letzte Änderung am 24.März 2003

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Kein Blut für Öl

Gedanken eines Menschen

Für mich, als einen Mensch, der vor langer Zeit entschieden hatte den Kriegsdienst zu verweigern, niemals aktiv an einem Krieg teilzunehmen oder auch nur jemals einen Krieg für gerecht und notwendig zu erklären bzw. gut zu heißen oder in irgendeiner Weise zu unterstützen, waren die letzten Monate eine schlimme Zeit.

Seit dem vergangenen Wochenende aber, als ich mitverfolgen konnte, wie viele Millionen Menschen über den ganzen Erdball verteilt ihre Stimmen gegen diese unglaubliche, menschenverachtende Kriegshetzerei erheben, keimt wieder Hoffnung. In sämtlichen Metropolen dieser Welt gingen die Menschen auf die Straße, um für eine friedliche Entwaffnung des Irak zu demonstrieren:

Rom 2.500.000, London 1.500.000, Barcelona und Madrid je 1.000.000, Paris 800.000, Berlin 500.000 (größte Demo seit Jahrzehnten), New York City 500.000, Melbourne 200.000

Auch in New York, der Stadt, die vor 17 Monaten selbst Opfer einer schrecklichen Tragödie wurde, fanden sich hunderttausende Menschen zusammen, um den Menschen im Irak dieses Leid zu ersparen. Eine bewundernswerte Geste! Für England und Australien wurden es die größten Demonstrationen ihrer Geschichte.

Das zeigt, wie wichtig dieser Konflikt auf der ganzen Welt genommen wird, wie er die Menschen beschäftigt und bewegt und wie sehr ihnen eine friedliche Lösung am Herzen liegt. Diese Willensbekundungen zu ignorieren und eventuell auch gegen eine Entscheidung des Weltsicherheitsrates allein einen Krieg vom Zaun zu brechen, würde eine ungeheure Mißachtung und Provokation der Weltgemeinschaft darstellen. Auch wenn sich eine Regierung von den Antikriegsdemonstrationen unbeeindruckt zeigt und weiterhin ihre Politik der Kriegstreiberei fortsetzt, waren diese vielen, durchweg friedlichen Kundgebungen ein deutliches Zeichen. Die Menschen lassen sich nicht mehr für die Ziele ihrer politischen und wirtschaftlichen Führungen einspannen und mißbrauchen. Denn eines wurde auf den vielen Transparenten weltweit ganz deutlich: "Kein Blut für Öl!" Die Mehrzahl der Bevölkerungen hat verstanden, um was es wirklich bei dem geplanten Überfall auf das irakische Volk geht. Eine Regierung, deren maßgebliche Mitglieder mit den verschiedensten Ölkonzernen auf das Engste verbunden sind, hat es schwer, den Menschen weltweit zu erklären, warum ein Land wie der Irak eine Bedrohung für den Weltfrieden darstellen soll. Ein Land, daß seit 12 Jahren streng kontrolliert wird, einem UN-Embargo für verschiedenste Güter unterliegt und nur so viel Öl exportieren darf, um Lebensmittel, Medikamente und andere lebensnotwendige Dinge kaufen zu können. Leichter wird der Erklärungsnotstand für besagte Regierung auch dadurch nicht, daß sie bislang einschlägige Beweise für ihre Behauptungen schuldig blieb oder diese durch gefälschte Beweise untermauern wollte.

Ich möchte an dieser Stelle ganz eindeutig klarstellen, daß ich für einen Diktator, der permanent und auf das Schwerste die Menschenrechte verletzt, keinerlei Sympathie hege. Es geht einzig und allein darum, ein seit Jahren geschundenes und ausgelaugtes Volk vor noch größerem, unvorstellbaren Leid zu bewahren.

Ein Volk, von dem eine große Anzahl an Unterernährung leidet, daß große Entbehrungen hinnehmen muß, weil die Infrastruktur und der Arbeitsmarkt völlig zusammengebrochen sind, dessen Kindersterblichkeit durch Mangel an sauberem Trinkwasser von 56 auf 131 von 1000 angestiegen ist, wo viele Familien über kein eigenes Einkommen verfügen und ausschließlich auf die im Rahmen des UN-Programms "Erdöl für Lebensmittel" verteilten Güter angewiesen sind. Ein Volk, dem vor Wochen schon versprochen wurde, daß am ersten Kriegstag mehr Raketen auf sein Land abgefeuert werden, als im gesamten Krieg von 1991. Ein Volk, dessen Land am Ende des Krieges in Trümmern liegt und das um Jahrzehnte in seiner Entwicklung zu-rückgeworfen sein wird, weil man ihm das Einzige, durch das es Geld verdienen kann stehlen will ­ sein Erdöl. Da der Irak über riesige, weltweit die zweitgrößten, Ölreserven verfügt, weckt das natürlich Begehrlichkeiten bei einer Nation, die bekannt ist für einen unkontrollierten, verschwenderischen Umgang mit Energieressourcen. Es ist wohl unstrittig, daß die Regierung Hussein über biologische und chemische Kampfstoffe verfügt. Einen Krieg rechtfertigt das aber auf keinen Fall. Selbst die versuchte Konstruktion einer neuen "Achse des Bösen" Irakisches Regime/Al Quaida weist Osama Bin Laden in seiner kürzlich veröffentlichten Ansprache weit von sich. Auch durch eine noch so abstruse und absurde Argumentation läßt sich ein Krieg niemals legitimieren und schon gar nicht kann man sich dadurch seines Gewissens entledigen. Weil bei einem Krieg immer Menschen getötet werden, bleibt er letztendlich das was er ist: Mord und Terror. Da hilft auch kein schönreden. Denn niemals heiligt der Zweck die Mittel. Die Zerstörung der vorhandenen Massenvernichtungswaffen im Irak, die übrigens auch durch Geschäfte mit der Nation erworben wurden, die den Irak jetzt in Schutt und Asche legen will, kann nur durch die Arbeit der UN-Inspektoren gesichert werden.

Ich möchte hiermit meiner Hoffnung und Zuversicht auf eine friedliche Lösung Ausdruck verleihen und schließe mit den Worten: "Ich wünsche der gesamten Menschheit, und dazu gehören auch die Menschen im Irak, Liebe und Frieden."

Präambel zur Charta der Vereinten Nationen

Wir, die Völker der Vereinten Nationen, entschlossen, kommende Ge-schlechter vor der Geißel des Krieges, welche zweimal zu unseren Lebzeiten der Menschheit unsagbares Leid gebracht hat, zu bewahren und den Glauben an die Grundrechte des Menschen, an die Würde und den Wert der menschlichen Person, an die gleichen Rechte von Männern und Frauen und großen und kleinen Völkern zu bekunden... ... ...haben beschlossen, zur Verwirklichung dieser Ziele unsere Anstren-gungen zu vereinigen.

Thomas Heimerle
Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Newell Window Fashions Germany GmbH, Isny Newell Rubbermaid, Freeport Ill., USA

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