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Resolution zur Tarifrunde 2002

An den
Vorstand der IG Metall

Zur Kenntnis

Bezirksleitung Hannover
Ortsvorstand Osnabrück

Seit Jahren haben wir als Kolleginnen und Kollegen eine negative Einkommensentwicklung hinzunehmen. Unsere Reallöhne sind seit Anfang der neunziger Jahre gesunken. Damit hat sich die Kaufkraft der Arbeitnehmerhaushalte verringert. Die Schere zwischen den Arbeitseinkommen der abhängig Beschäftigten und den Unternehmensgewinnen und Vermögenseinkommen ist auseinandergegangen. Eine massive Umverteilung von unten nach oben hat stattgefunden.

Diese sogenannte "moderateTarifpolitik" hat im Gegensatz zu den Versprechungen der Unternehmer und ihrer Interessenvertreter in Medien und Politik keine Beschäftigung gebracht. Sinkende Reallöhne bedeuten sinkende Kaufkraft und damit sinkende Binnennachfrage. Die Erfahrungen der letzten Jahre bestätigen: Lohnverzicht bringt keine Arbeitsplätze!

In der letzten Tarifrunde hatten die Absprachen im "Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit" besonders problematische Auswirkungen.

Im Mittelpunkt der Tarifrunde 2002 stehen aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen deutliche Einkommensverbesserungen. Dabei dürfen keine Abstriche zur Kompensation für andere Forderungen wie den Gemeinsamen Entgeltrahmentarifvertrag vorgenommen werden.

Unsere Tarifforderung 2002 muß sich wieder konsequent an einer gesamtwirtschaftlichen Forderungsbegründung orientieren: Preissteigerung, Produktivität und Umverteilung. Vor allem angesichts der stattgefundenen Umverteilung von unten nach oben halten die Vertrauensleute bei Karmann eine Forderung von 9,5% für angemessen.

Die Laufzeit sollte 12 Monate betragen. Längere Laufzeiten – wie im letzten Abschluß - binden uns gegenüber den Entwicklungen bei Preisen und Gewinnen die Hände. Kürzere Laufzeiten – wie vom Kollegen Klaus Zwickel und vom DGB-Vorsitzenden Schulte heute vorgeschlagen - bergen die Gefahr, die Mobilisierungsfähigkeit der Kolleginnen und Kollegen zu überfordern und sich ohne Ausschöpfung der gewerkschaftlichen Kampfkraft den Lohndiktaten der Unternehmer zu unterwerfen. Darum lehnen wir beides ab.

"Ertragsabhängige Bestandteile" in den Tarifverträgen lehnen wir ab. Unsere Flächentarifverträge sollen Mindestbedingungen sichern und die gegenseitige Unterbietungskonkurrenz von Beschäftigten und Belegschaften verhindern. Die bestehenden Differenzierungsmöglichkeiten dürfen nicht weiter ausgeweitet werden. Wir wenden uns ausdrücklich dagegen, daß in dieser Frage die Kollegen Zwickel und Huber entgegen der Beschlußlage der IG Metall Arbeitgeberpositionen übernehmen, gegen die wir uns noch in der Tarifrunde 1999 erfolgreich zur Wehr gesetzt haben.

Nach den negativen Erfahrungen 2000 betonen wir: unsere Tarifpolitik muß frei bleiben von jeglichen Einflüssen des "Bündnisses für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit" oder anderen Formen von "Lohnleitlinien" oder Absprachen mit unseren Tarifgegnern.

Seit 1986 gibt der damals neugefasste §116 des Arbeitsförderungsgesetzes (jetzt: § 146 SGB III) den Arbeitgebern die Waffe der "kalten Aussperrung" in die Hand. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Wahlversprechen von SPD und Grünen einzulösen und diesen Paragraphen wieder zu ändern. Von unserer IG Metall erwarten wir, diese Forderung im Rahmen der Tarifauseinandersetzung zum Thema zu machen, die Regierung in die Verantwortung zu nehmen und dieses Thema auch in den Bundestagswahlkampf einzubringen.

Zur Durchsetzung unserer berechtigten Forderungen sind wir auch zu notwendigen Kampfmaßnahmen bereit. Wir erwarten, daß kein Abschluß getätigt wird, bevor nicht diese Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen abgefragt und eingesetzt wurde.

Mit kollegialen Grüßen

 

Achim Bigus
IG Metall-Vertrauenskörperleiter
Karmann-Osnabrück

- Beschlossen von den IG Metall-Vertrauensleuten bei Karmann in Osnabrück in ihrer Versammlung am 24.11.2001 (fast einstimmig: 86 dafür/2 dagegen/2 Enthaltungen) -


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