Entschließung zur Tarifbewegung 2002

Vertrauensleute Vollversammlung DaimlerChrysler Werk Wörth Samstag 1.12.2001

Gute Gründe für ein Ende der Bescheidenheit !

Gegen eine sogenannte "differenzierte- erfolgsabhängige" Lohnpolitik

Seit Jahren geht es bei den Reallöhnen und Gehältern rückwärts. Das Jahr 2001 mit einer Preissteigerung deutlich über den Tariferhöhungen hat erneut die Kaufkraft deutlich geschwächt. Damit fehlen dringend notwendige Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen ist auf das Niveau der 50er Jahre zurückgegangen und die Vermögensverteilung wird immer ungerechter. Die Reichen werden reicher die Armen ärmer und zahlreicher. Doch wenn Gewerkschaften auch nur wenige Prozent fordern, heulen Arbeitgeber und Medien laut auf. Von Unternehmern geforderte Kapitalrenditen von 10, 15 oder 30% werden hingegen als selbstverständlich akzeptiert. Selbst die Verdreifachung der Managergehälter innerhalb weniger Jahre wird ohne Aufschrei hingenommen.

Auch deshalb muss eine Umverteilung auf die Tagesordnung !

Dass Unternehmer und ihre Verbände, ihre Lautsprecher in Medien und Politik gegen jede nennenswerte Erhöhung trommeln, ist "normal", und für Gewerkschaftsmitglieder nichts neues. Dass aus den Gewerkschaftsspitzen gelegentlich mit kräftigen Lohnforderungen gedroht wird, das ganze aber nach dem nächsten Treffen beim Kanzler wieder vergessen scheint, hat mit den Interessen unserer Mitglieder nichts zu tun. Wer die Durchsetzungskraft- und Bindekraft der Gewerkschaften stärken und den Mitgliederschwund stoppen will, braucht keine Millionen für PR-Agenturen, sondern vorzeigbare tarifpolitische Erfolge. Die Forderungshöhe, und mehr noch ein vorzeigbarer Abschluss, haben nach Jahren des Reallohnverlustes für die Glaubwürdigkeit und Zukunft der IGMetall hohe Bedeutung. Um dieses Ziel zu erreichen ist ein Konzept für eine kämpferische und erfolgreiche Tarifrunde 2002 erforderlich!

Für ein solche Konzept sind nach unserer Auffassung folgende Eckpunkte notwendig

• Die Rück-Umverteilung zu Gunsten der Löhne und Gehälter muss auf die Tagesordnung! Eine Lohnforderung steht an, die sich aus Preissteigerung + Produktivitätsfortschritt + Umverteilungskomponente errechnen muss.

• Der bevorstehende Beschluss über Forderungshöhe- und Struktur muss nach demokratischen innergewerkschaftlicher Meinungsbildung erfolgen. Öffentliche Vorfestlegungen durch einzelne "Spitzengewerkschafter" sind nicht hilfreich, schwächen uns und stäken unsere Gegner.

• Lohn und Gehaltspolitik muss auch in Zukunft Unterbietungskonkurrenz der Beschäftigten verhindern und ihre materiellen Lebensbedingungen angleichen. Tarifpolitische Konzepte die gewerkschaftliche Lohnpolitik "ver - betrieblichen", oder ertragsabhängig machen wollen, konterkarieren diese Ziele, und werden deshalb von uns entschieden abgelehnt. Dies gilt auch für die öffentlich Vorgetragenen "Überlegungen" zu sogenannten "variablen, ertragsabhängigen Tarifforderungen und Abschlüssen"

• Diese- unserer Meinung nach- falschen "Strategien" schwächen die IGMetall. Mit einem solchen Ansatz wird der Solidargedanke der Tarifverträge ausgehöhlt. Die Starken, werden die Schwachen nicht mehr mitziehen können. Lohnentwicklung und Abschlüsse werden sich dann an den unteren Margen orientieren.

• Solche Differenzierungskonzepte dürfen deshalb nicht Bestandteil unserer Tarifpolitik werden – auch nicht in der Tarifrunde 2002

Home	LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ LabourNet Germany: Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, basisnah, gesellschaftskritisch The virtual meeting place of the left in the unions and in the workplace
	Datei:
	Datum: