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Updated: 18.12.2012 15:51 |
"Ein Gigant erwacht" Der landesweite Aktionstag gegen das neue Einwanderungsgesetz, der am 10. April organisiert wurde, liess viele Kommentatoren sprachlos: War Ende März die Riesendemonstration in Los Angeles bereits eine historische Aktion gewesen, so war es am 10. April gleich eine ganze Reihe von Städten, die Demonstrationen so gross wie lange nicht - oder noch nie - erlebten. Darunter auch Städte, die nicht so stark von der Migration geprägt sind wie Los Angeles. Und - beispielsweise - eine Kleinstadt in Kansas, von deren 30.000 EinwohnerInnen 3.000 auf der Strasse waren...Die politische und gesellschaftliche Kraft der MigrantInnen - insbesondere eben derjenigen aus Lateinamerika - wurde in dieser Form erstmals sicht- und spürbar, weswegen "Ein Gigant erwacht" Überschrift verschiedener Kommentare war. Eine kurze Bestandsaufnahme des Aktionstages - der auch als Vorbereitung zum "nationalen Migrantenstreik" am 1. Mai dienen soll - "Migrantenwiderstand 2" vom 11. April 2006. Ein Gigant erwacht In mindestens 10 Bundesstaaten der USA fanden am 10. April Kundgebungen, Demonstrationen und Proteste statt, die jeweils unter die Kategorie "historisch" fallen, vor allem wegen den TeilnehmerInnenzahlen. Nachdem es in New York - die "zweite Heimat der Welt" am Aktionstag im März noch sehr bescheiden gewesen war, beteiligten sich diesmal etwa 125.000 Menschen an den Protesten und der Demonstration. Die grösste Demonstration von allen diesmal im texanischen Dallas, wo sich eine halbe Million Menschen an der Demonstration beteiligten. Aber auch Atlanta mit 50.000 TeilnehmerInnen, San Diego und Phoenix mit je 25.000 beispielsweise sahen solche Grossdemonstrationen. Und, obwohl ein guter Teil der Demonstrationen von amerikanischen Fahnen und der Berufung auf "Familienwerte" und vergleichbares geprägt war, gab es auch eine ganze Reihe von Versuchen der Einschüchterung sowie Polizeiaktivitäten. Der grösste Einzelfall: beim Fleischverarbeiter Wolverine Packing Co in Detroit wurden 15 mexikanische Arbeiterinnen entlassen, weil sie an der Demonstration vom 27. März teilgenommen hatten, Frauen die allesamt seit Jahren dort arbeiteten - und zum Teil auch sehr wohl ohne Papiere. Die Welt in Orange Orange County, wo die Stadt mit dem ausgesprochen "ammerikkanischen" Namen Costa Mesa liegt, ist zu einem Zentrum der Auseinandersetzung geworden, weil der Bürgermeister - sozusagen im Vorgriff auf das neue Einwanderungsgesetz - angeordnet hat, Menschen ohne Papiere aufzugreifenund festzunehmen. Das Local 952 der Teamstergewerkschaft hat dagegen breit mobilisiert und in einer Stellungnahme sämtliche Vorlagen, die gegenwärtig diskutiert werden - also auch die alternative Kennedy-Vorlage, die von Gewerkschaften oft unterstützt wird - kritisiert. Damit ist der Orange bezirk einer der wenigen, in dem die gewerkschaften eine führende Rolle in der Mobilisierung spielen, zumal auch etwa die "Chinese Staff and Workers' Association", und der "Asian American Legal Defense and Education Fund" zu den wesentlichen Organisatoren der Proteste gehören und ebenfalls alle Vorlagen ablehnen. Währenddessen mobilisiert die politische Rechte - mit Bezug auf eben Costa Mesa und der Forderung, überall "Illegale" festzunehmen. Für ihren Aufruf zur Hatz bekamen etwa die berüchtigten "Minutemen" per Interviews Platz in einer ganzen Reihe wichtiger Zeitungen. Deutlich öfter als am ersten Aktionstag im März wurde auch auf die Geschichte bezug genommen: speziell auf die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, als während der Wirtschaftskrise rund 400.000 MexikanerInnen aus dem Land vertrieben wurden. Aber natürlich ebenfalls auf die schlichte Tatsache, dass die USA "eigentlich" einer der wenigen Staaten ist, dessen offizielle Geschichtsschreibung die Tatsache nicht verstekckt (oder nicht kann) dass der Staat ein Ergebnis der Migration ist. Day without Immigrants Eine der zentralen und in fast allen Städten bei den Demonstrationen zu sehende Losung war eben jener Aufruf der nationalen Koordination gegen das neue Einwanderungsgesetz. den 1. Mai dieses Jahr zu einem "Tag ohne MigrantInnen" zu machen - wozu viele Untergliederungen der traditionellen Gewerkschaftsbewegung ebenso aufrufen, wie die immer zahlreicheren Gewerkschaften oder Gewerkschaftsähnlichen Organisationen der MigrantInnen. Aber auch unabhängige Gewerkschaften, wie die wieder aktive IWW oder die UE rufen dazu auf. (Aus diversen Berichten zusammengestellt von hrw) |