Arbeitsrechtsverletzungen im Logistikzentrum von Pinault-Printemps-Redoute
(PPR) in Indiana, USA
Das französische multinationale Unternehmen Pinault-Printemps-Redoute
(PPR) ist angeklagt worden, gegen US-Arbeitsrecht und internationale Arbeitsrechtskonventionen
verstoßen zu haben, weil es mit einer illegalen Kampagne Arbeitnehmer bedroht
und eingeschüchtert hat, um die Gründung einer Gewerkschaft im Logistikzentrum
in Indianapolis, Indiana, USA zu verhindern.
Das Logistikszentrum in Indiana gehört zu Brylane, ein Tochterunternehmen
des PPR-Versandhauses Redcats, das auch La Redoute in Frankreich, Empire
Stores in Großbritannien und Ellos in Skandinavien besitzt. Weitere PPR-Tochtergesellschaften
sind die europäischen Einzelhändler Printemps, FNAC, Conforama und Emmezeta,
die Großhändler Rexel und Guilbert, und auch Gucci, deren Top-Modeschöpfer
unter anderem Alexander McQueen und Stella McCartney sind.
Das Logistikzentrum beschäftigt etwa 1.000 Arbeitnehmer, von denen die
Hälfte zu ethnischen Minderheiten gehören - Afro-Amerikaner und Latein-Amerikaner
- und von denen etwa ein Viertel erst kürzlich in die USA eingewandert sind.
70% der Arbeitnehmer sind Frauen. Der Verdienst vieler Brylane-Arbeitnehmer
mit Familie liegt unter der Armutsgrenze.
Das US-Arbeitsrechtsbehörde (National Labor Relations Board) ermittelt
in verschiedenen Fällen von Arbeitsrechtsverletzungen gegen Brylane: Es
laufen Untersuchungen wegen Diskriminierung von Gewerkschaftssympathisanten
sowie Gewaltdrohungen gegen sie. In einem Fall drohte ein PPR-Geschäftsleiter,
einem Unterstützter der Gewerkschaft "einen Revolver an die Schläfe zu halten,
um ihn zum Schweigen zu bringen".
Eine ehemalige Vorarbeiterrin aus dem Logistikzentrum in Indiana sagte
vor kurzem aus, dass PPR eine professionelle, anti-gewerkschaftliche Unternehmensberatungsgesellschaft
eingestellt hat, um Brylane-Arbeitnehmern ihre Arbeitsrechte zu verwehren.
Sie berichtete, dass das PPR-Management und die Berater dieser Firma - Ice-Miller,
eine Kanzlei, die bereits von acht amerikanischen Gewerkschaften wegen ihrer
anti-gewerkschaftlichen Praktiken verklagt wurde - sie anwies, Gesetzesverstöße
zu begehen, um die Gründung einer Gewerkschaft zu verhindern.
Arbeitnehmer in dem Logistikzentrum in Indiana arbeiten unter gefährlichen
Bedingungen. Die US-Arbeitsschutzbehörde (OSHA) hat diesbezüglich bereits
Untersuchungen durchgeführt und Strafen gegen Brylane verhangen. Im Februar
reichten Brylane-Beschäftigte eine Klage bezüglich gesundheitsgefährdender
Bedingungen ein und beantragten eine Inspektion des Logistikzentrums. Bei
Brylane erleiden Beschäftigte achtzehn Mal mehr Sehnenscheidenentzündungen
als im amerikanischen Durchschnitt.
Die Beschäftigten von PPR in den USA versuchen, ihre gewerkschaftliche
Vertretung durch UNITE zu organisieren. Die Textilgewerkschaft UNITE (Union
of Needletrades, Industrial and Textile Employees) vertritt mehr als 250.000
Arbeitnehmer in Nordamerika, darunter 30.000 Vertriebsarbeiter bei Firmen
wie Levi's und Xerox - und auch bei anderen PPR-Logistikzentren in Massachusetts.
UNITE und die Arbeitnehmer in Indiana werden von der Internationalen Textil-,
Bekleidungs- und Lederarbeitervereinigung (ITBLAV) und dem Union Network
International (UNI) unterstützt - zwei "globalen Gewerkschaften", die ingesamt
mehr als 25 Millionen Arbeitnehmer in der Textil- und Bekleidungsbranche
bzw. im Handel- und Dienstleistungssektor vertreten.