Worlds of Labour/Arbeitswelten China - Deutschland
Das Projekt Arbeitswelten China - Deutschland (Worlds of Labour - WoL), an dem in China wie Deutschland eine Reihe Gruppierungen beteiligt sind: Über China liest mensch heute überall - aus China weitaus weniger; erst recht nicht von Aktivisten aus kritischen Gewerkschaftskreisen und sozialen Bewegungen. Dafür gibt es "Infoexchange" im Rahmen des Projekts WoL, das sind vor allem zwei Netzseiten (Arbeitswelten/China im LabourNet Germany und demnächst worldsoflabour.org in China). Direkter Austausch, Fachseminare, Solidarität - das sind weitere Aktivitäten von WoL, auch davon werden wir berichten. Alles weitere dazu, sowie zu den beteiligten Gruppierungen in der kurzen "Selbstdarstellung WoL" .
Jeden Monat einen kritischen Beitrag (meist von AktivistInnen) aus China, der ansonsten nicht auf deutsch zugänglich ist, zu veröffentlichen (und umgekehrt) und zur Diskussion zu stellen, ist zunächst bescheidenes Etappenziel im Rahmen von Infoexchange - und da die Arbeit im Januar 2009 begann, werden im März drei Beiträge aus China veröffentlicht. Sowohl diese Beiträge, als auch die ins Chinesische übersetzten deutschen Beiträge haben daselbe Thema: Auswirkungen der aktuellen Krise auf die Menschen und Reaktionen der Gewerkschaften und sozialen Bewegungen. Wer Vorschläge hat, was chinesische AktivistInnen unbedingt über Deutschland lesen sollten, ist eingeladen, dies kund zu tun.
Gesellschaft - und Parteitag...
Eine kleine Sammlung von Beiträgen zur gesellschaftlichen Debatte rund um den 18. Parteitag der KP Chinas veröffentlicht das Forum Arbeitswelten in seinem "Newsletter Dezember 2012" bzw auf der Webseite.
Arbeiter in staatlichen Betrieben, gestern und heute
"Es ist noch gar nicht so lange her, dass es für mehr als 100 Millionen SOE Arbeiter sichere Arbeitsplätze und gesicherte Sozialleistungen gab. Die Gesetze zur Industriedemokratie gewährten ihnen viele Rechte, die sogar noch weiter gingen als das deutsche Betriebsratsmodell. Überdies waren ihre „führende Rolle“ im Staat und ihre politischen Rechte in der Verfassung verankert (und sind es noch). All diese gesetzlich zugesicherten Rechte ermöglichen es jedoch den meisten Arbeitern weder, ihre Betriebe vor gesetzeswidriger Privatisierung zu retten, noch bedeuten sie Schutz vor gesetzeswidrigen Entlassungen, weil die Kader die Gesetze einfach nicht beachten" - das ist die Einleitung zur Untersuchung "Vom "Herrn" zum "Knecht" - Arbeiter in Staatsbetrieben im heutigen China" von Au Loong Yu, den das Projekt Forum Arbeitswelten Ende Februar 2012 in deutscher Übersetzung veröffentlicht hat.
Der Aufstieg Chinas. Seine Bedeutung. Für wen?
Im Projekt "Forum Arbeitswelten China - Deutschland" das neben anderen auch vom LabourNet Germany mit getragen wird, gibt es seit Ende November ein neues monatliche Update, dieses Mal unter anderem mit dem Beitrag "Der Aufstieg Chinas und seine Implikationen" von Fred Engst (chinesischer Staatsbürger amerikanischer Abstammung) vom Juli 2011 - ein Text, der als repräsentativ gelten kann für eine wichtige Strömung der linken Opposition in China, jener nämlich, die sich an Mao Zedong orientiert.
Siehe dazu auch: "Prekarisierte Arbeit, geteilte Solidarität. Fest Beschäftigte und Leiharbeiter in Deutschland – ‚alte’ und ‚neue’ Arbeiter in China" - das ausführliche Protokoll des Wochenendworkshops Ende Mai 2011 in Dortmund, inklusive auszugsweiser Mitschriften aller gehaltenen Vorträge, worin die unterschiedlichen Einschätzungen aus verschiedenen Strömungen stammender Referenten aus China auf fruchtbare Weise deutlich werden.
Aktuelle Debatten um Gesellschaft, Gewerkschaft - und Perspektiven
Ob es um die aktuell angestossene Debatte um die Reformfähigkeit des Allchinesischen Gewerkschaftsverbands geht, um die Grundsatzdebatte über den Charakter der chinesischen Gesellschaft oder um die Auseinandersetzung ob und wie WanderarbeiterInnen und die Beschäftigten der (ehemaligen) Staatsbetriebe zusammenkommen können - zu all diesen Fragen gibt es auf der neu gestalteten Seite der Forums Arbeitswelten übersetztes Material, wie immer nicht über, sondern vorwiegend aus China.
Recht auf Widerstand? Nicht nur ein chinesisches Problem: Kontroversen über ein Streikrecht in China
Bei der geläufigen Schelte über einen Mangel an bürgerlichen Rechten und Demokratie in Ländern, die zugleich, wie China, zu >unseren< Lieblingshandelspartnern zählen, wird gerne darüber hinweggesehen, dass auch in den heiligen Hallen des Liberalismus oder ausgewiesenen Erstweltstaaten demokratische und Menschenrechte notorisch auf der Mängelliste internationaler Menschenrechtsorganisationen erscheinen. Freie Wahlen von Gewerkschaften in den USA? Fehlanzeige. Ein individuelles oder politisches Streikrecht in Deutschland? Wir sind schließlich nicht in Frankreich. Demokratie im Betrieb? Mehr als »Mitbestimmung« ist nicht drin - auch das am liebsten als gecoachter Nachweis einer harmonischen Win-Win-Situation für beide >Parteien<. Wo käme unsere soziale Ordnung auch sonst hin... Doch mit der Einforderung politischer, insbesondere aber sozialer Widerstandsrechte als Appell an den Staat ist es so eine Sache: Streikrechtskodifikationen sind immer auch Einschränkungen des Streikrechts. Genau darüber findet in China nun unter WissenschaftlerInnen, GewerkschafterInnen und unabhängigen AktivistInnen eine Debatte statt, die, wie wir meinen, über China hinausweist. Für den express haben wir einen Kommentar des u.a. von der Arbeitswissenschaftlerin Anita Chan betreuten Publikations- und Forschungsprojekts »China Labor News Translations« übersetzt, der sich kritisch mit den Positionen zweier namhafter Befürworter eines Streikrechts auseinandersetzt. Erschienen im express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 07/11
Die Chinesen kommen? Sie sind schon da! In Hamburg und Dortmund
Dass in China ein unterwürfiges Volk lebe, ist eine der Stereotypen europäischer Sichtweisen. (Und falls es allzu krass im Widerspruch zur Realität steht, gilt das Modell Boxeraufstand). Und dann staunt mensch über Streikwellen, über militanten Widerstand gegen Stadtplanungen, über Belegschaften, die Vorstände festsetzen und über vieles andere mehr was passiert. Sowohl in verbreiteten Widerständen gegen Privatisierungen, als auch von Seiten der unzähligen Menschen, die - im deutschen manches Mal etwas zweideutig - als Wanderarbeiter bezeichnet werden: Wo es sich um massive innere Migration handelt. Aus diesen beiden Bereichen berichten (und diskutieren) drei Basisaktivisten, die im Rahmen des Projektes Forum Arbeitswelten am 26. Mai in Hamburg und am 27. Mai 2011 in Dortmund sich im Rahmen einer Rundreise an zwei öffentlichen Veranstaltungen beteiligen. Näheres auf der Homepage des Projektes Forum Arbeitswelten : Entlang der Fragestellung, wie die Spaltung zwischen Kernbelegschaften und Prekären hier, zwischen Belegschaften von (ehemaligen) Staatsbetrieben und WanderarbeiterInnen dort sich entwickelt - und vielleicht überwunden werden kann.
Prekarisierte Arbeit - geteilte Solidarität?
a) Veranstaltung
Unter dem Titel "Prekarisierte Arbeit - geteilte Solidarität?" findet am Freitag, den 27. Mai 2011 um 19 Uhr in Dortmund eine Veranstaltung des Forum Arbeitswelten statt: Die Ausdehnung von Leiharbeit und allen anderen Formen prekärer Beschäftigung in der BRD verbilligt nicht nur die Kosten für die Unternehmen - sie schafft auch neue Spaltungslinien. In China gibt es einerseits die Beschäftigten von (noch) Staatsbetrieben oder privatisierten Unternehmen - andrerseits die mehr als 200 Millionen WanderarbeiterInnen, viele in Sonderwirtschaftszonen: Auch hier sehr unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen. In der Diskussion mit Basisaktivisten aus der VR China wollen wir sowohl über Paralellen und Unterschiede, als auch über jeweilige oder gemeinsame Möglichkeiten der Überwindung solcher Spaltungen diskutieren. Das Einladungs-Flugblatt zur Veranstaltung "Prekarisierte Arbeit - geteilte Solidarität?"
b) Wochenendseminar
Am Samstag und Sonntag, 28. und 29. Mai 2011, findet zum selben Thema, mit denselben Teilnehmern aus China ebenfalls in Dortmund ein Wochenendseminar statt. Informationen über Anmeldemöglichkeiten und Anmeldebedingungen bei: helmut.weiss@labournet.de
Das sechste Update vom Oktober 2010: Aktuelles zur Gewerkschaftsbewegung
Der Hondastreik und die Wirkungen auf die chinesischen Gewerkschaften
Es gibt eine ganze von Gründen, weshalb der Streik der Honda-ArbeiterInnen Ende Mai 2010 eine besondere Bedeutung gewonnen hat - und erst recht durch die Debatten und Reaktionen, die er bei Partei und Gewerkschaften in der VR China hervorrief. Welche Gründe das sind und welche Reaktionen entstanden sind, wird in dem Beitrag "Die Streikbewegung verstärkt den Druck für eine Gewerkschaftsreform in China" von Lin Yanling, Professorin am Department of Industrial Relations beim staatlichen China Institute of Industrial Relations (CIIR) und Ju Wenhui, Doctor am Deptartment of Public Administrations des CIIR herausgearbeitet, den Lin Yanling am 15. September 2010 bei der Berliner Konferenz der Global Labour University (auf englisch) vortrug (hier in der deutschen Übersetzung von Manfred Kreuter).
Eine versuchte Bilanz des Arbeiterwiderstands in China
Au Loong Yu und Bai Ruixue versuchen in ihrem Beitrag "Arbeiterwiderstand in China heute 1989 bis 2009" eine Gesamtbilanz - von der Beteiligung der Arbeiter an den oft genug als Studentenproteste bezeichneten Bewegungen des Jahres 1989 bis hin zu einer Vielzahl betrieblicher Kämpfe der letzten Jahre, inklusive einiger Versuche, eine eigenständige gewerkschaftliche Organisierung zu ermöglichen. Die hier publizierten Auszüge (in deutscher Übersetzung von Anne Scheidhauer) stellen vielleicht nur ein Drittel des ursprünglichen Texts dar, der im Januar 2010 veröffentlicht worden war, aber es sind natürlich jene Teile der gesamten Analyse, die am direktesten mit dem Thema der aktullen Bestrebungen nach eigenständiger gewerkschaftlicher Organisierung zu tun haben - ausserdem sind diese Auszüge auch dazu geeignet, einen historischen Rahmen zu geben, der die Einordnung aktueller Entwicklungen erleichtert.
Der "Fall" der Gewerkschaft Ole Wolff jetzt in der Zeitung des Allgemeinen Chinesischen Gewerkschaftsbundes...
Die Geschichte der Arbeiterinnen des dänischen Elektronikmultis Ole Wolff und ihres eigenständigen Kampfes für eine eigene Gewerkschaft ist über eine Reihe von Kanälen auch hierzulande bekannt geworden - auch LabourNet Germany hat mehrfach darüber berichtet. Diese ganze lange Geschichte wurde jetzt noch einmal ausführlich dargestellt - nicht nur die aggressive Politik des dänischen (und chinesischen) Managements, sondern auch die Rolle der lokalen Gewerkschaft und der lokalen Arbeitsbehörde von Yantai - und die gewaltigen Anstrengungen der Arbeiterinnen, trotz allen Drucks weiterzumachen. Und, obwohl diese Darstellung ausgesprochen detailliert, spannend und lehrreich ist, ist das vielleicht wichtigste daran, der Ort, an dem der Artikel publiziert wurde, der in Zusammenarbeit mit den Aktibistinnen geschrieben wurde. Der Beitrag "Respektiert die Menschenwürde der chinesischen Arbeiterinnen!" von Liu Jian (in deutscher Übersetzung von Kimiko Suda) erschien in der Ausgabe Nummer 6 - 2010 des Chinese Workers, wie die Zeitschrift des ACFTU, des Allgemeinen Chinesischen Gewerkschaftsbundes, auf englisch heissen würde - und stellt so ein echtes Novum dar.
Das fünfte Update vom März 2010: Organisation...
Die neueste Sammlung von im Rahmen des Projektes "Worlds of Labour" übersetzten Artikeln aus China hat den Schwerpunkt Organisation. Sie bietet zum einen Auszüge einer historischen Analyse der Entwicklung der Gewerkschaften in China seit 1949 und zum anderen zwei Beiträge über NGO: einen analytischen, der sich mit der Entwicklung speziell der NGO im Perlflußdelta, der ersten und ältesten Sonderwirtschaftszone befasst, und ein quasi amtliches Dokument, das unter manch anderem auch das wachsame Auge staatlicher Organe über die NGO bezeugt. Des weiteren werden erste Materialien zur Auswertung des Deutschlandsbesuchs einer Gruppe von BasisaktivistInnen aus China im Herbst 2009 veröffentlicht, sowie eigene Untersuchungen dokumentiert, die im Rahmen des Projekts erarbeitet wurden.
China verändert sich - die Gewerkschaften und die Gewerkschaftsgesetze auch
Der Beitrag "Geschichte, aktuelle Situation und Probleme der chinesischen Gewerkschaften" von Huang Ai wird hier in Auszügen übersetzt - die Teile 2 und 4 des sehr ausführlichen Beitrags fand die Redaktion Infoexchange die für LeserInnen in der BRD interessantesten Textteile. Sie umfassen eine weitgehend chronologische Darstellung der Entwicklung von Gewerkschaften und Gewerkschaftsgesetzen in der VR China bis 1998 und im zweiten Teil theoretische Probleme der Gewerkschaftsgesetze. Der Autor geht dabei vom Standpunkt aus, die marktwirtschaftlichen Reformen der letzten 30 Jahre positiv zu sehen - und leitet daraus die Notwendigkeit funktionierender Gewerkschaften und eines gesetzlich verbrieften Streikrechts ab.
Wanderarbeiter NGOs im Perlflußdelta - eine inzwischen langjährige Organisationsform wird analysiert...
..in dem Beitrag "Der kontinuierliche Kampf um einen Existenzraum: Die Entwicklung von Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta" von Chris Chan (City University of Hongkong, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, übersetzt von Kimiko Suda) - die zum Artikel ausgebaute Version eines Vortrags, den er im November 2009 für eine Besuchergruppe deutscher GewerkschaftsaktivistInnen hielt. Im Vorspann des Beitrags wird diese Arbeit folgendermaßen begründet: "Im Verlauf der 30 Jahre integrierte sich China zunehmend in den globalen Kapitalismus. Die Reformen begannen mit einer Transformation der Arbeitsbeziehungen im Bereich der Produktion und damit gingen auch Veränderungen der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft einher, man könnte auch sagen, das Modell der Organisierung der Gesellschaft veränderte sich. 1978 existierten bereits von der Regierung unabhängige wirtschaftliche und soziale Organisationen, sie waren jedoch noch sehr schwach und großem Druck ausgesetzt. Parallel zum Entwicklungsprozess Chinas hin zu einer Marktwirtschaft, suchten die von der Regierung unabhängigen sozialen Organisationen (NGOs) unter schwierigen Bedingungen nach einem Freiraum, in dem sie existieren konnten. Vor diesem Hintergrund entstanden seit der Mitte der 1990er Jahre im Perlflussdelta in der südchinesischen Provinz Guangdong soziale Organisationen, die spezialisiert darauf sind, Arbeitsmigranten [in der Regel aus den ländlichen Regionen Chinas] zu unterstützen, und von uns als Wanderarbeiter-NGOs bezeichnet werden. Diese NGOs im Perlflussdelta sind zweifelsohne ein Produkt der politischen und wirtschaftlichen Reformen. Ihre politische und soziale Funktion und die Einschränkungen, mit denen sie konfrontiert sind, kann man nur vor den gesellschaftlichen und historischen Hintergründen [Chinas] verstehen".
Die gefährlichen NGO: Arbeiter Rechtshilfe im Visier
Ein Untersuchungsbericht über die Aktivitäten der unabhängigen Rechtsberater in der Provinz Guangdong vom Guangdong Provinzkomitee für Politik und Recht der KP Chinas (Januar 2009, aus dem Englischen übersetzt von Anne Scheidhauer). Vier verschiedene Typen von "citizen legal agents" machten die Parteiorgane aus - und alle, die irgendwie der Verknüpfung mit der Thematik Menschenrechte verdächtig sind, sind eben dies: Verdächtig. Auch der Generalknüppel aller Regimes, die Legitimationsprobleme haben, wird dabei hervorgeholt - im Dienste ausländischer Kräfte...
Materialien über den Besuch chinesischer AktivistInnen in der BRD im Herbst 2009
Eine größere Gruppe von BasisaktivistInnen aus der VR China war im vergangenen Herbst zwei Wochen lang in der BRD: Besuche in diversen Städten und Betrieben sowie Einrichtungen, Gespräche mit Betriebsräten, GewerkschafterInnen und anderen sozial engagierten Menschen stnden unter anderem auf dem Programm, darunter auch ein Wochenendseminar. Zwei Dokumente, die einen Teil der Ergebnisse dieses Besuchs wiedergeben veröffentlichen wir hiermit: Erstens den Bericht "Begegnungen zwischen chinesischen und deutschen Sozialaktivisten zum Austausch von Erfahrungen und Sichtweisen über ihre Lebens- und Arbeitswelten" in dem es zu den Problemen des Austauschs etwa heisst: "Immer wieder musste festgestellt werden, dass zu wenig Zeit war, um bei den verschiedenen Themenbereichen in die Tiefe zu gehen. Besonders deutlich wurde das auf der Begegnungstagung "Kapitalismus in der Krise - Wie unterscheidet sich die in China und Deutschland?", als den chinesischen Besuchern die Gelegenheit gegeben war Fragen darüber was sie nach ihrer ersten Woche in Deutschland nicht verstanden haben an die 30 deutschen TagungsteilnehmerInnen (siehe Liste im Anhang) zu stellen. Es waren über 40 Fragen, wovon kurzfristig vor der Tagung von den Organisatoren einige zusammengefasst und dann insgesamt 12 ausgewählt und den Deutschen zur Beantwortung am darauf folgenden Tag vorgelegt wurden. Zehn hatten es versucht in nur 5 Minuten jeweils ein Frage zu beantworten. Einschließlich der (konsekutiven) Übersetzung dauerte es knapp zwei Stunden, ohne die Möglichkeiten zu Nachfragen oder Diskussion zu den Antworten (siehe Transkription). Das hat einige Deutsche wie Chinesen frustriert, wollten sie doch tiefer auf die Fragestellungen eingehen" - und eben die darin genannten Antworten von Teilnehmern aus der BRD werden in der Dokumentation "Antworten" wiedergegeben - und zur Diskussion gestellt.
Die Auswirkungen des Endes des Multifaserabkommens für China und die BRD
Beim WoL-Projektpartner Südwind sind im Rahmen des WoL Projekts eigene Studien zur Entwicklung der Textilwirtschaft nach dem Ende des Multifaserabkommens publiziert.
Zu der Studie "Das Ende des WTO-Welttextilabkommens und seine Auswirkungen auf Deutschland / die EU" von Ingeborg Wick vom September 2009 wurde am 01. März 2010 auf der Südwindseite publiziert, wo es zur Einführung heisst: "Trotz massiver Auslagerungen von arbeitsintensiven Produktionsschritten in Entwicklungsländer seit den 1970er Jahren ist die deutsche und europäische Textil- und Bekleidungsindustrie ein bedeutender Akteur im globalen Standortwettbewerb geblieben".
Die Paralellstudie "Was bedeutet das Ende des Multifaserabkommens für China? - Untersuchung und Monitoring der Auswirkungen" des WoL-Projektpartners Globalization Monitor vom Februar 2010 wurde ebenfalls am 01. März 2010 bei Südwind publiziert, und so eingeführt: "Im Vorfeld des MFA (Multifaserabkommen)-Endes kursierte die Spekulation, die Exporte aus China und Indien würden explodieren. Das werde einen Handelsrückgang für kleinere Länder wie Bangladesch und Sri Lanka bedeuten sowie niedrigere Preise für die Konsumenten und weitere Arbeitsplatzverluste für die Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie der entwickelten Länder".
Das vierte Update vom Dezember 2009
Zum vierten Mal in diesem Jahr 2009 ein spezielles Updates des Projekts "Worlds of Labour" - Forum Arbeitswelten China-Deutschland. Und da 2009 das Jahr der runden Jahrestage ist - schliesslich wurden sowohl die BRD als auch die VRCh im Jahre 1949 gegründet, 1979 begannen in China die "großen Reformen" und beide erlebten 1989 mit dem sich anbahnenden Ende der DDR und den Massenprotesten in China heftige politische Ereignisse, die sich bis heute bemerkbar machen. Und während die Partnergruppierungen in China sich zwei Beiträge von ehemals linken DDR-Oppositionellen ausgesucht haben zur Übersetzung, kommen aus dem Chinesischen ein Interview und ein (gekürzter) Artikel von und mit Personen, die - unabhängig von ihren Positionen - in den Reihen der gesellschaftlichen Aktivisten einiges Interesse genießen. "Chinas Transformation ist noch nicht beendet"
"Als ehemalige Berater der Fernseh-Dokumentarserie "Das Klagelied des Flusses" in den 1980er Jahren, sind Jin Guantao und Liu Qingfeng prominente Figuren in der Ideengeschichte der Volksrepublik Chinas. 1984 publizierte das Ehepaar einen Essay mit dem Titel "Hochkonjunktur und Krise", mit der These, dass die Kontinuität des chinesischen Feudalsystems auf einem extrem stabilen System beruhe, und dieses System immer noch bestehe. Diese These erschütterte die Intellektuellenkreise, führte zu einer starken Reaktion und einem Überdenken der chinesischen Gesellschaftskultur. Die 1984 von Jin Guantao herausgegebene Essaysammlung und Zeitschrift "In Richtung der Zukunft", und die Fernsehserie "Das Klagelied des Flusses", für die er als Berater tätig war, initiierten in Festlandchina lebhafte Diskussionen. Er wurde damals als einer der vier wichtigsten intellektuellen "Vorbilder für die Jugend" verehrt, die anderen drei waren Fang Lizhi, Li Zehou and Wen Yuankai" - so werden in dem Interview "Chinas Transformation ist noch nicht beendet" von Jiang Lifen die beiden Gesprächspartner Jin Guantao und Liu Qingfeng eingeführt.
So neu ist das neue China nicht mehr...
"In zwei Jahren, wird es 60 Jahre her sein, dass die Volksrepublik China gegründet wurde, dieses Neue China gibt es also schon mehr als ein halbes Jahrhundert. Ich bin der Ansicht, dass es gegenwärtig unbedingt notwendig ist, den gesamten historischen Prozess, die gesamten 60 Jahre zu betrachten, um die Reformen nach 1979 zu verstehen, und die Analyse nicht nur auf die Periode der 30 Jahre "nach ´79" zu beschränken. Wenn man die Analyse der Reformen nur auf die drei Jahrzehnte "nach ´79" beschränkt, durchtrennt man die historische Kontinuität der ersten 30 Jahre des Neuen Chinas (1949-1979) und der darauf folgenden dreißig Jahre (1979 bis heute). Oft wird ein zu starker Fokus auf die letzte der beiden Perioden gelegt" - so beginnt der Beitrag "Chinas Weg: 30 Jahre und 60 Jahre" von Gan Yang (Hong Kong University, Asia Research Centre), der, wie einfach zu berechnen ist, aus dem Jahr 2007 stammt, aber damals und bis heute so viele Diskussionen zeitigte, dass die an dem Projekt Forum Arbeitsweltel teilnehmenden chinesischen Gruppierungen ihn nach wie vor für wert hielten, in der BRD zugänglich gemacht zu werden.
Das dritte Update vom Juli 2009: Widerstand
Das dritte Update des Projektes Arbeitswelten China - Deutschland (Worlds of Labour - WoL) vom Juli 2009, hat zum Thema den betrieblichen und gewerkschaftlichen Widerstand in China. Widerstand: Aspekte betrieblicher und gewerkschaftlicher Entwicklungen
Vier Unternehmen - vier Hintergründe; vier Entwicklungen Die Unternehmen - und natürlich vor allem: Die Belegschaften - denen wir uns hier zuwenden, sind in voller Absicht jene, die in erster Linie durch die Berichterstattung unserer Projektpartner im Projekt Arbeitswelten China - Deutschland (aber auch durch die Arbeit anderer, ähnlich gelagerter Initiativen) einigermaßen ausführlich im Zentrum der Berichterstattung standen. Mehr noch: Nachdem wir seit Beginn des Jahres 2009, seitdem es diesen organisierten Austausch gibt, uns im wesentlichen mit der aktuellen Krise in beiden Ländern auseinandergesetzt haben und versucht haben, analytische Darstellungen der gesamten Entwicklung auszutauschen, haben wir vereinbart, diese dritte Folge des Austauschs etwas anders zu gestalten: Während die Partner in China Telefoninterviews mit bundesdeutschen Automobilarbeitern organisieren, fassen wir die betriebliche Berichterstattung anhand einiger längerer Auseinandersetzungen zusammen. Dabei geht es um Fragen wie Widerstand in transnationalen Konzernen, um die stets existenzielle Frage der Arbeitssicherheit und Gesundheit, um gewerkschaftliche Rechte - auf verschiedene Weise. Der Überblick "Betriebliche Kämpfe, gewerkschaftliche Entwicklungen - einige aktuelle Trends" vom 12. Juli 2009.
Das zweite Update vom Mai 2009
Die "Charta 08": Repression und Diskussion. Eine Dokumentation
Das zweite Update des Projektes Arbeitswelten China - Deutschland (Worlds of Labour - WoL), hat zum Thema die Charta 2008 und die chinesische Diskussion darum.
Zur Charta 08
Am 8. Dezember 2008 erschien eine von 308 chinesischen Dissidenten unterzeichnete Charta 08 mit der Forderung nach politischen Reformen und Demokratie im Internet, angelehnt an die Charta 77, die 1977 in der Tschechoslowakei von Dissidenten um Vaclav Havel veröffentlicht worden war. Stunden vor der Veröffentlichung wurde einer ihrer Hauptinitiatoren verhaftet, der Vorsitzende des chinesischen Pen-Clubs Liu Xiaobo.
Inzwischen haben laut Presseberichten über 5.000 Menschen in China die Charta 08 mit vollem Namen und Adresse unterschrieben. Wir machen eine von Prof. Dr. Jörg-M. Rudolph (Ostasieninstitut der Fachhochschule Ludwigshafen) besorgte Übersetzung der Charta (zur besseren Lesbarkeit unten ohne den chinesischen Text) zugänglich.
Unter chinesischen Intellektuellen hat sich eine Debatte über die Charta und die Begleitumstände entwickelt, aus der wir drei kritische Beiträge aus dem Englischen bzw. Chinesischen auf Deutsch übersetzt veröffentlichen: Au Loong Yu arbeitet für die Organisation Globalization Monitor in Hong Kong, Qin Hui ist Professor für Geschichte am Institut für Geistes- und Sozialwissenschaften der Tsinghua-Universität in Beijing und gilt als angesehener, linksliberaler Intellektueller. Den Beitrag von Zheng Zhaxi, eines in den USA lebenden links-nationalistischen chinesischen Dissidenten, haben wir der als maoistisch charakterisierten website Utopia entnommen. Die beiden ersten Autoren kritisieren ausdrücklich auch die Repression gegen die Verfasser der Charta 08, auch wenn sie sie nicht unterzeichnen würden.
Wir hoffen, dass die Beiträge zur Diskussion und zu Fragen anregen, die wir auch an unsere chinesischen Partner weitergeben können ....
- Charta dokumentiert
Die Charta 08 in deutscher Übersetzung, wie oben angeführt.
- Für demokratische Rechte, gegen Privatisierung
In dem Beitrag "Charta 08 - Menschenrechtscharta unter Ausschluss der arbeitenden Bevölkerung" versucht Au Loong Yu vom Globalization Monitor in Hongkong eine differenzierte Betrachtung - unter Betonung der Haltung, dass niemand wegen seiner Meinung wie ein Krimineller behandelt werden darf: Die Forderung nach demokratischen Rechten wird unterstützt, auch weil dies der einzige Weg ist, wie die Werktätigen ihre Interessen durchsetzen können; die von der Charta erhobene forderung nach Schutz und Entwicklung des Privateigentums aber mache sie zu einem Instrument der Privatisierung. Die Gewinner dabei aber brauchen die Charta nicht, das ist das Dilemma der Autoren.
- "Ich stimme nicht mit den Ansichten überein, aber unterstütze entschlossen das Recht, diese zu äußern"
Das ist einer der Kernsätze im "Kommentar zur Charta 08" von Professor Qin Hui vom März 2009. Der Beijinger Professor ist eine der landesweit bekanntesten Persönlichkeiten, die als kritisch gelten. Sein Ansatz ist neben der Verteidigung der Meinungsfreiheit der Vergleich mit der tschechoslowakischen Charta 77. Und einen zentralen Punkt macht er dabei deutlich: Dass er die Charta nicht unterzeichnet hat, unter anderem eben weil sie die sozialen Probleme breiter Teile der Bevölkerung ignoriert, wobei er die Forderung nach demokratischen Rechten teilt - und versucht, sie historisch einzuordnen.
- Agenten des Imperialismus?
Die heftigste Kritik an der Charta übt, in dem Beitrag "Die Hintergründe zur Entstehung der Charta 08" der Autor Zheng Zhao Xi von der Webseite New Left Utopia. Der in den USA lebende Autor (wo auch einige der Unterzeichner der Charta leben) versteht sich als den Mao Zedong - Gedanken verpflichtet, und verteidigt die "Unabhängigkeit der chinesischen Nation". Sein Versuch geht davon aus, Zustände in China mit der aktuellen kapitalistischen Krise zu kontrastieren, speziell logischerweise mit den Verhältnissen in den USA.
Das erste Update vom März 2009:
Die Krise in China und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen
"Während es Monate oder sogar Jahre dauern könnte, diese Theorien zu verifizieren, steht die Existenz Hunderter Millionen ArbeiterInnen auf dem Spiel. Arbeitslosigkeit, furchtbare Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Instabilität werden immer drängender, und so wird die Regierung an ihrer Bearbeitung dieser Probleme messen lassen müssen, wie es um ihre Fähigkeit zum Krisenmanagement bestellt ist und ob die eingeschlagene Richtung für die langfristige Entwicklung die richtige ist. Mit diesem Artikel möchte ich die Auswirkungen der Krise skizzieren. Mein Augenmerk richtet sich vor allem auf Arbeitsplatzverluste und sinkende Löhne, auf die Gestaltung der Arbeitsverhältnisse sowie auf die Versuche der Regierung, für Stabilität zu sorgen" - so skizziert die Autorin des Artikels "Auswirkungen der Finanzkrise auf Arbeitsbedingungen in China" Staphany Wong einleitend ihre Absichten mit dem Beitrag, den sie im März 2009 aktualisiert hat.
Ländliche ArbeitsmigrantInnen - eine Manövriermasse
"Tausende WanderarbeiterInnen haben erleben müssen, wie ihre Arbeitgeber verschwinden, ohne ihnen die ausstehenden Löhne zu bezahlen. Sie müssen darum kämpfen, wenigstens einen Teil der Löhne noch zu bekommen. Straßenblockaden und Demonstrationen sind kein seltenes Bild. Wenn ihre Aktionen groß genug sind, gelingt es den ArbeiterInnen häufig, die lokalen Behörden dazu zu zwingen, ihnen zumindest genug für die Heimreise in ihre Dörfer zu bezahlen. Damit kommen die Behörden allerdings nicht nur den Forderungen der Beschäftigten nach, sondern handeln auch zum eigenen Vorteil: Schließlich ist es viel sicherer, die WanderarbeiterInnen nach Hause zu schicken, als ganze Reservearmeen arbeitsloser und mittelloser Menschen in den Städten zu behalten. Schon zu Beginn des ökonomischen Abschwungs hatten die Zentralregierung sowie die Provinzregierungen hastig angekündigt, ökonomische Anreize schaffen zu wollen, um die entlassenen WanderarbeiterInnen dazu zu bewegen, nach Hause zurückzukehren und auf ihren kleinen Parzellen Landbau zu betreiben oder kleine Unternehmen zu gründen" - so beginnt der Artikel "ArbeiterInnen als verfügbare Masse - Chinesische Beschäftigung im wirtschaftlichen Abschwung" von Au Loong Yu vom 5. Januar 2009, der mit seinen Ausführungen das chinesische Wirtschaftsmodell insgesamt einer Kritik unterzieht.
Regulierung für ein starkes China?
"Wir müssen im Kontext der gegenwärtigen Knappheit, den Fokus der Kapitaleinlagen auf den Aufbau von Anlagen zur Modernisierung einsetzen, unter anderem für ausreichende Sicherheitseinrichtungen in Bergwerken, damit die Bergleute unter besseren Bedingungen eine höhere Produktivität erreichen können. Wenn man das Wirtschaftswachstum Chinas auf über 10% halten kann, können diese Bergwerke eine ausreichende Kohleversorgung ohne Schwankungen hinsichtlich des Kohlepreises gewährleisten. Einhergehend mit Chinas Aufstieg zu einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt, sollte China die stärkste Armee der Welt haben. Durch die radikalen Veränderungen der letzten zweihundert Jahre wurde sie ununterbrochen "geschlagen". Die chinesische Armee sollte die beste Ausrüstung der Welt bekommen, und diese Ausrüstung sollte aus chinesischer Forschung und chinesischer Produktion kommen" - so ist es unter anderem in dem ganz anders gerichteten Beitrag "Krise oder Chance" vom November 2008 zu lesen, verfasst von Zuo Dapei, Professor an der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Diesen Beitrag dokumentieren wir gekürzt, in der Bearbeitung des chinesischen Herausgeberkreises von "Arbeitswelten-Infoexchange", die dazu darauf hinweisen, Dapeis Auffassung, durch eine nationalistische Witrschaftspolitik China vor der globalen Krise zu schützen, werde vor allem in Behörden und in den Leitungen staatseigener Betriebe vertreten. |