagsreden.

 

IN DER GIESSEREI

Was ist in der Gießerei eigentlich los?

Gut 2/3 der Tonnage in der Gießerei sind ab 2001 vertraglich nicht mehr abgesichert. Der Vertrag mit dem Großkunden PTU-Motoren (sprich Motorenbau) läuft Ende des Jahres aus. Der Motorenbau fordert von der Gießerei massive Preissenkungen. Soll da jetzt schon ein Werksteil den anderen erpressen?

Auch bei dem PKW Guß laufen die Verträge aus. Außerdem wurde die Baureihe 600 an einen Fremdanbieter vergeben, angeblich aus Kapazitätsgründen. Aber wie man hört und liest, steht die Gießerei im nächsten Jahr stark unter Druck, da dieser Fremdanbieter zum Mitkonkurrenten ausgebaut werden soll und vom Jahr 2001 an 120 000 Zylinderblöcke der Baureihe 611 liefern soll.

Nach etlichen Sparprogrammen in der Gießerei, geht das Ganze anscheinend wieder von vorne los. Wie immer müssen steigende Personalkosten dafür herhalten, daß die Gewinne nicht stimmen, und muß dafür die Effizienz (Stückzahl) erhöht werden.

Wird jetzt wieder eine neue Erpressungsrunde gegen die Gießerei Kollegen eingeleitet?????

 

NULLFEHLERZIEL

Es vergeht im Betrieb kaum eine Woche, wo sich nicht irgendeine Führungskraft vor die Mannschaft stellt und irgendwas von Nullfehlerziel labert. Man bekommt aber immer mehr den Eindruck, die sind an der falschen Adresse. Die sollten sich mal an den Obermanager Schrempp wenden. Wo bleibt eigentlich dessen Nullfehlerziel? Fokker kann‘s nicht gewesen sein, bei Chrysler die berühmten Synergieeffekte?, Der Börsenkurs, den er steigern wollte, Mitsubishi mit unbekannten Folgekosten aus den Skandalen, der Verkauf von Adtrans mit Folgekosten?.

Ach ja: bei der Vervielfachung von seinem Managergehalt war er fehlerfrei.

 

STREIKEN LOHNT SICH... IMMER NOCH

Beispiel Opel Bochum im Sommer 2000

Neben den Streiks bei VW Mexiko und den Telefonbauern in USA hat in diesem Sommer vor allem die Belegschaft von Opel Bochum von sich reden gemacht.

Die Fusion GM und Fiat wurde im Frühjahr dieses Jahres bekannt. Es sollten neue GMBH’s und Jointe Ventures zwischen den beiden Unternehmen gegründet werden; Einzelheiten sickerten jedoch erst langsam durch. Gleichzeitig wuchs jedoch die Angst bei den KollegInnen um die eigene Zukunft.

So verlangten die KollegInnen im Bochumer Opelwerk seit April / Mai immer stärker genaue Informationen über die Pläne der Unternehmen. Sie gaben ihren Forderungen auch Druck, z. B. durch kurze Arbeitsniederlegungen, um sich beim Betriebsrat zu erkundigen. Das alles half aber nichts.

Am Mittwoch, dem 14. Juni gab es immer noch keine Antworten, die die KollegInnen hören wollten. So begann an diesem Tag in der Frühschicht ein spontaner Streik, der sich bis Donnerstag 15. Juni abends hinzog. Zunächst im Werk II, dann im ganzen Betrieb. Erst am Donnerstag Abend verkündete der BR-Vorsitzende das neue Verhandlungsergebnis. Die Rahmenvereinbarung sichert wesentliche Punkte zu, die über die Vorschläge des von GBR, EBR und IGMetall erarbeiteten Richtlinien-Papiers und die Vorstellungen der Geschäftsleitung hinausgehen. Nur zwei zentrale seien genannt:

  1. Die Opel ArbeiterInnen bleiben auch in den neuen GMBH’s Opelbeschäftigte.
  2. Die Opelbelegschaft bleibt eine Belegschaft und wird durch einen Betriebsrat vertreten.

Die Belegschaft von Opel-Bochum hat durch ihren spontanen "illegalen" Streik bewiesen, daß Gegenwehr möglich ist und Erfolge bringen kann – auch gegen die IGMetall Führung, auch gegen die Betriebsratsmehrheit, auch gegen die übermächtigen Konzernherren. Wichtige Lernprozesse haben in diesen Tagen stattgefunden, gerade auch für die jungen Leute, die zum ersten Mal einen Streik erleben konnten, auch die Azubis haben trotz aller Drohungen mitgemacht.

 

DC Lenkungen Düsseldorf

DER KAMPF VOR GERICHT AUCH

So zum Beispiel für Klaus Specht. Er war im April 1999 von Mecedes Benz Lenkungen GMBH in Düsseldorf fristlos entlassen worden, weil er bei einer Betriebsratssitzung offen auf dem Tisch ein Abhörgerät benutzt hatte. Die zweite Instanz entschied die Rücknahme der Entlassung, seit Januar ist Klaus wieder im Betrieb. Dann versuchte die Firma, ihn des Amtes als Betriebsrat zu entheben. Auch hier gewann Klaus in zweiter Instanz und kann nun seine kritische, von den Kollegen sehr geschätzte Betriebsratsarbeit fortführen und auch bei der nächsten Wahl kandidieren. Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg.

 

DC Kassel

Der Kampf gegen das 17 – Schichten – Modell

Erneut sieht sich die Belegschaft des Kasseler Mercedes Werkes einer Erpressungskampagne durch die Werkleitung ausgesetzt.

Um die Investitionen für die Produktion neuer Achsen vor allem für den neuen NCV2 (= Nachfolger vom Vito, in Spanien montiert) zu erhalten und damit weitere 90 neue Arbeitsplätze in Kassel zu bekommen, fordert die Werkleitung die Senkung der Produktionskosten um 10 %. Dies soll hauptsächlich durch eine höhere Ausnutzung des vorhandenen Maschinenparks realisiert werden. Darum also der erste Vorschlag, die betriebliche Arbeitszeit auf 18 Schichten pro Woche auszudehnen. Dieser Vorschlag wurde sehr bald auf ein 17 Schichten – Modell reduziert.

Danach soll die wöchentliche betriebliche Arbeitszeit von Sonntag abend 22 Uhr bis Samstag mittag 14 Uhr gehen. Es sind dann 6 Nachtschichten (von Sonntag bis Freitag), 6 Frühschichten (von Montag bis Samstag, der also zum Regelarbeitstag wird ) und 5 Mittelschichten (von Montag bis Freitag) à 8 Stunden zu leisten. Es werden 4 Schichtgruppen gebildet. Der einzelne Kollege arbeitet im Dreischicht – Rhythmus 3 Wochen am Stück und hat danach eine ganze Woche frei.

Diese Vorschläge wurden in 9 Verhandlungsrunden zwischen Werkleitung und Betriebsrat diskutiert, hier und da ein wenig geändert. Nach der letzten Runde lehnte der Betriebsrat die bis dahin erarbeiteten Kompromißvorschläge ab.

Zwischendurch hatte es in der gesamten Belegschaft gewaltig rumort. Aus einer Abteilung kam eine von 244 Kollegen unterschriebene Ablehnung zum Betriebsrat. Die "Alternativen Metaller" (4 Mitglieder im Betriebsrat von 18 insgesamt) unterstützten die Gegenwehr vieler Kollegen, erreichten mit ihnen zusammen die Vorverlegung der Betriebsversammlung. Sie artikulierten in Flugblättern neben der grundsätzlichen Ablehnung des 17 Schichten - Modells vor allem die immer lauter werdende Forderung nach einer Mitarbeiterbefragung. Bereits 1994 hatte die Belegschaft in einer solchen Befragung das bereits damals vorgeschlagene 17/18 Schichten-Modell mit überwältigender Mehrheit (96 % bei Arbeitern und Angestellten) abgelehnt.

Dies in Erinnerung, waren weder Werkleitung noch die Betriebsratsmehrheit für eine solche basisdemokratische Maßnahme zu gewinnen. Der Betriebsrat entschied hingegen (mit 6 Gegenstimmen, davon zwei der anwesenden "Alternativen Metaller" und 4 von der offiziellen IGMetall-Liste), die Einigungsstelle anzurufen. So konnte sie ihr Gesicht wahren und den Schwarzen Peter vorerst abgeben.

Seltsam: Statt die Belegschaft zu befragen und mitentscheiden zu lassen, rufen diese "Belegschaftsvertreter" eine außenstehende Instanz an, die natürlich so entscheidet, wie zu befürchten war: In der letzten Woche hat die Einigungsstelle mit einem Stimmenverhältnis von 4:3 der Werkleitung Recht gegeben. Die schriftliche Urteilsfassung und – begründung lag vor Redaktionsschluß noch nicht vor. Nach ersten mündlichen Berichten ist jedoch entschieden, daß das 17 Schichten-Modell ab dem 1. 1. 2001 in den Bereichen Radsatzfertigung und Ausgleichsgehäuse für den Sprinter (Düsseldorf) und ab 1. 1. 2003 für den neuen NCV2 (Spanien) praktiziert wird.

Nun muß eine Betriebsvereinbarung her. Wie wird das Betriebsratsgremium abstimmen? Oder findet die Belegschaft Formen des Widerstandes? Das wäre zu wünschen, auch im Interesse von Belegschaften anderer Benz-Werke.

 

KAMPF BEI TRANS MEDIA GEHT WEITER

Seit dem 18. Mai streiken KollegInnen bei der Tochterfirma der Rheinpfalz, die hauptsächlich für die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg Dienstleistungen produziert. Bislang legten die KollegInnen bereits an 35 Tagen die Arbeit nieder und schafften an den anderen Tagen "so wie sie bezahlt werden". Die Geschäftsleitung hat bislang an 5 Tagen ausgesperrt.

Dabei wollen die KollegInnen etwas ganz Einfaches und überall(?) Geltendes: einen Tarifvertrag abschließen. Bislang gab es einige Solidarität von anderen Betrieben und von Politikern. Bei der Hartnäckigkeit der Geschäftsleitung muß diese jedoch noch gesteigert werden. Wer Zeit hat, kann morgens von 9 bis 11 Uhr an Streiktagen oder Aussperrungstagen in der Ludolf Krehlstraße im Wohlgelegen mal vorbeischauen.

 

JA WO LAUFEN SIE DENN ?

Immer wieder hört man von der IG METALL, die Mitglieder laufen davon oder sie haben keine Bindung mehr zu ihrer Gewerkschaft. Warum wundern die sich eigentlich?.

Es gab einmal eine Zeit, da konnte man sich auf die Gewerkschaft fast 100% verlassen. Da wurden Forderungen aufgestellt, die sich an der Basis orientierten, und auch weitgehend durchgesetzt. Da gab es Zukunftsmodelle, man stellte Forderungen zur Humanisierung der Arbeitsplätze auf. Aber vor allem sah man noch den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit.

Und heute?

Wenn man sich ansieht, der wie vielte heiße Herbst schon angekündigt worden und was dabei herausgekommen ist. Wie jetzt zum Beispiel bei der Rente, eines der sensibelsten Themen für die Mitglieder überhaupt. Da wurde mal wieder ein heißer Herbst vom IG METALL Vorsitzenden Zwickel angekündigt. Und dann, wenn er beim Kanzler aller Autos war, rudert er zurück. Was soll einem da noch einfallen? Oder bei der letzte Lohnrunde, laut Zwickel als "das Ende der Bescheidenheit " eingeläutet. Bescheiden ist der Lohnabschluss und die lange Laufzeit. Über Ablauf des Ganzen und den verheerenden Eindruck auf die Mitglieder ganz zu schweigen. Die Altersbrücke war, wie sich herausstellte, auch mit heißer Nadel gestrickt und hat erheblichen Nachbesserungsbedarf. Und was ist bis jetzt beim Bündnis für Arbeit für die KollegInnen herausgekommen? Die Liste über das immer mehr zunehmende Geeiere unserer Gewerkschaftsführer ließe sich noch um einiges verlängern.

Was wollen die KollegInnen?

Ein wirkliches Ende der Bescheidenheit, Mut, auch wieder Forderungen gegen öffentliche Meinung und Parteien durchzusetzen. Eine klare und demokratische Linie. Die Interessen der KollegInnen kompromißlos zu vertreten. Als Gegenmacht des Kapitals aufzutreten.

Denn Co-Manager haben wir in den Betrieben inzwischen genug, die brauchen wir nicht auch noch in der Gewerkschaft.

 

IM ALTER SOZIALHILFE ??

Kurz vor den Wahlen nannten die "Sozialdemokraten" die Pläne des damaligen Arbeitsministers Blüm unanständig, und was ist heute?

Nach den jetzigen Plänen des Arbeitsministers Riester würde die Standardrente bis zum Jahr 2030 auf 63% und bis 2050 sogar auf 54% sinken. Die Nettostandardrente beträgt heute nach 45 Beitragsjahren im Westen gerade mal 2020 Mark. Das ist auch ohne Rentenreform nicht gerade als üppig zu bezeichnen. Wie sollen eigentlich die heutigen jungen Beitragszahler noch auf 45 Beitragsjahre kommen?

Verlierer sind, wie heute schon üblich in diesem Staat, die arbeitenden Menschen.

Denn nicht nur die Rente soll drastisch gesenkt werden, auch ist der Ausstieg aus der paritätisch finanzierten Rente beschlossene Sache. Ausgerechnet die Sozialdemokraten machen hier ganz ungeniert die Politik des Großkapitals, dem die milliardenschweren Rentenkassen schon lange ein Dorn im Auge sind, weil sie bis dahin keine müde Mark daran verdient haben. Die Arbeitgeber verabschieden sich aus der paritätisch ( Arbeiter und Arbeitgeber zahlen je zur Hälfte in die Rentenkasse) finanzierten Rente zu Lasten von Arbeitern und Angestellten. Durch die erzwungene private Altersabsicherung, die den Beitragszahlern auferlegt wird, beginnend im nächsten Jahr mit 0.5% und sich bis Ende 2008 auf 4% des Bruttoeinkommens steigernd, soll dann nach den Plänen des Bundesarbeitsministers von der gesetzlichen Rente wieder abgezogen werden. Verdienen werden daran Banken und Versicherungen. Keiner sollte glauben, daß es dann bei diesen 4% bleibt. Ist der erste Schritt einmal getan, werden diesem weitere folgen.

Der Staat wird sich dann so nach und nach aus der gesetzlichen Rentenversicherung verabschieden und die Menschen den Banken und Versicherern in die Hände treiben. Ungewiß ist allerdings auch, was es dann bei den privaten Versicherern am Ende eines Berufslebens noch gibt, wenn die wirtschaftliche Lage einmal nicht mehr so gut sein sollte. Zweimal schon waren in der Geschichte Deutschlands die privaten Versicherer Pleite, nach der Weltwirtschaftskrise 1929/30 und nach dem 2 Weltkrieg, während der Staat eine wenn auch noch so kleine Rente ausbezahlen konnte. Deshalb ist es unverständlich, wenn ausgerechnet eine sozialdemokratische Regierung, die nach eigenen Worten die Verteidiger des kleinen Mannes sein will, sich so dem Kapital anbiedert und auf die berechtigten Interessen der Bevölkerung pfeift.

 


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