USA: Drohungen gegen Westküsten-Hafenarbeiter
Foto von David Bacon - weitere
siehe in seinem Artikel
Der mögliche Streik der ILWU (International Longshore and Warehouse Union),
der Gewerkschaft der Hafenarbeiter der US Westküste, bereitet den Herrschenden
in den USA offensichtlich Sorge - so hat sich der Chef des "Homeland Security
Offices" Tom Ridge direkt an den Gewerkschaftsvorsitzenden Jim Spinosa gewandt,
mit dem Hinweis ein Streik würde nicht nur dem eminent wichtigen Pazifikhandel,
sondern gleich dem ganzen "Vaterland" schaden. Auch das FBI wird aktiv. Die
ILWU, eine der aktivsten Gewerkschaften in der internationalen Solidarität und
seit langen Jahren führend im Kampf gegen Rassismus, will mit den Auseinandersetzungen
um einen neuen Tarifvertrag vor allem einen Generalangriff der Unternehmer abwehren.
Wir dokumentieren:
Solidarität
- Solidarität mit der ILWU. Die Dockergewerkschaft der amerikanischen Westküste,
die ILWU, ist ziemlich bekannt für ihre breite Arbeit der internationalen
Solidarität. Für die aktuelle Auseinandersetzung in den Häfen der US-Westküste,
die voraussichtlich Ende Juni in Streik/Aussperrung münden wird, benötigt
sie nun selbst Solidaritätserklärungen. Siehe: "Call
For Solidarity With ILWU" mit Adressen
- ILWU solidarity pack. Die Gewerkschaft der Westküstendocker hat auf ihrer homepage
ein Solidarity-Pack plaziert - alles, was benötigt wird, um Online Solidarität
zu organisieren (Vordrucke und Adressen) als Word-Datei
- Solidarity with Locked Out US West Coast Dockworkers. Link zur Solidaritätserklärung der IUF (International
Union of Food, Agricultural, Hotel, Restaurant, Catering, Tobacco and Allied
Workers' Associations) vom 07-Oct-2002
- Australian Unions join West Coast Picket Lines. Zwei australische Gewerkschaften
(der Seefahrer und Bergbau/Energie) haben begonnen, praktische Solidarität
mit den Dockarbeitern der US Westküste zu organisieren. Link zur Mitteilung der ICEM vom 3.Oktober 2002, in der
berichtet wird, dass sowohl darauf geachtet wird, keine US Schiffe zu entladen,
als auch Ged gesammelt wird und eine Delegation sich an Streikposten beteiligt.
Informationen
- Ob das Abkommen tatsächlich ein Erfolg ist, entscheidet gegenwärtig (22.
Januar 2003 ) die Basis. Ein kritischer Blick aus den USA: Hard-selling the Dockers Pact
- ILWU betrachtet Häfen-Abkommen als Erfolg. Eine Delegiertenversammlung,
die vom 9-13. Dezember tagen wird und Vertreter aller Häfen der Westküste
vereint, wird über die Ratifizierung des vorliegenden Abkommens zwischen der
ILWU Tarifkomission und der Unternehmervereonigung PMA entscheiden. Der Vertrag,
mit einer Laufdauer von sechs Jahren, wird von der ILWU als Erfolg betrachtet:
Verbesserte Bedingungen der Kranken- und Rentenversicherung, sowie zahlreiche
Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz sollen festgeschrieben
werden. Hafenarbeiter in den USA sind die Berufsgruppe mit den zweitmeisten
Arbeitsunfällen im Lande - dieses Jahr starben bereits sechs Kollegen. Alle
seien die Gewinner, sagte ILWU Vorsitzender Spinosa, und jetzt werde man das
gemeinsame Ziel, mit sozialpartnerschaftlichen Mitteln die Wirtschaft des
Landes zu stärken weiter verfolgen können... Link zur Pressemitteilung der ILWU vom 23.11.02
- It`s Skill that Gives Workers Clout on the Job (Es sind die Fähigkeiten,
die den Arbeitern am Arbeitsplatz Schlagkraft bescheren). Die Hafenarbeiter-
und Dockergewerkschaft ILWU hat mit dem Unternehmerverband ein erstes, eine
Art Rahmenabkommen getroffen. Streik bzw. Aussperrung in den Westküstenhäfen
hatten aktuelle politische Bedeutung bekommen durch die Intervention der Bush-Regierung,
die erstmals seit Ewigkeiten das Antigewerkschaftsgesetz "Taft-Hartley" angewandt
hatte. Die langfristig wichtige Frage bei dieser Auseinandersetzung um neue
Technologien und Arbeitsplätze ist die Frage, wer den konkreten Arbeitsprozess
unter Kontrolle hat - so argumentiert Mike Parker, Link zu seinem (englischen) Artikel in der Novemberausgabe
von "Labornotes"
- US Gericht ordnet Wiederöffnung der Häfen an / US court orders ports to
reopen. Die BBC bennent die Sachlage - im Gegensatz zu manchen deutschen Meldungen
- korrekt: Erstens hat natürlich nicht Präsident Bush die Wiederöffnung der
Häfen angeordnet, sondern ein Bundesrichter auf Antrag der Regierung. Zweitens
handelt es sich - offiziell - nicht um eine Intervention zur Beendigung eines
Streiks, der ja gar nicht stattfindet, sondern einer Aussperrung. Im Laufe
der Woche wird ein weiterer Gerichtstermin stattfinden müssen, in Anwesenheit
der beteiligten Parteien. Sie sind jedoch jetzt bereits gezwungen, für mindestens
60 Tage keine Arbeitskampfmassnahmen zu ergreifen. Der rechtlich-politische
Hintergrund sind die sogenannten "Taft/Hartley-Gesetze" aus den 40er Jahren
der grossen antikommunistischen Woge. Die Bush-Regierung ist seitdem die erste
Regierung, die sich auf sie beruft. Siehe Link zur BBC-Nachricht vom 9.10.02
- West Coast docks fall silent as workers are locked out. David Bacon berichtet (englisch) - und fotografiert
- in diesem Bericht vom 6.10.02 über ausgesperrte Hafenarbeiter an der
Westküste der USA, und stellt LabourNet Germany - wie schon so oft - Text
und Bilder zur Verfügung (Thanx): Warum stehen Ausgesperrte Streikposten?
Weil sie eine Notstandsmassnahme, etwa den Einsatz von Soldaten zur Entladung
von Schiffen fürchten... Sowohl der lange Text als auch die Ladezeit für die
Bilder lohnen sich!
- It's All About Power on the Docks". Link
zum (englischen) politischen Report von Todd Chretien und Sue Sandlin für
das Magazin "Counterpunch" vom 3.10.02. "Es geht um die Macht an den Docks"
- das ist der Kernkommentar der beiden AutorInnen zur Aussperrung der Hafenarbeiter.
Es geht um die Macht für den Unternehmerverband PMA - und für die Regierung,
die mit alten Anti-Streik Gesetzen liebäugelt, aber sich nach grösseren Protesten
nicht mehr so recht traut...
- ILWU walks out of talks. Link zur (englischen) Meldung der Redaktion des "San Jose
Business Journals" vom 30.September 2002: Die Delegation der ILWU weigert
sich, die Gespräche mit dem Unternehmerverband zu führen, weil dessen Delegation
mit bewaffneten Bodyguards auftaucht...
- "Battle Lines on the Docks". Link zum Videobericht von Indymedia Seattle vom 27.September
2002 über die Auseinandersetzungen an der US-Westküste, zu sehen auf der
Seite für alternative TV und Radioberichterstattung Freespeech
- Dockworkers locked out at thirt West Coast Ports from Seattle to San Diego.
Link zum Radiobericht von Amy Goodman für "Democracy now!"
vom 1.Oktober 2002, ein tägliches alternatives Radioprogramm auf 27 Stationen
der USA (vom 30.9) über die Aussperrung in allen Häfen der Westküste mit zahlreichen
Interviews
- Bush schaltet sich in Hafenstreiks ein. "US-Präsident George W. Bush hat
nach wiederholten Aufforderungen von Wirtschaftsverbänden am Montag in die
Arbeitsstreitigkeiten eingegriffen. Er will die seit über einer Woche andauernde
Blockade der Häfen an der US-Westküste beenden. Nachdem Sonntagnacht in San
Francisco eine zweite Verhandlungsrunde zwischen der Hafenarbeitergewerkschaft
und den Hafenbetreibern geplatzt war, hat Bush eine Verfügung zur Ernennung
eines Untersuchungsausschusses unterzeichnet. Das dreiköpfige Gremium unter
der Leitung des ehemaligen republikanischen Senators, Reagan-Arbeitsministers
und Handelsbeauftragten Bill Brock soll bis Dienstag den Arbeitskonflikt und
dessen
wirtschaftliche Auswirkungen prüfen und ermitteln, ob die beiden Parteien
in gutem Glauben verhandeln...." Link zum Artikel von Helene Laube in der FTD vom 8.10.2002
- Seit 10 Tagen wird an der Pazifikküste kein Schiff mehr entladen. Streik
in US-Häfen legt Weihnachtsmann an die Kette. "Die gebeutelte US-Wirtschaft
hat ein neues Problem. Reeder und Dockarbeiter in den Pazifikhäfen liefern
sich einen erbitterten Arbeitskampf. Industrie und Handel klagen bereits über
Engpässe...." Link zum Artikel in Handelsblatt vom 03. Oktober 2002
- Der milliardenteure Hafen-Stillstand. "Hightech-Ware hängt fest, Wal-Mart
fürchtet um Lieferungen, Fabriken droht der Stillstand: Der Arbeitskampf,
der sämtliche Häfen der US-Westküste lahm legt, kostet Amerikas bereits gebeutelte
Wirtschaft rund eine Milliarde Dollar pro Tag - nun könnte Präsident Bush
auf der Basis eines obskuren Gesetzes eingreifen...." Link zum Bericht in SPIEGEL ONLINE vom 01. Oktober 2002
- Unternehmerverband PMA sperrt Westküstendocker aus. In der Auseinandersetzung
zwischen der ILWU und den Hafengesellschaften um die Einführung neuer Technologien
hat deren Verband am Freitag den 27.September mit Aussperrungen begonnen.
Seitedem sind sämtliche 10.500 Beschäftigte der US-Häfen der Westküste ausgesperrt.
Link zur ILWU-Pressemitteilung, in der sie ihre Bereitschaft
zu weiteren Verhandlungen betont
- Krieg an den Docks / War on the Waterfront. Ein (englischer) Artikel von Mumia Abu Jamal über
die Auseinandersetzung in den Häfen der US Westküste, wo die Streikvorbereitungen
nicht nur vom Unternehmerverband, sondern auch von der Bush-Regierung massiv
bedroht werden. Aus der Zeitung "Workers World" vom 12.September
- Tausende Hafenarbeiter protestieren gegen Einmischung der Bush-Regierung.
In Oakland, Long Beach, Seattle, Tacoma und Portland beteiligten sich mehrere
Tausend Hafenarbeiter an Protestaktionen, zu denen die Dockergewerkschaft
ILWU aufgerufen hatte. Die Aktionen richteten sich gegen die Drohungen der
Bushregierung im Falle eines Streiks in die Organisation der Westküsten-Tarifverträge
einzugreifen. Link zum (englischen) Bericht von Pia Sarkar und Michael Cabanatuan
für den San Francisco Chronicle vom 13.August 2002: Thousands of dockworkers
rally in West Coast cities Pressure on Bush administration to keep hands off
contract talks
- Sicherheitsrisiko. US-Regierung droht der Hafenarbeitergewerkschaft mit
Sondergesetzen und Streikverbot. Link zum
Artikel von David Bacon (IPS) in junge Welt vom 13.08.2002
- War on the docks? Englischsprachiger Bericht von
David Bacon vom 7.8.02
- Link zur Position der ILWU und dem Aufruf zum ersten Aktionstag
(englisch)
- Link zu einem Zeitungsbericht vom ersten Aktionstag (englisch)
- Die politischen Gründe für die Drohungen gegen ILWU: Strikers as Terrorists?
Link zum Artikel von Alexander Cockburn and Jeffrey St. Clair
im "Counterpunch" vom 27.Juni (englisch)
- Die historischen Hintergründe der besonderen Rolle der ILWU und die Aktivitäten
des Teamster Chefs Hoffa: FEDS THREATEN DOCKERS WHO STRIKE. Link zum Artikel von Charles Walker in LABOR TUESDAY! vom
July 2, 2002 (englisch)