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Updated: 18.12.2012 16:22 |
Liebe KollegInnen, Heute wieder ein China-Spezial: Die neueste Sammlung von im Rahmen des Projektes "Worlds of Labour" übersetzten Artikeln aus China hat den Schwerpunkt Organisation. Sie bietet zum einen Auszüge einer historischen Analyse der Entwicklung der Gewerkschaften in China seit 1949 und zum anderen zwei Beiträge über NGO: einen analytischen, der sich mit der Entwicklung speziell der NGO im Perlflußdelta, der ersten und ältesten Sonderwirtschaftszone befasst, und ein quasi amtliches Dokument, das unter manch anderem auch das wachsame Auge staatlicher Organe über die NGO bezeugt. Des weiteren werden erste Materialien zur Auswertung des Deutschlandsbesuchs einer Gruppe von BasisaktivistInnen aus China im Herbst 2009 veröffentlicht, sowie eigene Untersuchungen dokumentiert, die im Rahmen des Projekts erarbeitet wurden. Neu im LabourNet Germany am Montag, 15. März 2010: I.Internationales / China / "Worlds of Labour" - Arbeitswelten China - Deutschland a) China verändert sich - die Gewerkschaften und die Gewerkschaftsgesetze auch Der Beitrag "Geschichte, aktuelle Situation und Probleme der chinesischen Gewerkschaften" von Huang Ai wird hier in Auszügen übersetzt - die Teile 2 und 4 des sehr ausführlichen Beitrags fand die Redaktion Infoexchange die für LeserInnen in der BRD interessantesten Textteile. Sie umfassen eine weitgehend chronologische Darstellung der Entwicklung von Gewerkschaften und Gewerkschaftsgesetzen in der VR China bis 1998 und im zweiten Teil theoretische Probleme der Gewerkschaftsgesetze. Der Autor geht dabei vom Standpunkt aus, die marktwirtschaftlichen Reformen der letzten 30 Jahre positiv zu sehen - und leitet daraus die Notwendigkeit funktionierender Gewerkschaften und eines gesetzlich verbrieften Streikrechts ab. b) Wanderarbeiter NGOs im Perlflußdelta - eine inzwischen langjährige Organisationsform wird analysiert... ..in dem Beitrag "Der kontinuierliche Kampf um einen Existenzraum: Die Entwicklung von Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta" von Chris Chan (City University of Hongkong, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, übersetzt von Kimiko Suda) - die zum Artikel ausgebaute Version eines Vortrags, den er im November 2009 für eine Besuchergruppe deutscher GewerkschaftsaktivistInnen hielt. Im Vorspann des Beitrags wird diese Arbeit folgendermaßen begründet: "Im Verlauf der 30 Jahre integrierte sich China zunehmend in den globalen Kapitalismus. Die Reformen begannen mit einer Transformation der Arbeitsbeziehungen im Bereich der Produktion und damit gingen auch Veränderungen der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft einher, man könnte auch sagen, das Modell der Organisierung der Gesellschaft veränderte sich. 1978 existierten bereits von der Regierung unabhängige wirtschaftliche und soziale Organisationen, sie waren jedoch noch sehr schwach und großem Druck ausgesetzt. Parallel zum Entwicklungsprozess Chinas hin zu einer Marktwirtschaft, suchten die von der Regierung unabhängigen sozialen Organisationen (NGOs) unter schwierigen Bedingungen nach einem Freiraum, in dem sie existieren konnten. Vor diesem Hintergrund entstanden seit der Mitte der 1990er Jahre im Perlflussdelta in der südchinesischen Provinz Guangdong soziale Organisationen, die spezialisiert darauf sind, Arbeitsmigranten [in der Regel aus den ländlichen Regionen Chinas] zu unterstützen, und von uns als Wanderarbeiter-NGOs bezeichnet werden. Diese NGOs im Perlflussdelta sind zweifelsohne ein Produkt der politischen und wirtschaftlichen Reformen. Ihre politische und soziale Funktion und die Einschränkungen, mit denen sie konfrontiert sind, kann man nur vor den gesellschaftlichen und historischen Hintergründen [Chinas] verstehen". c) Die gefährlichen NGO: Arbeiter Rechtshilfe im Visier Ein Untersuchungsbericht über die Aktivitäten der unabhängigen Rechtsberater in der Provinz Guangdong vom Guangdong Provinzkomitee für Politik und Recht der KP Chinas (Januar 2009, aus dem Englischen übersetzt von Anne Scheidhauer). Vier verschiedene Typen von "citizen legal agents" machten die Parteiorgane aus - und alle, die irgendwie der Verknüpfung mit der Thematik Menschenrechte verdächtig sind, sind eben dies: Verdächtig. Auch der Generalknüppel aller Regimes, die Legitimationsprobleme haben, wird dabei hervorgeholt - im Dienste ausländischer Kräfte... d) Materialien über den Besuch chinesischer AktivistInnen in der BRD im Herbst 2009 Eine größere Gruppe von BasisaktivistInnen aus der VR China war im vergangenen Herbst zwei Wochen lang in der BRD: Besuche in diversen Städten und Betrieben sowie Einrichtungen, Gespräche mit Betriebsräten, GewerkschafterInnen und anderen sozial engagierten Menschen stnden unter anderem auf dem Programm, darunter auch ein Wochenendseminar. Zwei Dokumente, die einen Teil der Ergebnisse dieses Besuchs wiedergeben veröffentlichen wir hiermit: Erstens den Bericht "Begegnungen zwischen chinesischen und deutschen Sozialaktivisten zum Austausch von Erfahrungen und Sichtweisen über ihre Lebens- und Arbeitswelten" in dem es zu den Problemen des Austauschs etwa heisst: "Immer wieder musste festgestellt werden, dass zu wenig Zeit war, um bei den verschiedenen Themenbereichen in die Tiefe zu gehen. Besonders deutlich wurde das auf der Begegnungstagung "Kapitalismus in der Krise - Wie unterscheidet sich die in China und Deutschland?", als den chinesischen Besuchern die Gelegenheit gegeben war Fragen darüber was sie nach ihrer ersten Woche in Deutschland nicht verstanden haben an die 30 deutschen TagungsteilnehmerInnen (siehe Liste im Anhang) zu stellen. Es waren über 40 Fragen, wovon kurzfristig vor der Tagung von den Organisatoren einige zusammengefasst und dann insgesamt 12 ausgewählt und den Deutschen zur Beantwortung am darauf folgenden Tag vorgelegt wurden. Zehn hatten es versucht in nur 5 Minuten jeweils ein Frage zu beantworten. Einschließlich der (konsekutiven) Übersetzung dauerte es knapp zwei Stunden, ohne die Möglichkeiten zu Nachfragen oder Diskussion zu den Antworten (siehe Transkription). Das hat einige Deutsche wie Chinesen frustriert, wollten sie doch tiefer auf die Fragestellungen eingehen" - und eben die darin genannten Antworten von Teilnehmern aus der BRD werden in der Dokumentation "Antworten" wiedergegeben - und zur Diskussion gestellt. e) Die Auswirkungen des Endes des Multifaserabkommens für China und die BRD Beim WoL-Projektpartner Südwind sind im Rahmen des WoL Projekts eigene Studien zur Entwicklung der Textilwirtschaft nach dem Ende des Multifaserabkommens publiziert. Zu der Studie "Das Ende des WTO-Welttextilabkommens und seine Auswirkungen auf Deutschland / die EU" von Ingeborg Wick vom September 2009 wurde am 01. März 2010 auf der Südwindseite publiziert, wo es zur Einführung heisst: "Trotz massiver Auslagerungen von arbeitsintensiven Produktionsschritten in Entwicklungsländer seit den 1970er Jahren ist die deutsche und europäische Textil- und Bekleidungsindustrie ein bedeutender Akteur im globalen Standortwettbewerb geblieben". Die Paralellstudie "Was bedeutet das Ende des Multifaserabkommens für China? - Untersuchung und Monitoring der Auswirkungen" des WoL-Projektpartners Globalization Monitor vom Februar 2010 wurde ebenfalls am 01. März 2010 bei Südwind publiziert, und so eingeführt: "Im Vorfeld des MFA (Multifaserabkommen)-Endes kursierte die Spekulation, die Exporte aus China und Indien würden explodieren. Das werde einen Handelsrückgang für kleinere Länder wie Bangladesch und Sri Lanka bedeuten sowie niedrigere Preise für die Konsumenten und weitere Arbeitsplatzverluste für die Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie der entwickelten Länder". ...bis bald, Helmut LabourNet Germany: http://www.labournet.de/ |