letzte Änderung am 21.Januar 2004 | |
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Heiko Barten, Betriebsratsvorsitzender der Bankgesellschaft wurde fristlos gekündigt, er Gütetermin ist gescheitert, der Kammertermin findet am 13. Februar statt.
Am Mittwoch, den 14. Januar, fand der Gütetermin im Berliner Arbeitsgericht zu der fristlosen Kündigung von Heiko Barten statt.
Der Gerichtssaal war gut gefüllt, der Richter versuchte durch sein lockeres Auftreten die Spannung wegzunehmen. "Versuchen wir Rationalität, Verstand und Emotionen in Einklang zu bringen, aber ich verstehe sehr gut, dass ein sehr grosses gesellschaftliches Interesse besteht an dieser Auseinandersetzung und ich bin auch bereit, in einen größeren Saal zu gehen, ja, selbst ins Olympiastadion, wenn es nötig sein sollte". Vielleicht dachte er dabei an die 32000 Unterschriften, die die Initiative für ein Volksbegehren zur Auflösung der Bankgesellschaft gesammelt hat.
Der Rechtsanwalt der Bankgesellschaft präsentierte die Bilderanimation in einer Geschwindigkeit, die von Heiko Barten und seinem Anwalt kritisiert wurde, da gerade die Schnelligkeit der Bilder bei der Präsentation essentiell war.. Die Bilderabfolge der ca. 20 Einzelbilder, u.a. mit dem vor Gericht ausgiebig strapazierten " Arbeit macht frei"-Ausschnitt wurde in einer sehr,sehr langsamen Geschwindigkeit als dies im Internet seinerzeit der fall war - vorgeführt.
Heiko Barten machte das Angebot, "sollte er Empfindlichkeiten unter einzelnen Beschäftigten oder im Betriebsrat durch die Animation und das Bild verletzt haben durch den angenommenen Zusammenhang zwischen den Methoden der Trennungsgespräche und der entwürdigenden Behandlung von Menschen in den KZ, so war das weder beabsichtigt noch entsprach es überhaupt der Absicht der Bilderauswahl, diesen Zusammenhang herzustellen, so möchte er sich dafür nochmals entschuldigen und würde auch eine Abmahnung akzeptieren für dieses nicht beabsichtigte Handeln."
Aber die Bankgesellschaft will ihn auf jeden Fall draußen haben. 17 Jahre Betriebszugehörigkeit ohne Fehl und Tadel zählen da nicht. Die ehrenwerte Gesellschaft formiert sich.
Was stört diese Herren der Bankgesellschaft und ihr betriebsratlicher bzw. gewerkschaftlicher Anhang an den Kollegen des "FrischerWind! und speziell an Heiko Barten? Es ist offensichtlich für die versammelten BankkollegInnen und interessierten BürgerInnen im Gerichtssaal," hier wird ein willkommener Vorwand gesucht, um einen kritischen Betriebsrat und kritische GewerkschafterInnen auch in den anderen Teilen des Konzerns der Bankgesellschaft einzuschüchtern und möglichst loszuwerden".
Kleine Vorgeschichte: Zunehmend kritisch und zornig über die konzertierten Personal -Abbaupläne im Bereich der Banken bildete sich schon seit einiger Zeit ein vor allem betrieblicher Widerstand und bildete sich konsequenterweise auch bei den letzten Betriebs- und Personalratswahlen freie Listen.
Gerade bei der Bankgesellschaft kommt aber noch ein zusätzlicher Aspekt hinzu: Diese Gesellschaft steht durch ihre Geschäftspraktiken und durch ihre enge, unglückselige Verfilzung mit dem Berliner Senat in der massiven öffentlichen Kritik. Inzwischen ist auch nachgewiesen durch die genaue Recherche des Journalisten Mathew. D. Rose in seinem Buch über die " Ehrenwerte Gesellschaft", dass ein Filz etablierter Kreise aus Parteien, Wirtschaft, Gewerkschaftsvertretern, zu diesem Abzockerkartell gehört. Die Zeche und vermutlich die Kosten für z.B. diesen Prozess zahlt indirekt wieder mal der vom Sozialabbau gebeutelte Bürger.
Ver.di als größte Gewerkschaft versucht gleichzeitig, die Ängste der Belegschaft zu mobilisieren gegen die geforderte Auflösung dieser Gesellschaft. " Die "Initiative Berliner Bankenskandal" gefährdet durch ihre Aktivitäten euere Arbeitsplätze". Die Beschäftigten sollen zusammen mit dem Filz Front machen gegen die berechtigten Interessen der Bürger an einer Aufdeckung dieser Skandalgeschichte. Das führte dann auch dazu, dass die Initiative um Peter Grottian ihre Räume im verdi- Haus aufgeben musste.
In dieser Situation versuchten Heiko Barten und seine Kollegen von den Listen "FrischerWind!" in der speziell für den Konzern Bankgesellschaft konzipierten Betriebszeitung "WirbelWind!", die Belegschaft in diese Diskussion einzubeziehen. Sie veröffentlichten ein Interview mit Peter Grottian in der Zeitung zu dieser ganzen Geschichte um die Bankgesellschaft und den Forderungen der Initiative.
Von daher steht hinter dem Konflikt nicht nur die Auseinandersetzung mit den betrieblichen Praktiken und Methoden des Personalabbaus (mittlerweile hörten wir dass auf einer Personalversammlung über haarsträubenden Psychoterror gegen kündigungsunwillige Mitarbeiter berichtet wurde, sowie das der Betriebsrat gegen die unhaltbaren Zustände protestiert hatte) und des Umgangs mit den "überflüssigen" Mitarbeitern, sondern auch die soziale Verantwortung von betrieblichen Gewerkschaftern und Menschen, die lohnabhängig beschäftigt sind in einem "dubiosen" Unternehmen und als Bürger ein direktes Interesse haben an der Aufdeckung dieses Bankenskandals und der damit verbundenen finanziellen Machenschaften. Heiko Barten und seine kritischen KollegInnen sind für die Manager und Co-Manager zu einem Sicherheitsrisiko geworden.
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Willi Hajek, 19.1.04
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