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Updated: 18.12.2012 15:51
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Massenkündigungen - und Sightseeing: "Katrina 2"

Etwa 100 Kündigungen von Mietverträgen pro Tag werden in New Orleans seit dem Ende des befristeten Kündigungsverbots durch die Regierung Louisianas am 25. Oktober 2005 registriert. Der "Neuaufbau" soll ohne die alten Mieter geschehen, wie von manchen vorausgesagt bzw befürchtet. Dafür sind Busreisen durch NO - Katastrophen-Sightseeing bei den Agenturen überbucht. Ein kurzer Bericht "Katrina 2" vom 4. Januar 2006 von Abel Bellamy, Medien-Aktivist der örtlichen Community.

Katrina 2

Dear Helmut,

nun komme ich endlich dazu, Dir über den Fortgang der Dinge nach dem Sturm zu berichten - wenn auch nur ganz kurz, weil hier der Teufel los ist.

Ganz im Hollywood-Stil "Katrina 2", einfach weil der zweite Sturm über unsere Leute hereinbricht. Jetzt ist es rund 70 Tage her, dass das einstweilige Verbot der Kündigung von Mietverträgen durch die Regierung von Louisiana aufgehoben ist, und seitdem werden jeden Tag im Durchschnitt 100 Kündigungen registriert, mehrere Tausend bisher - also, was wir sofort befürchtet haben, ist dabei einzutreten, der Wiederaufbau soll als Touristen-Disneyland geschehen, ohne uns.

Was da passiert ist von Außen kaum verständlich: Dazu muss man beispielsweise wissen, dass die Gesetze in Louisiana es ursprünglich erlauben, eine Zwangskündigung (mit darauf folgender Räumung) als zugestellt zu betrachten, wenn sie an der Aussentür der Wohneinheit angebracht ist - in einer Lage, da Zehntausende flüchteten und immer noch irgendwo sind, eine sehr "sinnige" Bestimmung. Das geht jetzt nicht mehr - ein erster Erfolg des Widerstands gegen die Zwangsräumungskampagne bestimmt, dass die Bewohner benachrichtigt werden müssen.

Die Vermietergruppierungen behaupten sie würden nur Menschen, die gar nicht mehr hier wohnen wollen und solche die keine Miete bezahlt hätten räumen lassen - was ebenfalls seltsam ist, denn sie haben ja mit den Betroffenen keinen Kontakt gehabt und wissen nichts über deren Absichten. Und dass es Leute zuhauf gibt, die gegenwärtig nicht in der Lage sind, Miete zu bezahlen ist eine Tatsache, die schlichterdings den Sturmfolgen geschuldet ist.

Eine ganze Reihe von Gruppierungen haben sich gebildet, die diesen Massenkündigungen Widerstand leisten, Demonstrationen organisiert, Prozesse angestrengt, Anwälte beauftragt, versucht in die grossen Medien zu kommen (mit geringem Erfolg). Die Polizei hat nicht nur durchweg die Räumungen begleitet bzw mit durchgesetzt, sondern auch in einer ganzen Reihe von Fällen die OrganisatorInnen von Widerstandsgruppen mit legaler Verfolgung bedroht.

Man wird sehen müssen, wie sich das weiter entwickelt, wir versuchen jedenfalls den Widerstand breiter zu machen und das sieht eigentlich ganz gut aus.

Die ganze Perversität des Kapitalismus aber zeigt sich daran, dass einmal mehr aus dem Elend ein Geschäft gemacht wird - wer möchte - und es möchten sehr viele - kann eine Busrundfahrt durch unsere Stadt buchen und Zerstörung gucken. Die entsprechenden Unternehmen haben verschiedene Zusatzfahrten ins Programm genommen, wegen der grossen Nachfrage. Wenn ich alles schreiben würde, was ich dabei empfinde, würde ich vermutlich mit Verleumdungsprozessen überhäuft.

Ich melde mich wieder,

Abel

(Übersetzt von hrw)


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