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Updated: 18.12.2012 15:51 |
Entschädigt. Oder nicht? Was bedeuten 7,8 Milliarden Dollar? Nicht vor Gericht wurden die Schadensersatzansprüche gegen BP verhandelt - und eine Einigung wurde erzielt, die ausgesprochen unterschiedlich bewertet wird. "Nach Ölkatastrophe: BP einigt sich mit Klägern auf Milliarden-Zahlung" lautet die Meldung der Frankfruter Rundschau vom 03. März 2012, worin es heisst: "Nach zähem Ringen außerhalb der Gerichte wird der Ölkonzern BP Privatleuten und Firmen 7,8 Milliarden US-Dollar an Entschädigungen für die Ölpest im Golf von Mexiko zahlen. Allein 2,3 Mrd Dollar gehen in die Fischereibranche. Das ist das Ergebnis einer Übereinkunft mit einem Steuerkreis von über 100 000 Klägern, die gegen den Ölgiganten vor Gericht ziehen wollten, wie der Konzern am frühen Samstagmorgen in London mitteilte..." Aber ganz anders wird die Bedeutung der Einigung beurteilt, wenn in erster Linie darauf verwiesen wird, dass BP eben keinerlei Strafe erfährt, obwohl Lug und Betrug im Wortsinne auf der Hand liegen - abgerundet dadurch, dass die US-Regierung BP verpflichtet hatte, mindestens 20 Milliarden zurückzulegen für Strafe und Entschädigung - so wird es in dem Beitrag "BP Settlement Sells Out Victims – Buries Evidence of Oil Company’s Willful Negligence" von Greg Palast am 04. März 2012 in "The Mudflats" unterstrichen. Palast hatte für die BBC eine vierteilige Fernsehserie über BP gemacht und sieht Unternehmen und Rechtsanwälte als Sieger des privaten Deals - viele Betroffene, die Umwelt und die Wahrheit als Verlierer... Jahrestag der Deepwater Horizon-Katastrophe Zum Jahrestag der Deepwater Horizon-Katastrophe am 20. April macht ethecon auf die Kampagne „BP stoppen“ aufmerksam. Verlangen Sie zu diesem Jahrestag mit einer Protestmail von BP den Schutz von Arbeitern, Anwohnern und Umwelt sowie die vollständige Kostenübernahme für alle Folgeschäden der Katastrophe. Siehe dazu:
Das Gift ist nicht verschwunden - BP versucht sich mit Entschädigungen gegen Klageverzicht aus der Verantwortung zu stehlen „Als vor einem Jahr vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana die Bohrinsel »Deepwater Horizon« des britischen Ölkonzerns BP explodierte, ahnten wohl nur Pessimisten, wieviel Öl auslaufen und wie lange es dauern würde, bis das Bohrloch wieder verschlossen ist. Nach über drei Monaten war das Loch gestopft. Ein Jahr später sieht es vor Ort oberflächlich heil aus und die angekündigten Konsequenzen für besseren Umweltschutz sind offenbar vergessen. Dem Anschein zum Trotz sind die Folgen der Ölpest noch längst nicht bewältigt…“ Artikel von Max Böhnel, New York, im Neues Deutschland vom 20.04.2011 Ölkonzern auf der Anklagebank: Proteste überschatten BP-Jahresversammlung – Atempause in Streit mit russischen Oligarchen Der britische Ölkonzern BP bekommt es mit seinen eigenen Aktionären zu tun. Diese ärgern sich über hohe Kursverluste, Millionenzahlungen an die Unternehmensführung und ein verpatztes Geschäft in Russland. Artikel von Gabriel Rath, London, im Neues Deutschland vom 20.04.2011 Und täglich sprudelt das Öl - Küstenwache sorgt für Ruhe... "Erinnert sich jemand an Exxon Valdez" ist inzwischen schon eine stereotype Frage geworden. Was lange zeit als einer der grössten Ölunfälle weltweit galt, erweist sich im Vergleich zu den immer weiter sprudelnden Ölmassen im Golf von Mexiko als kleine Pfütze.
Golf von Mexiko: Ein Blick in die Zukunft? Die Bevölkerung am Golf von Mexiko ist vor allem in zwei Branchen tätig: Ölförderung und diverse folgende Schritte sowie - Fischerei. Beides ist gegenwärtig nur eingeschränkt möglich - und das kann durchaus so bleiben. Viele Menschen arbeiten in der Fangsaison als Fischer und ansonsten als Hilfskräfte der Ölgesellschaften. Ein beträchtlicher Anteil der Fischer sind Flüchtlinge aus Vietnam und Houma-Indianer. Das Wasser war nicht nur ihr Broterwerb, sondern prägte auch die Alltagskultur. Wird alles anders am Golf nach dem GAU? In dem Artikel "Will BP disaster spark move to a new Gulf economy?" von Chris Komm am 25. Juni 2010 bei den Southern Studies wird versucht, diese und andere Perspektiven aus Sicht der Betroffenen zu analysieren. Siehe dazu auch: "Refinery Events June 18-24" der wöchentliche Nachrichtendienst der Stahlarbeitergewerkschaft USW, die auch die Ölarbeiter organisiert: Ein knapper Hinweis auf einen branchenweiten Alltag voller Zwischen- und Unfälle... Sowie: "The Gulf South as Internal Periphery" - ein Beitrag von und bei den "Southern Leftists" vom 01. Juli 2010 dessen Autoren eine Paralelle ziehen zwischen den Klassenunterschieden und dem Rassismus in der "Katrina response" und den entsprechenden Konsequenzen der Ölkatastrophe. Das schwarze Loch... Scheibchenweise zugeben, was nicht mehr abzustreiten ist, ist eine der ältesten Vorgehensweise der unternehmerischen (und politischen) Schadensbegrenzung: BP beherrscht sie. Die seit vielen Wochen täglich austretende Ölmenge wächst ebenso stetig an, wie die Zahl der Dokumente, die verdeutlichen, dass vor den Gefahren sehr wohl gewarnt wurde. Zum Alltag gehört es inzwischen auch, dass die jeweiligen BP Sprecher gezwungen sind, sich gegen immer mehr kritische Fragen zu wehren, bzw ihnen auszuweichen. Aber nicht nur sie - auch die Regierung und, gerade in den USA, auch jene Umweltorganisationen die sich eng mit Grossunternehmen verbunden haben...Unsere kleine Materialsammlung "Schwarzes Loch" vom 03. Juni 2010, mit einigen weiterführenden Links. Öl satt. Eine makabre Bilanz... Der Golf von Mexiko: Manchmal erscheint er als Summenstrich der bürgerlichen Gesellschaft. Kriegt alles ab. Erst wird die gesamte Küstenlandschaft so niedergemacht, dass das Wasser auch richtig reinkann, wie in New Orleans geschehen. Dann steht das Wasser der Umgebung voll mit Zeitbomben. Die von den Kommerzmedien in der Regel mit Bezeichnungen wie Bohrinsel kosmetisch aufbereitet werden. Und dann tauchen dahinter immer wieder dieselben Akteure auf... In dem Beitrag "Halliburton in spotlight in gulf spill probe" von Margot Roosevelt in der Los Angeles Times vom 03. Mai 2010 geht es darum, dass diese allseits berüchtigte Firma Ausrüster der BP ist und dass Fragen bezüglich Zementierung und sonstigem Material auftauchen... Siehe dazu auch: "Another disaster waiting? Shell Oil running "sister rig" in Gulf nearly identical to ill-fated Deepwater Horizon" von Chris Komm vom 03. Mai 2010 bei "Facing South, der ein Schlaglicht darauf wirft, wieviele Gefahrenmomente ähnlicher Art es in der Region gibt; auf der Seite von FS gibt es unter "Gulf Coast" eine große Sammlung von Beiträgen zu den Gefahren im Golf, inklusive etwa der heutige Stand der Dinge in Sachen "Katrina-Bewältigung"... |