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Updated: 18.12.2012 15:51 |
So funktioniert Marktwirtschaft: Bulldozing hopes New Orleans ist 10 Monate nach Katrina längst aus den Schlagzeilen der internationalen Medienwirtschaft verschwunden. Obwohl immer noch Leichen gefunden werden, obwohl 200.000 Menschen immer noch auf Rücksiedlung warten. Währendessen kündigt die Bundeswohnungsverwaltung an, sie werde 2.000 Wohneinheiten wiederherstellen - vor Katrina verfügte die Behörde aber noch über 7.500 Wohneinheiten in der Stadt (und vor 10 Jahren noch über 13.000). Wer aufmuckt - und das werden täglich mehr (bis auf viele alte Menschen, von denen eine ganze Reihe schon, aus Verzweiflung, gestorben sind) - für den gibt es Demokratie: Die Nationalgarde war schon verschiedentlich bei sogenannten Riots im Einsatz. "Bulldozing hopes" ist eine aktuelle Bestandsaufnahme von Ende Juli 2006. Bulldozing hopes Beinahe 5.000 im Bundesbesitz befindliche Wohnungen sollen,
da stark beschädigt, von Bulldozern abgerissen werden, obwohl noch
immer 200.000 Menschen nicht zurückgekehren konnten und ganze Stadtviertel
verödet brachliegen. (Womit noch 2.000 solcher Wohnungen übrig
blieben - vor 10 Jahren waren es noch über 13.000, vor Katrina über
7.000). Aber: direkte oder indirekte Vertreibungen, explodierende Mieten,
Privatisierung des Wohnungsbestandes sind nur die Spitze des Eisbergs:
New Orleans ist zum Laboratorium marktwirtschaftlicher Experimente geworden.
Die städtische Schulbehörde verfügte vor Katrina über
115 Schulen - jetzt noch über ganze vier. Alle anderen werden - in
verschiedenen Formen - als private Unternehmen weiter geführt. Der
Lehrergewerkschaft - die nach der Durchrationalisierung der Häfen
die grösste Gewerkschaft der Region ist - wurde lediglich mitgeteilt,
die Zeit von Tarifverträgen wäre eben vorbei...Und wenn es nicht
funktioniert, wenn der Widerstand zu heftig wird, dann kommt die Nationalgarde.
Nicht nur die Zahl der Selbstmorde hat sich verdreifacht - ebenso auch
die, auch schon vorher hohe, Zahl der Festnahmen junger schwarzer Männer.
Auf der anderen Seite: bereits mehrfach wurden Versuche, Menschen jetzt
auch noch aus den (provisorischen?) Wohnwagensiedlungen zu vertreiben
auch gegen eingesetzte Polizeikräfte vereitelt. Dieses Panorama wird
in dem (englischen) Beitrag "Ten
months after Katrina: Gutting New Orleans" In der Atmossphäre von Not und hemmungsloser Geschäftemacherei
floriert natürlich auch die Kriminalität: der Tod von fünf
Jugendlichen im Juni führte dazu, dass Bürgermeister Nagin die
300 Mann von der Nationalgarde anforderte. Aktivisten der diversen communities
bezweifelten stark, dass diese Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit
führten. Ein Teil der Debatte wird in dem 8englischen) Beitrag "National
Guard Ordered to New Orleans" Aber eben nur ein Teil. Ron Foster, langjähriger Aktivist der Lehrergewerkschaft sagt am Telefon: "Mensch, die Aktionsmuster dieser Truppen kennt man doch - jung und schwarz ist gefährlich. Jung und schwarz im Auto ist Wagendiebstahl. Oder: Dealer. So einfach ist das. Das müsste selbst Nagin noch wissen. Klar gibt es noch mehr Gewalt als vorher. Aber die meiste Gewalt üben weisse Männer in Anzügen aus - auch solche, die noch nie einen Fuß hierher gesetzt haben, mit ihren blutigen Geschäften." Krieg als Muster? Und sein Gewerkschaftskollege Brett Hallister geht noch weiter: "Die alle arbeiten doch nach einem Muster und dieses Muster heisst Kriegsführung. Eine schwarze Metropole mit sehr viele alternativen Ansätzen und zahllosen Projekten soll nicht wieder entstehen, schliesslich ist hier das Umschlagszentrum der Ölindustrie." Ähnlich argumentiert - in seinem (englischen) Beitrag
"Acts
of God and Enclosures in New Orleans" Nachdem die Bushregierung im Juni ihr Wohnungsbauprogramm
für New Orleans bekannt gegeben hatte, sprach auch die Koalition
"Justice
for New Orleans" Selbstorganisation Eine ganze Reihe von Initiativen - von einem Rat im Wohnwagendorf
bis zu eigenen Sicherheitsmaßnahmen ohne Nationalgarde und Polizei
- werden auf der "People’s
Organizing Committee" Dass überall neue Organisationen entstehen, hat auch damit zu tun, dass die traditionellen Gruppierungen, soweit sie noch bestehen, geschwächt sind - als Muster dafür kann die Gewerkschaft United Teachers dienen, die beinahe 7.000 Entlassungen öffentlich weitgehend unbemerkt hinnehmen musste. Zahllose Unternehmen haben lateinamerikanische MigrantInnen zu Niedriglöhnen engagiert, speziell für Aufräum und Wiederaufbauprojekte der Bauwirtschaft. Der (englische) Beitrag "The People United - Worker’s Rights Organizing in New Orleans" von Jordan Flaherty vom 10. Juli 2006 bei "Dissident Voice" bietet einen Überblich über Entwicklung und Auseinandersetzungen im gewerkschaftsnahen Bereich - speziell auch über Gegensätze zwischen afroamerikanischen und lateinamerikanischen ArbeiterInnen - inklusive wichtiger Schritte zu deren Überwindung. (Zusammengestellt von hrw) |